chapter 65

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P. o. V. Christian

"Sei einfach du selbst", murmelte ich bevor ich auf die Klingel drückte. Er nickte leicht und atmete durch. "Hallo Christian", begrüßte meine Mutter mich freudig und nahm mich in den Arm. "Schön, dass du da bist.". "Hey Mom", erwiderte ich und drückte sie an mich. "Ich hab Manuel mitgebracht", ergänzte ich nun noch und zeigte auf ihn. "Gottchen, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen Manuel?". Er lächelte leicht. "Eine Ewigkeit Hedi, freut mich dich wiederzusehen.". Sie nahm ihn kurz in den Arm und bat uns ins Haus. "Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass du noch mitkommst. Chris hatte von jemandem gesprochen, aber ich hätte was anderes gedacht.".

Kurz schweifte sein Blick zu mir, während ich nur seufzend meiner Mutter hinterher ging. "An wen dachtest du denn?". "An deine Freundin. Du schienst so nervös als du sagtest, dass du mir jemanden vorstellen möchtest. Manuel kenne ich doch bereits.". Ich strich mir durchs Haar und nahm mit Manu Platz. "So ganz falsch ist das auch nicht.". Neugierig sah sie zu mir. "Soll ich für noch jemanden decken?". Ich sah sie ernst an. "Ich möchte dir Manu vorstellen Mom", sagte ich mit fester Stimme, "-als meinen Freund.". Ich konnte den Schock in ihren Augen sehen, die Ungläubigkeit. "Als Freund?". Manu erhob sich und wollte etwas sagen, doch sie unterbrach ihn.

"Ich dachte wir hatten das Thema bereits Christian. Du bist verwirrt und gestresst vom Stadion, danach trennt ihr euch eh wieder.". Ich schüttelte den Kopf und stand auf. "Manu, wir gehen.". Er stand mit gesenktem Kopf auf und ging vor. Kurz sah ich ihm nach. "Merkst du nicht, dass wir uns lieben?! Wirklich lieben! Wir sind seit ein paar Monaten jetzt zusammen, kennen uns seit zig Jahren und sind unzertrennlich!". Sie schüttelte verständnislos den Kopf. "Wieso ein Mann? Willst du denn keine Kinder?". "Wer sagt, dass wir keine Kinder haben können? Wir können immernoch adoptieren oder eben kinderlos bleiben!". Ich wurde immer wütender und langsam war es mir egal, was ich alles sagte.

"Komm mal runter von deinem eingeschränkten Weltbild Mom! Auch Männer können sich lieben, stells dir vor!". Ich ließ sie gar nicht zu Wort kommen, so wütend war ich. Dass Manu hinter mir stand, alles mithörte und mich besorgt beobachtete, merkte ich nicht. Und auch, dass mir heiße Tränen über die Wangen liefen, bekam ich nicht mit. "Ich date seit einem halben Jahr Männer, schlafe mit ihnen und schaue keinen Frauen hinterher. Ich bin mir sicher, dass Manu, und nur Manu, der richtige Mann für mich ist!". Ich schluchzte schwach auf. "Ich bin vergewaltigt worden Mom", flüsterte ich. "Und er war für mich da, ist mit mir zur Therapie und zum Gericht.". Sanft spürte ich seine warme Hand an meiner Taille. "Schatz, bitte setz dich hin.". Erst jetzt spürte ich, dass mein ganzer Körper zitterte.

Ich ließ mich von ihm setzen und atmete tief durch. "Schau mich an", flüsterte er und kniete sich vor mir hin. Ich sah etwas hoch und in seine Augen. "Ganz ruhig, du hast eine Panikattacke Schatz", hauchte er und nahm meine Hände in seine. Ganz langsam strich er darüber und atmete immer tief durch, dass ich es nachahmen konnte. "Was hat er?". Die unruhige Stimme meiner Mom erklang neben Manu und kurz darauf konnte ich sie auch erkennen. "Panikattacke, passiert öfter seit den Geschehnissen. Das eben war zu viel für ihn.". Manu hatte von meiner Therapeutin einige Techniken und Tipps bekommen, was in diesen Situationen glücklicherweise half. "Könntest du ein Glas Wasser holen?". Ich schloß die Augen und öffnete sie erst wieder, als Manu mir ein Glas hinhielt. "Trink etwas Schatz, ist es schon besser?". Ich nickte leicht und trank ein wenig.

"Ist schon gut Manu, ich komm klar", nuschelte ich und setzte mich wieder richtig an den Tisch. Noch immer besorgt setzte er sich zu mir. "Was er eigentlich sagen wollte", setzte Manu an und sah zu meiner Mutter, "-wir sind nicht zusammen, weil wir uns ausgesucht haben, dass wir uns ineinander verlieben. Es ist nunmal passiert und hat uns wunderschöne Erfahrungen und Erinnerungen beschert.". Sie nickte etwas. "Ich kann nicht sagen, dass ich vor Freude strahlen möchte aber vielleicht habt ihr ja Recht. Ich schau mir das an, ok?". Ihr Blick glitt zu mir und ich nickte stumm. "Erzählt doch einfach mal, wie es dazu kam.". Manu strich sachte über meine Hand und begann zu erzählen, sie schwiffen ab zu unseren Urlauben und dann zur Arbeit und dem Stadion.

Ich aß nebenbei in Ruhe etwas Kuchen, den Kaffee rührte ich nicht mehr an, um meinen Puls nicht noch unnötig in die Höhe zu treiben. Ich hörte den Beiden zu, musste ab und an schmunzeln und meinte letzlich eine liebevolle Wärme in den Augen meiner Mutter erkennen zu können. Dass sie Manu als Person mochte, wusste ich, aber als Schwiegersohn war ich mir unsicher. So ganz überzeugt war sie noch nicht als sie uns einige Stunden später verabschiedete, jedoch wusste ich nun, dass sie versuchen würde mich zu verstehen. "Habt noch einen schönen Abend ihr Zwei, grüßt deine Eltern lieb Manu.". Er lächelte und stimmte dem zu. Er ging nochmal zurück zu ihr und nahm sie in den Arm, dabei sagte er ihr noch etwas. Sie nickte lächelnd, drückte ihn noch einmal und dann kam er zu mir gejoggt. "Danke, dass du heute mit warst Schatz", nuschelte ich und er blieb stehen. Sanft zog er mich an sich ran. "Es ist deine Familie, natürlich Chrissy.". Ich gab ihm einen liebevollen Kuss und flüsterte: "Ich liebe dich Manuel.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt