chapter 93

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"Es ist so schön dich endlich wieder hier zu haben mein Junge.". "Ich freu mich auch, danke Papa.". Ich war jetzt schon fast fünf Tage wieder wach und durfte endlich nach Hause. Meine Eltern bestanden darauf, dass ich mit zu ihnen kam, denn meine Wohnung hatte ich angeblich letztes Jahr gekündigt. Mein Vater nahm mir meine Tasche ab und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus. "Wo wohne ich denn eigentlich?". Meine Eltern tauschten einen vielsagenden Blick aus. "In einem Wohngebiet nahe deiner Arbeit.". Ich seufzte. Danke für die Information, dachte ich und rollte mit den Augen. "Und wie lange soll ich bei euch bleiben?". "Bis du dich weit genug erinnern kannst.". Verständnislos schüttelte ich den Kopf. "Redet Klartext.". "Zuhause Manuel.". Ich stieg ins Auto und lehnte den Kopf ans Fenster. "Alles fertig?". "Ja", murmelte ich und beobachtete einen Mann, der im dicken Hoodie vermummt ins Krankenhaus huschte.

Die Fahrt verlief ruhig. Nach Herford dauerte es ein Weilchen und dann standen wir noch mitten in einem Stau. Seufzend sah ich mich um. "Mom, kann ich mein Handy haben?". Sie drehte sich zu mir und gab es mir. "Bevor du es anschaltest, versprich mir dich nicht aufzuregen. Wir klären das in Ruhe zuhause.". "Was zur Hölle meinst d-". Ich starrte mein Handy an. "Ist das Chris?!". Seufzend nickte meine Mom und drehte sich wieder nach vorne. Meinen Sperrbildschirm zierte eine Nahaufnahme von Chris, er lachte glücklich in die Kamera. Ich entsperrte es, nur um erneut ein Bild von ihm zu finden, diesmal jedoch mit mir zusammen. "Eins muss man euch lassen, Photoshop beherrscht ihr echt gut", murmelte ich und ging auf WhatsApp.

Fast 200 Nachrichten wurden mir angezeigt und ich pfiff anerkennend. "Mich haben ja doch so einige vermisst", nuschelte ich. Ich sah mir zuerst die alten Nachrichten an, einige von Leon und Sophie, ebenfalls Schulfreunden. Die Gruppen überflog ich schnell. Ich hatte eine neue Nachricht von gestern Abend, von Céline. Ich musste lächeln. "Hey du Chaot, es heißt du bist wieder unter den Lebenden😍Komm schnell wieder arbeiten, wir haben dich alle vermisst!". Ich antwortete ihr kurz und verließ den Chat wieder. Mein Blick blieb an einem Kontakt hängen, an dem einen, der fixiert war. Chrissy❤️. Schnaubend ging ich rauf und ließ mir die knapp 100 Nachrichten anzeigen. Jede einzelne laß ich mir durch, jede Sprachnachricht hörte ich. Mein Kopf drohte zu explodieren vor Ahnungslosigkeit. "Wann sind wir zuhaus?". "20 Minuten.". "Gut, ich brauche Erklärungen.".

Nach knapp einer halben Stunde saßen wir gemeinsam am Esstisch, ich hatte eine Tasse Tee vor mir stehen. "Was ist da jetzt? Ich muss es wissen und kommt mir nicht auch noch mit Chris an.". "Manuel, das ist alles so fürchterlich kompliziert.". Meine Mom seufzte tief und sah meinen Vater hilflos an. "Wir sollten von ganz vorne beginnen Lydia.". Sie nickte und nahm über den Tisch hinweg meine Hand. "Hör bitte zu.". Ich nickte und lehnte mich gespannt vor. "Du hattest eine kurze Beziehung zu einer Frau, die zu Bruch ging. Du warst auf keinen Dates mehr, hast keiner Frau mehr hinterher gesehen und warst oft mit Christian feiern.". Mein Vater ergänzte: "Du hast öfter bei ihm geschlafen als hier.". Stumm nickte ich und ließ mich langsam nach hinten sinken.

"Ihr seid euch näher gekommen, habt euch geküsst und angefangen Gefühle aufzubauen, die Andreas euch verboten hat. Du wurdest von ihm suspendiert und durftest Chris nicht sehen, nicht schreiben. Es hat euch umgebracht Manuel, du hast so oft weinend hier gesessen."." Wegen Chris? Reinelt?". Mein Vater nickte. "Ich war anfangs skeptisch und wollte es dir auch ausreden. Allerdings habt ihr uns alle überzeugt.". Ich strich mir durchs Gesicht. "Ich will nichts mehr hören, danke.". Ich stand auf und nahm meine Tasse. "Das ist mir alles zu viel und zu hoch. Ich kann Chris nicht lieben.". Meine Mutter erhob sich und sah mich ernst an. "Schau in dein Handy mein Kind. Schau dir die Bilder an, die Videos und hör auf dein Herz.".

Ich schüttelte wehement den Kopf. "Wir alle lieben Chris Manuel, aber du am meisten. Sonst hättest du ihm nach der Vergewaltigung nicht beigestanden, hättest ihm keinen Antrag gemacht.". "Halt den Mund!". Aufgebracht atmete ich durch und stellte die Tasse mit einem lauten Knall zurück auf den Tisch. "Ihr wisst doch alle nicht, was ihr redet! Ich bin hetero! Ich will Chris nicht küssen, nicht lieben und schon gar nicht ficken!". Ich griff meine Jacke vom Stuhl und verließ das Haus über die Terrassentür. Einen Augenblick lang blieb ich stehen und eine innere Stimme schrie mich an:"Du liebst ihn!". Eilig schüttelte ich den Kopf und damit diesen dämlichen Gedanken gleich weg. Ich lief durch die Böschung zum Ufer des kleinen Sees hinter unserem Grundstück. Schwer atmend ließ ich mich am Ufer nieder und strich mir durchs Gesicht. Langsam zog ich mein Handy aus der Tasche und entsperrte es.

Neue Nachrichten (2): Chrissy❤️

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