chapter 32

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Ich machte die Nacht über kaum ein Auge zu, stumm beobachtete ich ihn. Er war mittlerweile eingeschlafen, jedoch bewegte er sich viel und war allgemein sehr unruhig. Ich schob es auf die vergangenen Geschehnisse und die daraus resultierenden Schmerzen. Ich strich ganz leicht und vorsichtig über seinen Rücken und flüsterte beruhigend auf ihn ein, sobald ein erneuter Alptraum begann.

Er konnte hier nicht bleiben. Er brauchte dringend Abstand, von allem und jedem hier. Ich holte vorsichtig mein Handy aus der Hosentasche und suchte nach einer geeigneten Unterkunft für uns. Ich wusste, dass Chris die Nordsee liebte und immer wieder Familienurlaube dorthin machte. Ich schaute also dort und wurde, trotz der Spontanität, schnell fündig. Ein kleines Bungalow, keine 100 Meter zum Strand und vorallem etwas abgeschottet von den anderen Ferienhäuser dort.

Ich buchte es uns also, erstmal für eine Woche jedoch wusste ich nicht, wie lange Chris und ich dort bleiben würden. Ich sah kurz zu ihm und wusste, dass es ein langer Weg werden würde. Ein langer Weg zur Normalität, an dem ich nicht von seiner Seite weichen würde. Schnell schrieb ich meiner Mom eine Nachricht, ob sie am Morgen zu mir fahren und eine Tasche mit Klamotten packen könnte, welche sie mir wiederum herbrachte. Laut meines Handys war es gerade fast 2 Uhr nachts und ich entschied, dass ich versuchen sollte zu schlafen.

"Manu", leise murmelnd hörte ich ihn sprechen. "Manu, ich muss mal.". Ich brummte leise und öffnete meine Augen. "Soll ich mit?". Aus müden Augen betrachtete ich ihn. In seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck, Angst und Unsicherheit strahlten mir entgegen. Er nickte leicht und stand auf. Ich tat es ebenfalls und seufzte kurz, da mir mein Nacken von der Schlafposition schmerzte. "Komm mit Kleiner.". Ich nahm vorsichtig seine Hand und gemeinsam gingen wir ins Bad, wo er sich frisch machte und auf Toilette ging.

"Alles ok soweit?". Er nickte und kam wieder raus zu mir. "Ich hab uns ein kleines Bungalow gemietet in der Nähe von Dornum.". Er sah zu mir und konnte tatsächlich etwas lächeln. "Danke Manu.". Und was er dann tat, ließ mein Herz ihm vollkommen verfallen: Er umarmte mich. Von ganz allein nahm er mich einfach in den Arm und legte den Kopf bei mir ab. Sanft legte ich meine Arme um ihn und drückte ihn noch ein wenig näher. "Ich bin immer für dich da.". Er nickte leicht und atmete ruhig an meinen Hals. "Danke, dass du mir hilfst und mich nicht einfach fallen lässt. Ich kanns verstehen, wenn du-". Ich konnte ihn leise durchatmen hören. "-Wenn du nichts mehr von mir willst.".

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ich will dich wie eh und je Chris, es hat sich nichts geändert außer, dass-". Ich hob ganz sanft seinen Kopf etwas an, sodass wir uns ansahen. "-Dass meine Gefühle noch stärker geworden sind und ich dich niemals mehr loslassen will.". Er lächelte ganz leicht und gab mir vorsichtig einen Kuss auf die Wange. "Wann fahren wir los?". "Wenn die Ärztin da war und sagt, dass du entlassen werden darfst.". Er nickte leicht und wir gingen zurück zum Bett, wo er sich hinlegte und kurz aufatmete. "Schmerzmittel lassen wir uns auch noch mitgeben und Salbe.". Er nickte wieder und schloß noch etwas die Augen.

Etwa eine Stunde später trat die Ärztin von gestern Abend rein und untersuchte Chris kurz. Sie gab ihr Einverständnis, dass wir los konnten. Allerdings sagte sie nochmal, dass wir aufpassen sollten und falls Chris wieder starke Schmerzen bekommen sollte, sofort ein Krankenhaus aufsuchen müssen. Ich stimmte dem zu und sah lächelnd zu Chris. "Seien Sie vorsichtig mit ihm, er wird seine Zeit brauchen", die Ärztin flüsterte mir dies zu und sah mich ernst an. "Ich weiß. Ich werde nur tun, was er möchte und womit er klarkommt.". Sie nickte und sah zu Chris, der sich gerade die Schuhe anzog. "Dann wünsche ich Ihnen alles Beste, erholen Sie sich gut.". Ich nickte ihr dankend zu und verabschiedete mich.

"Wollen wir?". Ich lächelte Chris an und zog meine Jacke über. Er nickte und nahm vorsichtig meine Hand. "Meine Mom wartet unten und gibt uns Sachen. Du kannst ruhig schon einsteigen, ja? Mach nur das, was du kannst.". Er nickte leicht und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus. Hand in Hand gingen wir zu meinem Wagen, wo schon meine Mom Lydia wartete. "Guten Morgen ihr Zwei, wie geht es euch? Alles gut?". Natürlich war sie besorgt, denn sie wusste ebenfalls nicht, was passiert war. Sie ging auf uns zu, nahm mich in den Arm und wollte dann Chris auch umarmen, der sich jedoch hinter mich zurückzog.

"Steig schon ein Chris", flüsterte ich und drückte sanft seine Hand. Er kam dem sofort nach und setzte sich rein. "Nimms ihm nicht übel Mom.". Sie sah Chris verwirrt nach, gab mir aber meine Tasche. "Was hat er Manuel? Du verheimlichst etwas.". Ich seufzte und schüttelte leicht den Kopf. "Es ist was schlimmes passiert, mehr kann ich nicht sagen.". Sie sah mich nachdenklich an, nickte dann aber. "Melde dich bitte, zumindest wenn ihr angekommen seid.". Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Das werde ich.". Ich stieg ins Auto und sah Chris liebevoll an. "Wir stehen das gemeinsam durch.". "Ich weiß, vielen Dank Manu.". Er lächelte leicht.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt