chapter 16

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P.o.V. Christian

Ich kam gerade noch pünktlich zur Garderobe, um mich fertigzumachen. Wir zogen uns still schweigend um, ließen uns schminken und verschwanden zur Bühne. "Benimm dich wenigstens hier wie mein Bruder", murmelte ich und sah ihn ernst an. "Klar, Bruder.". Ich nickte und atmete tief durch. Kurz sah ich zum Bühnenrand, wo Manu stand und uns beobachtete. Ich lächelte ihm leicht zu, was er erwiderte. Er zeigte mir Daumen hoch und nickte zur Bühne. Lächelnd nickte ich und verschwand keine Sekunde später mit Andreas auf die Bühne.

"Vielen Dank!", riefen wir gemeinsam ehe wir nach den knapp 3 Stunden die Bühne verließen und tief durchatmeten. "Super Auftakt Jungs!", unsere Managerin kam zu uns und nahm uns in den Arm. "Geht euch duschen, wir wollen noch feiern gehen.". Ich nickte und ging in die Garderobe, wo ich mich fertigmachte. Ich hatte zwar nicht wirklich Lust jetzt noch was trinken zu gehen, allerdings war es auch als Dank für die Crew und daher wollte ich zumindest ein kleines Bierchen mit ihnen trinken.

Nach etwas über einer halben Stunde gingen wir alle gemeinsam los und in eine Bar, wir bekamen einen großen Tisch und bestellten unsere Getränke. Ich sah mich nun zum ersten Mal um und merkte, dass Manu hier fehlte. "Ey Kai, wo is Manu?", flüsterte ich zu meinem Kollegen neben mir. "Der war ziemlich geschafft und wollte sich im Bus noch ausruhen.". Ich nickte leicht und nahm einen Schluck vom Bier. "Hey, bist du dieser Chris?". Ich drehte mich um und sah mich einer kleinen Truppe Frauen gegenüber.

"Wieso?". "Bist du wirklich schwul und lässt dir uns entgehen?". Sie alle sahen mich abschätzig an und ich konnte gerade kein Wort rausbringen. "Ehm nein, also-", ich stammelte vor mich hin und die Damen verließen lachend unseren Tisch. "Was war das denn?". Ich strich mir durchs Haar und atmete durch. Nur ein dummer Zufall Chris, sprach ich innerlich zu mir selbst. Auch Kai sah mich skeptisch an, ich winkte jedoch ab und trank mein Bier auf Ex aus. "Schau mal an, wen haben wir denn da?". Erneut ließen mich weibliche Stimmen aufblicken, es waren aber jüngere und sie waren nur zu zweit.

"Kann ich euch helfen?". "Offensichtlich ja nicht. Du treibst es ja lieber mit Typen.". "Was?!". Ich stand auf und sah beide ernst an. "Wie kommt ihr dadrauf?!". Eine der Frauen nahm ihr Handy und zeigte mir einen Artikel mit einem Bild. Ein Bild, dass ich schon längst vergessen hatte, ganz zu schweigen von dem Mann auf dem Bild. "Das ist überall.". Ich schüttelte den Kopf und verließ die Bar. Draußen atmete ich tief durch und sah auf mein Handy. Tausende Nachrichten, Markierungen und Kommentare wurden mir auf Social Media angezeigt. "Fuck", murmelte ich und spürte die aufkommenden Tränen.

"Da! Das ist doch Chris Ehrlich!". Ich erschrak und drehte mich um. Eine größere Menge Fans stand dort, alle in Merch und in meinem Alter. "Du schwimmst also am anderen Ufer? Du hast uns alle angelogen!". Ich steckte mein Handy ein und ohne weiteres Zögern rannte ich los. Die Meute natürlich hinter mir her. Ich kannte mich hier nicht aus, im Dunkeln erst Recht nicht- also rannte ich ziellos weg. Ich strauchelte durch zahlreiche Gassen und Straßen, vorbei an dem Park von heute Mittag und letzlich blieb ich in einer kleinen Nebenstraße stehen.

Schwer atmend ging ich in die Knie und versuchte die aufkommenden Gefühle zurück zu drängen, mich auf meine Sicherheit zu konzentrieren. Doch meine Beine waren weich wie Butter und ich verlor allmählich die Kontrolle. Nur die Straßenlaternen spendeten etwas Licht, ich versuchte so irgendwie meine Orientierung zurückzuerlangen. Doch kaum hatte ich ein Straßenschild in Richtung der Arena entdeckt, wurde auch ich wieder entdeckt und mein Name wurde durch die gesamte Straße gebrüllt.

Ich lief erneut los, einfach weg und hoffentlich nun in die richtige Richtung. Tatsächlich sah ich in der Ferne die Silhouette der Arena und ich rannte noch schneller, dass meine Lungen brannten. Immer wieder blickte ich zurück, rempelte fast einen Radfahrer zu Boden und stolperte unzählige Male. An mein Handy kam ich auch nicht mehr ran, meine einzige Hoffnung war nun, dass jemand im Bus war und ihn mir öffnen könnte. Ich sprintete auf das Gelände und zu den Bussen, während hinter mir noch immer mein Name gerufen und lautstark geschrien wurde.

Ich klopfte an der Tür vom ersten Bus an dem ich vorbeikam. "Bitte", flehte ich förmlich doch nichts geschah, sodass ich schnell zum nächsten Bus eilte und noch stärker klopfte. "Mach doch jemand auf!". Gerade als ich weiterwollte, hörte ich die verschlafene Stimme Manuels hinter mir. "Chris?". Ich drehte mich sofort zu ihm, drängte ihn in den Bus und schloss die Tür. Ich atmete schwer, ich schwitzte und ich hatte totale Angst vor den "Fans" draußen. "Was ist passiert?". Ich sah hoch zu ihm und konnte es nun nicht mehr verhindern.

Ich begann zu weinen und er nahm mich fest in den Arm. "Ganz ruhig Chris, ganz ruhig", flüsterte er sanft und strich über meinen Rücken. "Beruhig dich, es wird alles gut, das verspreche ich dir.".

Straight Against The FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt