Chaos

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Erzähler PoV

Namjoon war ein recht trüber Mensch. Er lachte selten und seine Ansicht auf das Leben, würden die meisten als depressiv bezeichnen. Doch so war es nicht. Namjoon war nicht depressiv. Er fand lediglich, dass das Leben keine Freude brachte.

Denn was hatte man in dieser Welt schon? Man musste arbeiten um Geld zu verdienen, damit man Dinge kaufen konnte, die man zum überleben brauchte. Es war ein ewiger, öder Kreislauf, aus dem es keinen Ausweg gab.

Die einzige Möglichkeit der Realität zu entrinnen, fand Namjoon in Büchern. So saß er auch heute, an so einem sonnigen Herbsttag auf einer Bank im Park und laß sein Lieblingsbuch. Er laß es nun schon zum dritten Mal, doch bei jedem Mal, dass er es laß, fielem ihm neue Dinge auf.

Während er sich komplett in der Welt des Buches verloren hatte, merkte er nicht, wie sich jemand zu ihm setzte.

"Sie sind öfter hier.", Namjoon zuckte fast schon auf und sah zu dem Mann neben ihm. "Was?", fragte er, nicht sicher, ob der Typ überhaupt ihn gemeint hatte. "Sie sind öfter hier.", wiederholte der Mann und schenkte Namjoon ein Lächeln. "Äh ja.. ab und zu..", antwortete dieser, überfordert mit der Situation. Sein Nachbar gluckste leicht. "Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Ich bin vor kurzem in die Wohnung dort drüben gezogen.", er deutete auf ein Mehrfamilienhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, von dessen Fenster man perfekte Sicht auf den Park hatte. "Normalerweise koche ich um diese Zeit Mittag und beobachte, wenn das Essen köcheln muss die Leute hier unten. Sie sitzen jeden Tag auf dieser Bank und lesen ein Buch."

Immer noch irritiert nickte Namjoon. Er wusste nich wie er sich damit fühlen sollte, dass er anscheinend jeden Tag beobachtet wurde. "Darf ich fragen was Sie lesen?", fuhr der Mann mit den Rehbraunen Augen fort. "Äh.. Harry Potter..", er wusste nicht, ob er sich schämen sollte, mit neunundzwanzig noch so ein Buch zu lesen, doch sein Gesprächspartner lächelte bloß.

"Sie sehen sehr einsam aus, wie sie hier jeden Tag alleine sitzen. Darf ich Sie zum Mittagessen einladen?" Namjoons Herz stoppte für einen Moment. Er war nie der Mensch gewesen, der offen auf andere zuging oder regelmäßig soziale Kontankte pflegte. Er wusst nicht, ob er diese Veränderung haben wollte. Doch andererseits hasste er doch gerade den öden Kreislauf des Lebens. War es da nicht von Vorteil, seinen eigenen zu unterbrechen?

Langsam nickte Namjoon. "Okay.." Ein strahlendes Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit, es war so strahlend und natürlich, dass es wie ein Bann wirkte, der einen dazu brachte ebenfalls zu Lächeln. Und so schlich sich für ein kurzen Moment, ein kleines, zartes Lächeln auf Namjoons Lippen.

"Ich heiße übrigens Kim Seok Jin. Du kannst mich ruhig duzen.", stellte sich der Mann nun vor. "Kim Namjoon", sagte Namjoon leise, immer noch nicht ganz sicher, ob dies die richtige Entscheidung gewesen war. Dennoch klappte er das Buch zu, um ihm zu zeigen, dass er nun vollständig am Gespräch beteiligt war, und nicht wie eben, als er noch die ganze Zeit darauf gewartet hatte, dass der Mann seine Rede beendete.

Seok Jin stand auf. "Folg mir", forderte er auf und Namjoon tat wie ihm geheißen. Still liefen sie zu dem sechs stöckigen Gebäudekomplex und betraten das nach Zigarettenrauch und Holz riechende Treppenhaus. Sie stiegen hoch in die zweite Etage, wo Seok Jin seine Wohnungstür öffnete.

"Trautes Heim, Glück allein.", trällerte er, während er seine Schuhe auszog und sie in den kleinen Schrank stellte. "Leg deine Sachen einfach hier irgendwo ab", sprach er zu Namjoon und lief dann in die Küche. Namjoon hing seine Jacke also an einen freien Kleiderhaken und stellte seine Schuhe sauber nebeneinander, neben die Tür. Er folgte Seok Jin langsam in die Küche, wobei er auf dem Weg einen Blick in das Wohnzimmer warf, zu dem die Tür offen stand.

Die kleine Wohnung war sehr chaotisch eingerichtet, jeder Stuhl, jeder Schrank hatte eine andere Farbe, Größe oder Verziehrung. Doch irgendwie passte es zu dem Mann, fand Namjoon. Und irgendwie mochte er dieses Chaos. Nichts war so wie es sollte, es war kein System, keine Einheit zu Erkennen. Es spiegelte das genaue Gegenteil vom ewigen Kreislauf des Lebens wieder.

"Setz dich ruhig", lächelte Seok Jin als er sah, wie verloren Namjoon in der Küche stand. Also setzte sich Namjoon auf einen der verschiedenen Stühle, sah sich aber weiter um. "Was möchtest du Essen? Ich habe Spaghetti mit Carbonara, Hefeklöse oder Bohnensuppe im Angebot.", schon während er das sagte zog er Töpfe und Pfannen aus einem Schrank, nur um sie dann wieder zurück zu stellen und doch einen anderen zu nehmen.

"Spaghetti klingen gut.", sagte Namjoon schlicht und beobachtete den Mann in seinem tun. Ja die Wohnung passte wahrlich zu ihm. Seok Jin begann also Essen zu machen und während er das tat, begann er eine Geschichte zu erzählen, die ihm vor ein paar Wochen passiert war, so als würden sie sich schon ewig kennen.

Namjoon hörte ihm aufmerksam zu und etwas an der Art wie Seok Jin die Geschichte erzählte, ließ ihn fühlen, als wäre er dort gewesen, als würde er ein fesselndes Buch lesen. Er merkte, wie er begann den chaotischen, jungen Mann zu mögen.

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Irgendwie mag ich diesen Oneshot auch wenn gefühlt absolut nichts passiert xD

Namjin |OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt