chapter 15

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P.o.V. Andreas

Meinen Bruder hatte ich die kommenden Tage nicht gesehen. Stattdessen durfte ich mir eine Standpauke meiner Mutter anhören, eine meiner Frau und das enttäuschte Gesicht meiner Tochter, weil ihr geliebter Onkel nicht mehr da war, musste ich mir ebenfalls ansehen. Im Tourbus hatte er sich auch gleich verzogen, war mir aber Recht. Spätestens auf der Bühne mussten wir allerdings die Professionalität wahren.

Ich wurde wach als jemand in den Bus kam und in normaler Lautstärke meinen Bruder weckte, es war wohl etwas kaputt gegangen und so entschied ich hinterher zu gehen. Ich kam in die Halle und wurde gleich von einigen Mitarbeitern begrüßt und mir wurde der Tagesplan gegeben. Auf Nachfrage wo denn Chris sei, sagte man mir, dass er mit Manuel an der Bühne arbeitete. Augenblick schnaubte ich leicht auf, versuchte aber die Wut darüber zu verbergen. Bei allen Mitarbeitern hier musste es natürlich Manuel gewesen sein.

Ich betrat die Bühne auf der anderen Seite und lehnte mich an einen der Träger. Heimlich beobachtete ich die beiden Männer, jeder einzelne Handgriff prägte sich ein und die stumme Übereinstimmung der Beiden beunruhigte mich. Sie stritten seit einigen Wochen, redeten kein Wort miteinander und trotzdem harmonierten sie hier so stark. Sie arbeiteten hochkonzentriert und waren recht schnell fertig. Ich beobachtete meinen Bruder beim Aufstehen und wie er Manu die Hand hinhielt.

"Lehn es ab", murmelte ich leise und konnte sehen, dass Manu mich erkannt hatte. Ich sah ihn ernst an, doch er schaute zu Chris und nahm dessen Hand. "Fuck.". Ich schüttelte den Kopf und sah zu wie Chris ihm hoch half und beide sich für einen Moment ansahen. Angewidert drehte ich mich weg und verließ die Halle. Ich ging raus und hinter die Halle, wo ich Ninas Nummer wählte. "Naa", begrüßte sie mich. "Hey du, wir haben mal wieder nen Problem.".

"Was diesmal? Chris schon wieder beim befriedigen erwischt?". Ich hörte ihren spottenden Ton und lachte auf. "Schön wärs, aber das Problem ist weitaus schlimmer. Die nähern sich wieder an.". Ich hörte sie aufseufzen. "Und nun? Wir haben kein Druckmittel mehr.". Ich ging etwas hin und her. "Es gäbe etwas, aber das ist eigentlich zu riskant.". Nina wurde hellhörig. "Erzähl.". "Was wird Chris wohl wichtiger sein? Manu oder Karriere?". Kurz war es ruhig. "Du willst es den Medien mitteilen und irgendwelche Fans anteasern?".

Ich strich mir über den Bart und sah zur Halle. "Was soll ich sonst machen? Man Nina, gib denen zwei Wochen auf Tour und die machen im Bus rum!". Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf den Boden. "Es ist die einzige Möglichkeit, wenn wir die Leute auf ihn hetzen. Dann wird er nämlich ganz schnell wieder heterosexuell werden damit er wieder in Ruhe gelassen wird.". "Hm-hm", murmelte Nina. "Ich weiß nich, ob das jetzt zu hart wird. Das kann euch echt Fans und Einkünfte kosten.". "Egal, hauptsache er schlägt sich diesen Schwulenscheiß ausm Kopf.".

"Denn machs.". Ich nickte und stellte auf Lautsprecher, sodass ich auf meinem Handy nach Nummern suchen konnte. "Welche Medien wären am besten? Die es schnell und halbwegs glaubwürdig verbreiten?". Ich hörte, wie Nina auf ihrem Laptop tippte und scheinbar nach Möglichkeiten suchte. "Hast du nh Bild von Chris mit einem Mann oder zumindest ein Bild von dem man schließen könnte, das er schwul ist?". Ich scrollte durch meine Galerie und durchsuchte etliche Bilder. "Ich hätte eins von ihm mit einem Mann, den wir mal auf ner Aftershowparty getroffen haben. Da war er dicht und das Bild ist schon etwas mehr.".

Ich schickte ihr das Bild. Zu sehen waren Chris und ein fremder Mann, wie sie sich umarmten und jemand die Hand auf Chris Hintern hatte. "Schick das anonym an die ganzen Sender, Zeitungen und lass es den Fanpages zukommen. Dann wird es ein Selbstläufer.". Ich nickte und tat gleich, was sie mir sagte. "Das muss sich schnell verbreiten, dass er es auch gleich mitbekommt und sich fernhält von Manu.". Ich stand wieder auf. "Wir bekommen unsere Technik immerhin von ihm, wenn er Chris befummeln muss, endet das nicht gut.".

Ich sah mich um und konnte erkennen, wie Chris gerade in den Bus ging. "Ich verstehe nicht, wie mein Bruder zu so einer Schwuchtel werden konnte.". Nina seufzte. "Wer weiß. Identitätskrise oder so.". Ich zuckte mit den Schultern. "Na gut, ich werd mal proben gehen. Danke dir Nina.". Sie verabschiedete sich von mir und ich ging zurück in die Halle, wo mir Manuel freudestrahlend entgegen kam. "Morgen Chef", meinte er lächelnd und ging zum Catering. Ich sah ihm nach, sauer und wütend. "Genieß es solang er dich noch glücklich macht", nuschelte ich und ging weiter. "Genieß es Manuel.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt