chapter 72

215 19 5
                                    

Zum Abend hin hatte unser Catering, angeleitet durch Tina, ein paar Bänke und Tische aufgestellt. Zwischen den Bussen war genug Freifläche, um in Ruhe und geschützt zu grillen. Als Auftakt für die kommenden Tage hatten sie sich heute überlegt mit allen Anwesenden Zeit zu verbringen bevor ab morgen der Trubel und die Anstrengung losging. Andreas und ich halfen bereits etwas beim Aufstellen und Verteilen der Teller, Gläser, Soßen und alles weitere. Gegen 20 Uhr kam auch die Crew und nahm gleich an den Tischen Platz.

"Bitte mal kurz Ruhe!". Andreas erhob seine Stimme und sah sich um. "Erstmal wollen wir euch danken für alles, was ihr schon geschafft habt. Ihr seid echt die Besten und-". Lautes Jubeln wurde breit und mein Bruder brach lachend ab. "Jaja, wir hoffen auf weitere gute Tage und dass wir schnell vorankommen. Auf eine geile Show!". Erneut lautes Jubeln und als ich ankündigte, dass sich jeder nun zu Essen nehmen durfte, wurde es nochmal lauter. Wir beide, als die Chefs, warteten bis jeder sich zu Essen und zu Trinken genommen hatten, bis wir selbst uns bedienten. Andy setzte sich etwas an den Rand und aß, während ich mich nach Manu umsah. Ich fand ihn schließlich bei Till, Johann und Eric. Auf dem Weg dorthin blieb ich jedoch unschlüssig stehen.

"Wie ist es so Manu? Erzähl schon. Muss doch geil sein sich beim Chef hochzuschlafen, vorallem wenns so eine Tunte ist.". Schwer schluckte ich, drehte um und setzte mich still schweigend zu meinem Bruder. Nach ein paar Bissen legte ich mein Besteck nieder und sah angewidert auf meinen Teller. "Chris, du isst noch was.". Ich schüttelte den Kopf und beobachtete Manus Tisch. "Christian das ist kein Scherz, du musst essen.". "Lass mich.". Ich ignorierte ihn und lauschte stattdessen weiter dem Gespräch von Till und den Jungs. "So als Schwuchtel is doch geil. In ner Gemeinschaftsdusche hast du immer genug zu gucken, kannst dich angeilen.". Lachend unterbrach Eric ihn: "Wer weiß wie oft Chris das schon gemacht hat.". Der ganze Tischt lachte, einer tat nur so.

"Mensch Manu, jetzt gib uns doch mal Informationen.". Stammelnd fing er tatsächlich etwas an: "Nun ja, ist halt schon-". "Halt dein Maul!". Ich stand auf und schlug auf den Tisch. "Du sollst dein Maul halten!". Tränen liefen über meine Wangen, während Manu mich schockiert ansah. "Dir bin ich doch total egal verdammt! Du faselst die ganze Zeit von Liebe und Vertrauen, dass du zu mir stehst und dann lästert du mit denen!?". "Chris", Andreas zog an meiner Jacke doch ich schlug seine Hand weg. "Ich hab dir vertraut! Hab dich geliebt und dir meine schlimmsten Gedanken anvertraut und du?!". Schwer atmend ging ich einige Schritte auf ihn zu. "Du fällst mir in den Rücken wie niemand zuvor es je geschafft hat", raunte ich wütend. Ich drehte mich weg von ihm und ging.

"Wir sind verlobt!". Ruckartig blieb ich stehen. "Christian Reinelt und ich sind verlobt, weil wir uns lieben. Scheiße Chrissy, ich hab mich so in dich verliebt und ich weiß nicht, warum ich dich ständig verletze. Es ist mir nicht peinlich, ich habe nur Angst. Unberechtigterweise, schätze ich.". Mir lief es eiskalt den Rücken runter, ich traute mich noch nicht ihn wieder anzublicken. "Ich liebe dich!". Es war still. Niemand sagte mehr einen Ton bis auf ein leises "Ach du scheiße". "So richtig Manu?". Till stand auf und lachte. "So richtig zusammen mit Liebe, Knutschen und so?". Ein dumpfer Schlag ließ mich sofort umdrehen. Till taumelte eine Schritte von Manu weg, der seine Hand gerade ausschüttelte. "Lass mich dir eins sagen, jedem von euch hier!".

"Wir lieben uns! Wir küssen uns, halten Händchen und ja-", er sah mir genau in die Augen, "-wir schlafen auch miteinander. Na und? Hört endlich mit eurer homophoben scheiße auf und akzeptiert es einfach! Wir werden heiraten! Und wir scheißen auf eure Meinungen, nur könnt ihr euch genauso gut verpissen wenn ihr so dagegen seid.". Langsam kam Manu auf mich zu, noch immer schnappte ich nach Luft und versuchte mich zu beruhigen. "Atme tief durch", murmelte er und nahm sanft meine Hände in seine. "Ich liebe dich Chris und ich habe es nun begriffen", flüsterte er und strich dabei über meine Hände. "Ich muss auf die Meinungen der Anderen pfeifen, nur uns sehen. Ich werde mich bessern.". Vorsichtig lies er meine Hand los und strich mit dieser über meine Wange.

"Vergib mir.". Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss, den er sofort erwiderte. Sanft zog er mich nah an sich und nuschelte: "Küss mich wie an unserer Hochzeit.". Ich gab ihm noch einen Kuss, sanft und liebevoll. "Chranu!". Das laute Jubeln meines Bruders ließ mich lächeln und kurz darauf folgte lautstarker Applaus. Ich lehnte meine Stirn an Manus und ließ den Tränen freien Lauf. Die Crew erhob sich, applaudierte und gröhlte. Diejenigen, die aufstanden und gingen waren mir gerade egal. Es zählte gerade nur der Moment. "Chris und Manu Re-.". Ich unterbrach ihn mit einem Kuss, was er lächelnd zuließ, denn er wusste genau, was ich ihm damit hatte sagen wollen.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt