Jin PoV
Mit einem unguten Gefühl betrat ich meine persönliche Hölle namens Schule. Und ich sagte das nicht, weil ich den Unterricht oder die Lehrer hasste, nein, es waren die Schüler, die mir das Leben hier schwer machten. Ich war noch nie der beliebteste Schüler gewesen, aber seit ich vor circa einem Jahr unfreiwillig geoutet wurde, hatten sich alle von mir abgewandt und ich war nun der Außenseiter schlechthin.
Mit den Augen auf den Boden geheftet lief ich meinen gewohnten Weg zum Spint. Erst als ich direkt davor stand, hob ich meinen Blick, nur um festzustellen, dass jemand mit Edding, in Großbuchstaben das Wort Schwuchtel quer darüber gekritzelt hatte. Ich ließ einen traurigen Seufzer raus. Traurig darüber, dass Homosexualität in Korea immer noch mit abwertenden Blicken besehen wurde, traurig darüber, dass meine Mitschüler es nicht besser wussten und traurig darüber, dass das alles mir passieren musste. Manchmal wünschte ich mir einfach normal zu sein...
Ich öffnete langsam die Spinttür und nahm die Bücher heraus, die ich für die ersten beiden Stunden brauchte. Lustlos lief ich zu meinem Klassenzimmer, wo ich mich in die erste Reihe am Fenster setzte. Ich würde es nicht wagen, ganz nach hinten zu gehen, denn die "coolen" Leute wurden mich sofort von dort verjagen.
Ich packte also mein Zeug aus und starrte aus dem Fenster. Nach und nach füllte sich der Raum, wobei der Platz neben mir natürlich leer blieb. Erst als der Lehrer vorne um Ruhe bat, sah ich vom Fenster weg vor zur Tafel, wo mein Blick den von einem hübschen, großen Jungen traf.
"Liebe Klasse, ich begrüße euch zu einem neuen Halbjahr. Wie ihr seht, habt ihr einen neuen Schüler. Stell dich doch bitte kurz vor.", begrüßte uns Mr Choi mit lauter Stimme. "Äh hi.. Ich bin Kim Namjoon, komme aus Seoul und bin gerade erst hierher gezogen.", stellte sich der hübsche Junge vor und hatte dabei meine volle Aufmerksamkeit. "Sehr gut, dann setz dich doch bitte auf einen freien Platz."
Als ich sah, wie Namjoon auf mich zu kam, senkte ich schnell den Blick. "Setz dich wo anders hin, setz dich woanders hin", betete ich im Stillen, doch in diesem Moment ließ er sich neben mich fallen und packte sein Zeug auf den Tisch. "Hey", flüsterte er mir zu, da der Lehrer bereits mit dem Unterricht begann.
Ich antwortete nicht. Es war besser für ihn, wenn er gar nicht erst mit mir redete. Jeder der mit mir zu tun hatte, wurde ebenso fertig gemacht wie ich. Deshalb hielt auch niemand zu mir und alle meine Freunde hatten sich von mir abgewandt. Im Augenwinkel sah ich, wie Namjoon verwirrt dei Augenbrauen zusammen zog, seine Aufmerksamkeit jedoch dann nach vorne richtete.
Zur zweiten Stunde blieben wir in diesem Raum, zur dritten mussten wir jedoch das Zimmer wechseln. Entgegen meiner Erwartung setzte sich der Neue auch dort wieder neben mich. Ich schätze ich musste ihn noch etwas mehr abschrecken.. Wobei das die anderen sicher schon für mich tun würden. Sie würden ihm sicher eine Ansage machen, dass er sich nicht mit mir abgeben sollte. Und damit sollte ich recht behalten.
"Die Leute hier scheinen dich ja nicht so zu mögen", sagte Namjoon, als er sich nach der Mittagspause, die ich wie immer im Klassenzimmer, statt in der Cafeteria verbracht hatte, neben mich fallen ließ. Ich nickte nur leicht abwesend. Wenn er mit den anderen geredet hatte, wieso saß er dann immer noch neben mir?
"Homophobe Arschlöcher, wenn du mich fragst", er lehnte sich nach Hinten und kippte den Stuhl auf die hinteren zwei Beine. Überrascht sah ich zu ihm auf. Kurz sah ich mich um, doch da die Pause noch nicht ganz vorbei war, waren wir allein im Raum. "D-du findest es.. okay schwul zu sein?", fragte ich leise.
"Natürlich. Was ist dabei? Du stehst halt auf Männer, na und? Ich doch auch.", meinte er lässig. Meine Augen wurden riesig, doch in dem Moment, als ich etwas erwiedern wollte, verlor Namjoon das Gleichgewicht und kippte nach hinten um. Er knallte mit dem Kopf gegen den Tisch und fiel dann auf den Boden. Geschockt zog ich die Luft ein und sprang auf. "Scheiße alles okay?!"
Namjoon gab ein kleines Wimmern von sich und richtete sich mit schmerzerfüllten Geräuschen auf. "Ja.. geht schon..." "Lass mich mal sehen!" Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und inspizierte seinen Hinterkopf. "Das sieht nicht gut aus! Wir sollten auf jeden Fall ins Krankenzimmer. Nicht das die eine Gehirnerschütterung hast!" "Ach so schlimm wirds schon nicht sein", wunk er ab, doch so einfach ließ ich ihn nicht davon kommen. "Ich meins ernst, du konntest bleibende Schäden davon tragen, lass uns bitte ins Krankenzimmer."
Mit einem Seufzen gab er sich geschlagen und wir machten uns auf den Weg, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ und wir möglichst langsam liefen.
Im Krankenzimmer angekommen, wurde Namjoon kurz untersucht und bekam dann lediglich ein Kühlpack. Trotzdem sollte er für die nächste Stunde dort bleiben. "Siehst du, so schlimm ist es nicht.", sagte er, als die Schwester aus dem Zimmer verschwand und schenkte mir ein Lächeln. Er saß auf einer der Liegen, während ich daneben auf einem Stuhl saß. Erleichtert brachte ich ebenfalls ein kleines Lächeln hervor. "Oh man", seufzte Namjoon dann. "Ich sollte echt nicht versuchen auf cool zu machen." Ich konnte ein kleines Schmunzeln nicht zurück halten. "Nein, solltest du wirklich nicht."
Für einen Moment war es still und ich kaute leicht auf meiner Lippe rum, bis ich mich durchrang ihn zu fragen. "Du bist also schwul?" "Bi", korrigierte er mich. Ich nickte leicht, verstehend. "Wie kann es sein, dass du das einfach so mal nebenbei erwähnst, als wäre es nichts?.." Er zuckte mit den Schultern, während er immer noch das Eispack an seinen Kopf hielt. "Es ist doch nichts oder? Keine große Sache." Ich schüttelte traurig den Kopf. "Das sehen die Leute an dieser Schule wohl anders..." Ich spielte mit meinen Fingern im Schoß.
"Du solltest wirklich nicht darauf hören, was diese Leute sagen. Alles nur dummes Gequatsche.", wies mich Namjoon lächelnd an. Ich seufzte. "Ich wünschte ich hätte das Selbstbewusstsein dazu..."
Wieder war es eine Weile still und wir hingen beide unseren Gedanken nach. "Was ist dein Typ?", fragte mich Namjoon auf einmal und überrascht sah ich auf. Ich lief leicht rot an, als ich antwortete. "Eigentlich ist mir das Aussehen egal, aber ich mag große Männer.. naja und sie müssen nett und hilfsbereit sein und naja... ich find es süß, wenn jemand tollpatschig ist.", ich wich seinem Blick aus.
Grinsend sah mich Namjoon an. "Dann bin ich dein Mann. Wir sollten mal ausgehen." Mit großen Augen sah ich ihn an. "D-das geht nicht.. d-die anderen, sie werden-", wollte ich ablehnen, doch Namjoon unterbrach mich. "Was interessieren mich die anderen? Wenn es sich richtig anfühlt, lass ich mir von niemanden da rein reden. Und wenn es nicht passt können wir ja immer noch Freunde sein.", er lächelte mich an und erst jetzt fielen mir seine Grübchen auf, die verdammt gut an ihm aussahen.
Mit roten Wangen sah ich auf den Boden und überlegte. Namjoon schien zu merken, dass ich mir unsicher war, denn er schob nach: "Du solltest dein Leben nicht davon abhängig machen, was andere von dir denken. Und vorallem solltest du es nicht von diesen Arschlöchern abhängig machen, die nichts besseres zu tun haben, als dich fertig zu machen und die du in ein paar Jahren eh nie wieder siehst."
Er hat Recht. Je länger ich darüber nach dachte, desto mehr viel mir auf wie sehr er Recht hatte. "O-okay", ich sah auf und ihm in die Augen. "Ich geh mit dir aus." Ein breites Lächeln machte sich auf Namjoons Gesicht breit und das Wissen, dass ich dieses Lächeln von nun an öfters sehen würde, machte mich glücklich.
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Uhm ja... Baum🌳
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Namjin |Oneshots
FanfictionDas hier ist sowas wie die Fortsetztung zu Namjin Oneshots auf meinem alten Account teuflischer_Engel, da ich in diesen nicht mehr rein komme. -- Namjin Oneshots zu allen Möglichen Themen. Updates gibts immer dann, wenn ich Ideen und Inspiration ha...