chapter 41

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P. o. V. Manuel

Ich hatte Chris Auftritt besorgt und vorallem misstrauisch beobachtet. Ich hatte gehört, welche Kommentare durchs Publikum gingen und was gerufen wurde. Andreas Blick schien nachdenklich als er an der Sidestage auf seinen Bruder wartete. Ich wäre am liebsten hingerannt und hätte jeden Einzelnen, der etwas gegen ihn sagte, auseinander genommen. Aber ich durfte meinen Platz nicht verlassen, andererseits würde Sucker mich sofort rauswerfen lassen. So beobachtete ich Chris stumm und hoffte, dass er das noch durchhalten würde.

Leider war genau dies nicht der Fall und er kam völlig fertig und ohne jegliche Beherrschung von der Bühne. Dass die Erlebnisse auf der Bühne nicht genug waren, zeigte ihm sein Bruder indem er ihm hinterher lief. Ich wollte gerade mit als mich zwei Kollegen aufhielten und für die Bühne abstellten, wo ich darauf achten sollte, dass der Auslass vernünftig lief. Angespannt wartete ich an der Seite, dass alle Fans die Halle verließen und ich endlich nach meinem Freund sehen konnte. Ich wusste, dass er fertig mit den Nerven war, jedoch wusste ich genauso gut, dass Andreas mit ihm reden würde. Je länger es dauerte, desto schlimmer wurde mein Gefühl.

Anni lief an mir vorbei und ich hielt sie schnell fest. "Tust du mir bitte einen Gefallen?". Sie sah mich an. Anni war schon lange hier und wir verstanden uns eigentlich immer gut. "Ja?". "Ich weiß, dass ich kein Recht dazu habe und du mich sicherlich auch nicht abkannst aktuell aber würdest du bitte meinen Platz übernehmen? Ich muss unbedingt nach den Chefs schauen.". Sie sah mich skeptisch an, nickte dann aber. "Stimmen denn die Gerüchte?". Ich gab ihr mein Funkgerät und zuckte die Schultern. "Es gibt so viele, welche meinst du genau?".

"Na ja also dass Chris und du-". Ich nickte nur. "Ja, ja das stimmt.". Ich musste kurz lächeln bevor ich mich bei ihr bedankte und loslief in den Backstage, wo ich Chris gerade schon schreien hörte. Ich schlug die Tür auf und zog Andreas weg. Ich raste vor Wut. "Zieh ab! Du sollst ihn in Ruhe lassen also hör doch drauf!". Andreas sah mich an und in seinen Augen stand die blanke Wut. "Du hast mir gar nichts zu sagen! Ihr seid ohnd Grund abgehauen und habt den Schwanz eingezogen!". Ich holte aus und war bereit Chris älterem Bruder eine reinzuziehen als dieser mich leise bat es nicht zu tun. Doch nach einem kurzen Blick konnte ich erkennen, wie es ihm wirklich ging und dass er litt. Ich ignorierte seine Bitte und schlug auf Andreas ein. "Du bist so ein Arschloch Manuel!". Ohne noch etwas dagegen tun zu können, traf mich ebenfalls ein Schlag und kurz darauf war Chris aus der Garderobe geflüchtet.

Doch nun artete es aus und wir schlugen blind aufeinander ein. "Es reicht verdammt nochmal!". Ich drückte meine Hand an seinen Hals und hielt ihn am Boden. "Lass mich los du Arsch!". Ich sah ihn an, wütender denn je. "Dein Bruder ist vergewaltigt worden!".

Sofort ließ die Gegenwehr ab und er sah mich mit aufgerissenen Augen an. "Verarsch mich nicht Manu! Damit macht man keine Scherze.". Ich atmete tief durch, überlegte kurz was ich sagen würde. "Ich habe ihn vor fast 4 Wochen gefunden, in seiner Wohnung.". Ich versuchte wieder etwas ruhiger zu sprechen, doch kam bei der Erinnerung der Schock wieder hoch und ich ließ ihn los. "Auf dem Boden neben seinem Bett, verwundet und nackt.". Ich setzte mich auf den Boden und ließ den Kopf sinken. "Er hatte total Panik und ich brauchte viel Zeit, um ihn ins Krankenhaus zu kriegen.". Ich atmete durch und merkte die Tränen, die meine Wangen hinab liefen.

Ich sah kurz nach oben und versuchte die weiteren Tränen zu verhindern. "Er erzählte mir nicht, was genau passiert war. Ich wusste es aber trotzdem und habe entschieden ihn hier wegzuholen.". Ich wischte mir kurz über die Wangen und sah Andreas an, der sich mittlerweile mir gegenüber gesetzt hatte. "Wir waren an der Nordsee und haben das Vertrauen wieder aufgebaut. Er hat mich wieder umarmt und mit mir gekuschelt.". Ich schaffte es zu lächeln, denn diese Erinnerungen waren positiv und brachten mir eine angenehme Gänsehaut. "Er hat mir alles erzählt. Von Anfang an bis zum Zeitpunkt als ich die Wohnung betrat.".

Ich beobachtete Chris Bruder und schwieg nun. Ich konnte ihm ansehen, dass er mit sich zu kämpfen hatte. "Wer Manu?". Seine Stimme war brüchig, voller Schock. "Ein Marcel, Arbeitskollege von einem seiner Schulfreunde.". Ich schüttelte leicht den Kopf. "Er hat es getan, weil er eifersüchtig auf mich ist und Chris ihn abgewiesen hat.". Ich atmete etwas durch und strich mir durchs Haar. "Gib ihm bitte Zeit Andreas. Er hat total Angst vor Berührungen, vor allem von Männern.". Er nickte nur stumm und stand auf, hielt mir die Hand hin.

Ich ergriff sie und er zog mich auf die Beine. "Geh zu ihm, ja? Ich halt euch den Rücken frei.". Er gab mir ein leichtes Lächeln. "Tut mir leid, dass ich ihn so angegangen bin.". Ich nickte und klopfte ihm leicht auf die Schulter. "Ich danke dir.". Ich griff schnell Chris Sweatjacke und verließ die Garderobe. Vor der Tür atmete ich tief durch und strich mir langsam durchs Gesicht. Nun war es raus.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt