Scars & Bruises

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Jin PoV

Kaputt und ausgelaugt stand ich nach dem Sportunterricht in der Umkleidekabine. Ich hatte wie immer gewartet bis niemand mehr da war, denn niemand sollte meinen verdorbenen Körper sehen... Zum Glück war das die letzte Stunde, so konnte ich mir Zeit lassen.

Langsam zog ich meine Hose aus, darauf bedacht nicht an die blauen Flecken zu kommen, eh ich mir eine neue anzog. Anschließend hob ich den Saum meines T-shirts und betrachtete die Narben und die lila bis gelben Flecken. Mir entwich ein trauriges Seufzen. Würde das alles jemals ein Ende haben?...

"Jin", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und zog sofort mein T-shirt runter, eh ich mich zu unserem Klassensprecher umdrehte. "N-namjoon! Was machst du hier?!", ich hoffte innigst, dass er nichts gesehen hatte.

Namjoon ging nicht auf meine Frage ein, sondern kam besorgt auf mich zu und ich wich nach hinten. Der Spint hinter mir hielt mich jedoch schon nach wenigen Schritten ab, sodass Namjoon nun dicht vor mir stand.

Mit fast schon zitternden Händen nahm er meinen T-shirtsaum zwischen die Finger und wollte ihn anheben, doch schnell hielt ich seine Hand fest. Ich wollte nicht, dass er meinen hässlichen, verunstalteten Körper sah...

"Jin...", hauchte Namjoon und sah mich aus besorgten Augen an. Sein Blick ließ mein Herz brechen. Er sollte sich nicht um mich Sorgen.. niemals wollte ich, dass er traurig war.

Ich brach unter seinem Blick und ließ langsam seine Hand los. Scharf zog ich die Luft ein, als er vorsichtig den Stoff meines T-shirts hob und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich fühlte mich so nackt und verletztlich...

Namjoon musterte meinen Körper mit traurigen Blick. Sanft legte er eine Hand an meine Taille und strich mit dem Daumen über meine verletzte Haut. Seine Berührung hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut und in dem Wissen, dass genau dieses Gefühl der Grund war, weshalb ich diese Verletzungen überhaupt hatte, begannen die Tränen meine Wange herunter zu laufen.

Namjoon sah wieder zu mir auf und als er bemerkte, dass ich weinte, zog er mich sofort an sich. Seine starken Arme schlangen sich um meinen gebrechlichen Körper und hielten mich fest.

"Shhh.. Jin...", ich hörte wie sehr es ihm weh tat mich so zu sehen und ich weinte noch mehr, weil er der einzige war, der sich jemals um mich sorgte. "Ich bin jetzt für dich da, okay?", flüsterte er. "Ich werde nie wieder zulassen, dass dir soetwas passiert..."

Ich krallte mich in seine Arme und schluchzte laut auf. Ich war mir nicht sicher, ob er sein Versprechen verwirklichen konnte, doch allein der Fakt, dass er es versuchen wollte erwärmte mein Herz. Ich fühlte mich in seinen Armen so unglaublich sicher.. er fühlte sich an, wie zuhause...

Für eine Weile weinte ich einfach gegen Namjoons Schulter, ließ all die Emotionen raus, die ich zum größten Teil immer verdrängte und er war einfach für mich da, hielt mich fest und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

Langsam lößte ich mich wieder und strich mir über die Augen. "Danke...", flüsterte ich leise, doch Namjoon schenkte mir ein kleines Lächeln. "Bedank dich nicht Jin, das ist selbstverständlich."

Selbstverständlich... Nächstenliebe war selbstverständlich... wieso kam sie mir dann so fremd vor?.. Namjoon war der erste der mich tröstete und mir liebe schenkte. Meine Familie war der Grund für meine Narben und Freunde hatte ich keine, kein Wunder also, dass ich mich für etwas anscheinend selbstverständliches bedankte...

Namjoon holte mich aus meinen Gedanken, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich und mich mit einem undefinierbaren Blick ansah. "Ich weiß nicht wer dir das angetan hat, Jin... aber ich möchte, dass du weißt, dass du einen Wert hast. Du bist wunderschön, trotz deiner Narben."

Seine Worte berührten mich und mein Körper zitterte dadurch leicht. "Danke, Namjoon..", ich schenkte ihm ein schmales Lächeln. "Du hast ein wunderschönes Lächeln", kommentierte er daraufhin und ich wusste nicht, ob er mir diese Komplimente nur aus Mitleid machte, doch ich genoss es zutiefst.

"Ich weiß nicht, ob das vielleicht ein ungünstiger Moment ist, aber darf ich dich etwas fragen?", flüsterte Namjoon und legte seine Hände an meine Hüfte. "Ich.. ich würde gerade ungern über meine Narben reden...", gab ich leise zu, doch er schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht...

Jin, darf ich dich küssen?" Mit großes Augen, sah ich Namjoon an. "W-was?.." "Tut mir leid, ich hätte wissen müssen, dass das für dich unangenehm ist.", er nahm seine Hände von mir und trotz seines Lächelns erkannte ich den Schmerz in seinen Augen.

"Nein, so war das nicht gemeint..", hauchte ich. "Ich- nur-.. Ich habe noch nie jemanden.. naja also.. geküsst...", gab ich mit rosigen Wangen zu. Ein sanftes Schmunzeln umspielte Namjoons Lippen. "Darf ich dann dein erster Kuss sein?" Schüchtern nickte ich.

Namjoons Hände fanden ihren weg zurück an meine Taille und sanft zog er mich näher. Er lehnte sich vor, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, stoppte jedoch dort und schien erneut auf meine Einwilligung zu warten. Wir sahen uns in die Augen und ich nickte leicht, als Bestätigung. Daraufhin schloss er die letzte Lücke zwischen uns und legte seine Lippen auf meine.

Ein Feuerwerk brach in meinem Bauch aus als ich meine Augen schloss. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet... Etwas unbeholfen bewegte ich meine Lippen, doch Namjoon übernahm die volle Führung und ungewollt seufzte ich in den Kuss. Daraufhin wurde ich etwas rot, doch ich spürte Namjoons Lächeln an meinen Lippen und entspannte mich direkt wieder.

Zögernd legte ich meine Arme um seinen Nacken und Namjoon zog mich noch näher an sich. Solange hatte ich einsam in der konstanten Angst gelebt jeden Moment verprügelt zu werden. Doch jetzt hatte ich das Gefühl, endlich einen Zufluchtsort gefunden zu haben, der mir Schutz bot.

Mit einem leichten Druck an meinen Oberschenkeln, bedeutete Namjoon mir auf seine Hüfte zu springen und ich kam seiner Aufforderung nach. Er lehnte mich an den Spint hinter mir und sah mich aus lieben Augen an. Dann begann er sanfte Küsse auf meinem Hals zuverteilen und die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen Saltos.

Er ließ eine Hand unter mein Oberteil wandern und sah prüfend zu mir hoch. Ich nickte leicht, als Bestätigung und war überwältigt von dem Gefühl, wie vorsichtig er mit mir umging.

Langsam schob der das T-shirt etwas hoch und betrachtete erneut meine Narben und blauen Flecken. Dann beugte er sich nach vorne und begann sie alle mit zarten Schmetterlingsküssen zu versehen, dabei bedacht mir nicht wehzutun.

Dieser Moment war so Intim und ich schloss meine Augen, um seine Berührungen noch intensiver wahrnehmen zu können. Plötzlich fühlte sich mein Körper nicht mehr falsch und hässlich an, im Gegenteil, ich fühlte mich dank Namjoon als wäre ich etwas besonderes.

Als er sich von meinem Bauch lößte, öffnete ich meine Augen und sah direkt in die seinen. Ein Lächeln zierte seine Lippen und ich verlor mich in seinen Augen.

"Ich bin jetzt für dich da, okay?", hauchte Namjoon und ich konnte nicht anders, als zu Lächeln. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ich wusste, es war noch ein weiter Weg aus dieser Hölle, doch er würde ihn mit mir gehen.

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Fröhlichen 4. Advent an alle:)

Namjin |OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt