chapter 11

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P.o.V. Christian

Ich kam etwas später rüber zur Halle und sah Manuel auf einem Stein etwas abseits sitzen. Ich sah mich um und haderte mit mir selbst. Manu sah hoch und mich genau an. Ich schüttelte kurz den Kopf und ging auf ihn zu. "Manu, lass uns bitte reden.". Er stand auf und ehe ich noch etwas erklären konnte, fing er bereits an mich anzubrüllen. "Sag doch einfach, dass es dir mit mir nicht ernst ist! Dass du nur spielen und probieren wolltest!". Ich schrak leicht zurück und sah ihn verletzt an.

"Wieso denkst du sowas von mir?". Er lachte auf. "Ich hab das Bild gesehen! Ich lass mich noch auf das Rumgeknutsche hier ein und du ziehst mich so ab!?". Ich griff nach seiner Hand, die er jedoch sofort wegzog und mir stattdessen eine saftige Backpfeife gab. "Du bist mir nicht egal verdammt! Ich dachte du würdest mal etwas ernst meinen!". Ihm liefen Tränen, mir kamen sie gerade auch. "Manu, was genau möchtest du mir jetzt sagen?". Tief in mir drin wusste ich, ich wusste, was er sagen würde.

"Lass mich in Ruhe. Werd glücklich. Ich verhalte mich dir hier gegenüber normal, aber lass mich privat einfach", er ging an mir vorbei und blieb nochmal stehen. "Ich stehe nicht auf Männer Christian", dann sah er mich an und raunte: "Ich stehe auf einen Mann.". Er ließ mich dort stehen und ich konnte ihm nur hinterher sehen. Wie festgefroren stand ich hier, beobachtete wie er in die Halle verschwand. Leise atmete ich durch und setzte mich auf den Stein. Was war hier überhaupt passiert? Was hatte ich ihm getan?

"Was hab ich ihm getan zur Hölle?!", brüllte ich über den Hof und warf aus Verzweiflung meinen Rucksack zu Boden. "Hey Reinelt!". Ich sah hoch und konnte meinen älteren Bruder aus dem Büro winken sehen. "Entspann dich mal, alle können dich hören.". Ich stand auf und zeigte ihm den Mittelfinger. "Leck mich Andreas!". Ich setzte meinen Rucksack auf und verließ stur das Gelände. Irgendjemand brüllte noch hinter mir, doch ich drehte mich nicht um. Sollten sie doch mal alleine weiterschauen.

Ich rief mir ein Taxi und fuhr zum Club der gestrigen Nacht, wo mein Wagen noch immer parkte. Ich stieg ein und fuhr heim, wo ich in aller Ruhe duschen ging und dann etwas kleines kochte. Ich verstand die ganze Welt nicht mehr. Was sollte ich Manuel getan haben und was bedeutete sein letzter Satz? Hatte er sich auch verliebt? Ich schüttelte den Kopf und die Gedanken wichen erneut der aufsteigenden Wut. Niemand glaubte an mich und niemand wollte mir zuhören, mir vertrauen. Ich beschloss also auch heute wieder eine Nacht im Club zu verbringen, schrieb jedoch meinen Kumpels ob sie mitkommen würden.

Gegen 21 Uhr trafen wir uns zu fünft vor einer der Bünder Bars. Eigentlich wären wir nur vier, aber Ole hatte noch jemanden mitgebracht, Marcel. Wir gingen zusammen rein und bestellten uns Getränke. Da wir uns alle länger nicht gesehen hatten, hatten wir sofort genügend Gesprächsthemen. Ole erzählte von seiner Arbeit als Rechtsanwalt, Hannes lud uns endlich zu seiner Hochzeit ein und auch Marcel erzählte ein wenig von sich und seinem Leben. Single, offiziell bi-sexuell und arbeitete als Angestellter in Oles Kanzlei, tatsächlich interessierte mich die letzte Information aber kaum.

Wir unterhielten uns den gesamten Abend und je später es wurde, desto mehr machte sich die größere Menge Alkohol wieder bemerkbar. Max und Ole gingen dann schon früher, sodass Hannes, Marcel und ich noch gemeinsam saßen. Hannes sah uns beide grinsend an. "Läuft da was?". Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein Hannes", erwiderte ich schneller als gewollt. Marcel begann zu lachen und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Du schwimmst am anderen Ufer, oder?". Ich sah ihn an und obwohl ich gut getrunken hatte, sträubte ich mich gegen diese Frage.

"Ne, wie kommst du da drauf?". Hannes beobachtete uns. "Manu hats erzählt.". Ich bekam sofort Gänsehaut allein beim Klang seines Namens. Marcel sah mich ernst an, ich war der Meinung Eifersucht in seinen Augen zu erkennen. "Ja, ich bin schwul.". Seufzend ergab ich mich, die Gänsehaut bekam ich nur leider nicht weg. "Und du stehst auf Manuel?". Hannes grinste frech und zeigte mit seinen Händen ein Herz. "Ach ich weiß nicht. Er will nichts mehr von mir, haben vorhin gestritten.". Marcel zuckte die Schultern. "Dann ist ers nich wert mein Süßer.".

Seine Hand strich ganz sachte über meinen Oberschenkel und ich sah erst zu dieser und dann ihn an. "Aber ich will ihn.". "Du kannst mich haben", raunte er und wollte mich küssen. "Sorry, ich-", ich stand schnell auf und griff meine Jacke, "-ich muss jetzt nach Hause.". Ich winkte kurz und verließ mit schnellen Schritten die Bar. Schwer atmete ich durch und strich mir durchs Gesicht. "Scheiße man", flüsterte ich und bestellte mir ein Taxi. Marcel war etwas zu aufdringlich in meinen Augen und ich wusste nicht, in wie weit er ein 'Nein' akzeptieren würde. Falls wir uns näher kommen sollten, was eigentlich nicht geplant war.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt