chapter 31

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P. o. V. Manuel

Ich schloß langsam die Tür und lehnte meinen Kopf an diese. Leise seufzte ich und ließ die Tränen laufen, die sich bisher zurückgestaut hatten. "Es tut mir so leid", flüsterte ich. Es tat mir leid, dass ich nicht früher misstrauisch geworden bin und nicht früher nach ihm gesehen hatte. Ich wusste doch, wie es ihm ging und dass er vermutlich ordentlich trinken würde.

Ich ließ mich auf einen der Stühle im Wartebereich vor Chris Zimmer sinken. Ob ich vorhatte nach Hause zu fahren? Ganz bestimmt nicht. Auch wenn er alleine sein wollte, ich würde ihn niemals mehr allein lassen. Nicht mehr nach der gestrigen Nacht, aus mehreren Gründen.

Ich wollte Chris Wunsch nachgehen und nahm mein Handy. "Hallo Andreas. Dein Bruder ist erkrankt und daher müssen die Termine in den nächsten Tagen/Wochen bis auf weiteres abgesagt werden. Tut mir leid, Gruß Manuel". Dass Andreas es natürlich nicht dabei belies, war mir klar als keine Minute später sein Name auf meinem Handy aufleuchtete.

"Ja?". "Was heißt erkrankt? Kann ja wohl nix so schlimmes sein, dass er wochenlang nich mehr auftreten kann. Wir haben ab nächster Woche wieder Termine.". Wenn du nur wüsstest Andreas, dachte ich mir und seufzte. "Hör zu, ich kann es dir nicht erklären und Chris will das sicherlich auch nicht. Fakt ist, dass er nicht auftreten wird und auch sonst vor keiner Kamera stehen wird.". Ich hörte ihn auflachen und seine aufgestiegene Wut flammte nun auf.

"Jetzt hörst du mir mal zu. Ich war einverstanden, dass du wieder anfangen kannst wenn ihr euch voneinander fernhaltet. Da Chris ja sowieso jemanden dated, aber wenn du jetzt so schon wieder anfängst! Gib mir jetzt meinen Bruder!". Ich schüttelte den Kopf und stand auf, langsam ging ich den Flur auf und ab." Ich kann nicht. Er ist hoffentlich schon eingeschlafen jetzt, er braucht den Schlaf, die Ruhe und vorallem Zeit!". Eine Schwester hielt mich auf und sah mich freundlich, aber verlegen, an.

"Würden Sie bitte aufhören hin und her zu gehen? Wir haben einige Patienten, die das nervös macht.". "Entschuldigen Sie, natürlich.". Ich ging zurück und setzte mich wieder. "Was für andere Patienten? Seid ihr im Krankenhaus oder was?". "Andreas verdammt. Es geht ihm beschissen, ok? Gib ihm jetzt einfach die Zeit und lass ihn in Ruhe.". Ich konnte sein genervtes Seufzen hören. "Zu meinem Geburtstag ist er hoffentlich wieder aufgetaucht, sonst langt es.".

Tut Tut Tut. Er hatte aufgelegt und seufzend steckte ich mein Handy zurück in die Hosentasche. Ich beobachtete eine Schwester, die gerade aus Chris Zimmer kam mit einem leeren Essenstablett." Ich kann Ihnen auch noch etwas holen, falls Sie wollen.". Lächelnd sah sie mich an, doch ich verneinte dankend. Ich würde jetzt eh nichts runterbekommen, geschweige denn drin behalten können. Ich lehnte mich an und schloß die Augen.

"Nein! Lass mich, bitte tu mir nichts!". Leise, gedämpft hörte ich eine panische Stimme, ich dachte es sei ein Traum. Als ich die Augen aufriss, konnte ich sehen, dass eine Schwester geradewegs auf mich zu kam. "Was ist passiert?". Ich stand sofort auf und sah mich um. "Herr Reinelt scheint schlecht zu träumen, wir müssen ihn aufwecken.". "Ich mach das, mir vertraut er fast wieder.". Ich ging schnell in das Zimmer.

Chris lag völlig verschwitzt und zusammengerollt im Bett, ich konnte sehen, dass er Schmerzen hatte. Er wühlte sich ganz viel und flehte im Schlaf, flehte, dass sein Vergewaltiger von ihm abließ. "Chris", ich setzte mich ins Bett und zog ihn hoch in meine Arme. Augenblicklich begann er um sich zu schlagen, wollte sich lösen und schrie verzweifelt. "Schatz, mach die Augen auf. Hey, bitte.". Er schlug mir an den Rücken und drückte seinen Kopf dabei vor Angst an meine Brust. "Manu", ganz leise konnte ich ihn hören ehe seine Schläge aufhörten.

"Ganz ruhig, nur ich bin hier. Schau mich an.". Ganz langsam hob er den Kopf und sah mir in die Augen, während ihm immer mehr Tränen liefen. "Ich hab von ihm geträumt, ich hab so Angst.". Ich drückte ihn ganz vorsichtig wieder an mich und diesmal ließ er es zu, schmiegte seinen Kopf an meine Brust und schloß erneut die Augen. "Du bist in Sicherheit Chris, solange ich bei dir bin wird dir nichts passieren. Ich verspreche es dir.". Ich gab ihm ganz sanft einen Kuss auf den Kopf.

"Jedes Mal wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich ihn", murmelte er schwach und schluchzte leise auf. "Lass uns morgen früh wegfahren.". Ich strich ihm ganz sachte durchs Haar. "Weg von hier und irgendwo hin, wo uns niemand kennt und du keine Erinnerungen an ihn hast.". Er nickte schwach. "Okay.". "Versuch aber erstmal wieder zu schlafen, ich bleib bei dir.". "Warum bist du überhaupt noch hier? Ich hab dich doch weggeschickt.". Lächelnd gab ich ihm noch einen Kuss aufs Haar, bevor ich leise antwortete: "Weil ich dich nie mehr alleine lassen werde.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt