chapter 50

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Montag, 11. März 2019

"Herr Reinelt, Sie müssen schwören die Wahrheit zu sagen.". Ich nickte leicht. "Ich verspreche es", nuschelte ich. Kurz schwankte mein Blick zu Andy und Manu, die neben der Tür stehen mussten. Manu nickte mir sanft zu und lächelte vorsichtig. Der Polizist mir gegenüber setzte sich und schob den Rekorder näher zu mir heran. "Wir fangen ganz langsam an. Ihr Name ist Christian Reinelt, geboren am 19. Februar 1982 in Herford, aktuell wohnhaft in Bünde.". Ich nickte zustimmend. "Hier Anwesende sind Herr Andreas Reinelt, Ihr Bruder, und Herr Manuel Josting, Ihr Lebensgefährte.". Erneut nickte ich.

"Dann fangen wir an, ja?". "In Ordnung.". Ich strich mir meine mittlerweile nass geschwitzten Hände an der Jeans ab und sah mich nervös um. "Sie kennen Herrn Hofmann, ist das richtig? Woher?". "Ich kenne ihn aus dem Freundeskreis, er ist ein Arbeitskollege eines Freundes.". Er nickte und sah mich ruhig an. "In welchem Verhältnis standen Sie zu ihm?". Ich schüttelte direkt leicht den Kopf. "In gar keinem. Wie gesagt, nur ein Kollege eines Freundes.". "Der besagte Abend-", er schlug eine Akte auf und las kurz etwas, "-schildern Sie ihn mir bitte.". Ich sah ihn an und innerlich schrie meine Angst auf. Ich wollte den Kopf schütteln, jedoch konnte ich Manus leise Stimme hören: "Alles gut Schatz, atme durch.". Ich tat es sofort und atmete tief durch.

"Ich war mit meinem Bruder in der Bar, die ehm-". Ich strich mir durchs Gesicht. "Holser Straße 1, Wunderbar.". Ich nickte. "Ja genau, wir haben getrunken. Gut getrunken und wollten heim, ich habe die Jacken alleine geholt und wir sind raus. Ich hab Andy in ein Taxi gesetzt und bin zu Fuß los.". Ich atmete zittrig durch und meine Stimme wurde immer brüchiger, unruhiger und hektischer. "Ich hab mein Bier ausgetrunken und mir wurde immer schlechter, ich hab mich übergeben und dann- dann kam er und hielt mich auf", erzählte ich und wurde immer leiser. "Er hielt mich fest und zwang mich zu meiner Wohnung.". Ich schluchzte auf und schüttelte hektisch den Kopf. "Nein", flüsterte ich nur und wurde immer panischer. Ich stand auf und strich mir durchs Gesicht.

"Herr Reinelt, beruhigen Sie sich bitte.". Manu kam auf mich zu, doch ich stieß ihn weg. "Nein!". Ich schluchzte laut und sah mich hektisch um. "Er hat mich aufs Bett geschmissen, mich ausgezogen und mich gezwungen ihn zu befriedigen!". Es brach alles aus mir heraus, die angestaute Angst und Unsicherheit. Die Aussage Marcels er hätte aus Notwehr gehandelt, spornte die Wut und Panik noch weiter an. "Er zog sich aus, drückte mich runter und vergewaltigte mich! Er schlug mich! Er beleidigte mich!". Ich schrie mittlerweile schon und stand mit dem Rücken zur Wand, bitterlich weinend und hilflos. "Er hat mich liegen lassen und war noch in der Wohnung, während ich einfach nur noch sterben wollte", flüsterte ich und mein Adrenalinspiegel sank schlagartig. "Ich wollte nicht mehr.".

Ich ließ mich langsam an der Wand sinken und starrte ins Nichts. "Chris", Andreas mischte sich vorsichtig ein und ging vor mir in die Knie. "Ganz ruhig, ja? Komm atme einmal tief durch.". Ich sah ihn nicht an, versuchte zu Atem zu kommen. "Chris bitte.". Er streckte seine Hand zu mir aus, die ich reflexartig wegschlug und hastig den Kopf schüttelte. Auch Manu kniete sich nun dazu. Der Polizist hatte sich unterdessen zurückgezogen und ließ uns alleine, damit ich keine weiteren Anfälle bekam. "Schatz", flüsterte Manu sanft. "Wir sind es. Marcel kann dir hier nichts mehr tun, du bist in Sicherheit. Du bist in Sicherheit", wiederholte er leise und hielt mir seine Hand hin. Ich schluchzte leise auf, schüttelte jedoch den Kopf. "Lasst mich einfach", nuschelte ich und ließ den Kopf auf die Knie sinken. "Ich bin es nicht wert.". "Christian, du bist es sehr wohl wert. Hör auf dir einzureden du wärst es nicht.". Andy stand auf und ging nervös im Raum umher.

"Was können wir für dich tun?". Ich schüttelte den Kopf. "Nichts.". Auf wackligen Beinen stand ich auf. "Ich will heim.". Manu folgte mir sofort als ich den Raum verließ und ging neben mir. Auch Andreas kam nach und ich konnte seinen besorgten Blick förmlich spüren. Gemeinsam gingen wir zum Auto, wo ich mich stumm auf die Rückbank setzte und die Augen schloß. Als wir losfuhren konnte ich Manu tief seufzen hören. Offenbar dachten beide, dass ich eingeschlafen war denn nun konnte ich hören, wie sie sich unterhielten.

"Ich weiß nicht mehr weiter Andreas.". "Er braucht Hilfe, professionelle Hilfe. Du kannst das nicht alleine Manu, er ist völlig kaputt.". Ein erneutes Seufzen. "Er hat sich schon selbst verletzt. Er isst kaum mehr was, schläft nicht und wenn hat er Alpträume. Gott Andy, ich habe so unglaublich Angst um ihn.". Seine Stimme wurde immer leiser und dünner. "Ich liebe ihn, ich habe ihn als so lebensfrohen Mann kennengelernt und ihn jetzt so am Ende zu sehen-.". "Ich weiß Manu. Ich fühle genauso, ich möchte ihn wiederhaben.". Jemand drehte sich zu mir und ich spürte eine Hand, die ganz sanft über die meine strich. "Ich liebe dich Chris, ich liebe dich so sehr und werde alles tun, was du brauchst und willst.". Er atmete leise durch. "Nur bitte rede mit mir", flüsterte er.

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt