chapter 47

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P. o. V. Manuel

Die Woche zog sich wie ein Kaugummi. Da keine Tour war, hatten wir Zeit um das Lager aufzuräumen und umzusortieren. Chris war tagsüber fleißig dabei, ließ sich nichts anmerken, doch abends lag er auf dem Sofa und war in Gedanken. Er hatte Schwierigkeiten einzuschlafen, dachte aber dass ich es nicht bemerkte. Er kämpfte mit sich selbst und jedes Mal wenn er allein zuhause war, hatte ich Angst um ihn.

Wir waren noch auf Arbeit heute. Chris und Andreas hatten geprobt für eine neue Illusion, die im Stadion Premiere haben sollte. Jetzt half mein Freund gerade beim Verladen der ersten Cases, während Andreas im Büro saß. Ich sah kurz nach Chris und ging dann noch. Im Laufe der Woche hatte ich mit dem älteren Bruder oft gesprochen und geplant, wie wir es bei der Polizei machten, was Chris sagen musste und wie wir ihm Sicherheit geben konnten. Seufzend betrat ich das Büro und grüßte Andreas. "Wie weit seid ihr?". "Kommen gut voran, Chris hilft gerade den Jungs.". Er nickte und zeigte auf Chris Stuhl. "Setz dich.".

"Ich hab mich mal etwas umgehört", begann er und tippte nebenbei noch an seinem Laptop. "Marcel hat wohl schon Vorstrafen, wird also leichter für uns.". Ich strich mir durchs Gesicht, Andreas bekam offenbar mit, dass ich mit den Gedanken woanders war. "Was beschäftigt dich noch Manu? Du hast so vieles gleichzeitig im Kopf.". Ich nickte leicht. "Die Polizei hat vorhin angerufen.". Er hörte auf an seinem Laptop zu arbeiten und drehte sich zu mir. "Weshalb?". "Die Ergebnisse aus dem Labor. Das Blut war alles von Chris.". Ich spielte etwas mit einem Kulli und sah nebenbei aus dem Fenster. "Es war alles seins Andreas.".

Ich schüttelte den Kopf und sah dann zu ihm. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er da erlebt hat. Es geht ihm seit Montag wieder schlechter, er kann nicht schlafen und essen tut er auch so gut wie nichts. Er hat ständig Alpträume und traut sich kaum allein in die Wohnung.". "Manu", er seufzte leise und stand auf. Ruhig ging er auf und ab, in Gedanken hängend. "Ihr müsst euch Ruhe gönnen. Hast du schonmal darüber nachgedacht in eine komplett neue Wohnung zu ziehen mit ihm? Am besten etwas, wo ihr noch Arbeit mit habt.". Ich zuckte die Schultern und seufzte. "Ich will einfach, dass es ihm besser geht aber während des Prozess jetzt brauche ich es gar nicht erst versuchen.".

Andy nahm sein Handy raus und suchte kurz etwas. "Es gibt genügend Wohnungen in Bünde, die leerstehen. Oder ein Haus?". "Meinst du, dass das eine gute Idee ist?". Er nickte. "Ich glaube Chris hat einfach Probleme, weil ihn diese Wohnungen an das Geschehene erinnern. Sie sind ihm bekannt, er braucht etwas ohne Erinnerungen.". "Vielleicht hast du ja Recht", seufzte ich. "Was hat das Labor noch gesagt?". Ich sah hoch zu ihm. "Es gab Fingerabdrücke, aber sie sind noch dabei rauszufinden von wem.". Er nickte. "Wie bekomme ich Chris ruhig genug, um seine Aussage zu tätigen?".

Gerade als Andreas antworten wollte, betrat dessen kleiner Bruder den Raum. "Hier bist du", ich konnte ihn erleichtert aufatmen hören. "Tut mir leid, du warst beschäftigt und ich wollte dich nicht stören.". Er nickte und kam zu mir. Zögernd setzte er sich auf meinen Schoß und lehnte den Kopf an mich. "Wollt ihr später zum Essen mitkommen? Steffi hat gekocht, die Kids würden sich auch freuen.". Ich spürte, wie Chris den Kopf schüttelte. "Schatz, wir könnens doch probieren. Du musst auch nicht viel essen hm.". Besorgt strich ich ihm durchs Haar. "Hm-hmm.". "Wir kommen mit rüber, danke.".

Chris arbeitete noch ein wenig an seinem Laptop und verfeinerte seine Designs. Die Illusionen, die er Anfang des Jahres erstellt hatte, waren unglaublich interessant und ich liebte es ihm bei seiner Arbeit zuzusehen. Viel zu selten saß ich einfach mal hier und genoss seine Leidenschaft an der Magie. Tatsächlich war er unglaublich ruhig und konzentriert, zumindest bis sein Magen knurrte. "Sorry", nuschelte er leise und hielt sich den Bauch. "Lasst uns rüber. Chris, wir essen erstmal vernünftig.". Er schüttelte den Kopf und atmete durch. Ich nickte Andy zu, dass er schonmal das Büro verließ.

"Schatz, du musst bitte vernünftig essen. Du hast Hunger, warum isst du nicht?". Besorgt und mittlerweile verzweifelt sah ich ihn an. "Was wenn er wiederkommt?". Leise nuschelte er dies und ließ den Kopf sinken. "Das wird er nicht.". Ich griff seine Hände. "Christian", sanft flüsterte ich seinen vollen Namen. Er hob den Kopf und sah mich an. "Wir müssen diesen Prozess jetzt durchstehen, dann brauchst du niemals mehr Angst haben. Das verspreche ich dir. Hab ich jemals ein Versprechen dir gegenüber gebrochen?". Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich hab einfach Angst.". Ich nickte leicht und gab ihm einen sanften Kuss.

"Wie kann ich dir helfen?". Er zuckte die Schultern. "Verlass mich nie.". "Niemals Chrissy.". Er lehnte sich wieder an mich und nuschelte leise an meinen Hals. "Was hast du gesagt Schatz?", flüsterte ich sanft. "Gehen wir essen? Ein wenig Hunger hab ich vielleicht doch.". Glücklich lächelnd sah ich ihn an und gab ihm einen Kuss aufs Haar. "Natürlich, alles was du magst.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt