Kapitel 4

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Aria

Auf einem Rastplatz angekommen, parken wir und steigen aus. Als Dean mich sieht, fragt er schmunzelnd: „Na, auch schon wach?" Statt ihm eine Antwort zu geben, umarme ich ihn. Dean ist so etwas wie ein Bruder für mich. Wir drei, also Lia, Dean und ich sind zusammen mit unseren Eltern und noch einigen anderen Kitsune-Paaren ziemlich weit entfernt von der Zivilisation aufgewachsen. Wir hatten an dem auch nichts groß auszusetzen, schließlich waren Kitsune in der Gesellschaft der Übernatürlichen nicht gern gesehen. Warum genau weiß ich auch nicht. Wir können zwar besser riechen, sehen und hören und sind auch stärker als Menschen, trotzdem ist es bei uns nicht so ausgeprägt wie z.B. bei Werwölfen oder Vampiren. Einzig unsere Kitsune-Kräfte sind besonders. Neben Blitz, Feuer und Wasser gibt es auch noch Wind, Erde und Geist. Und das Alles mit unterschiedlichen Prägungen, so kann ein Wind-Kitsune Wind kontrollieren oder fliegen, ein Geist-Kitsune hat die verschiedensten Formen: Telekinese, Illusionen oder auch Traumwandeln. Tja und dann gibt es noch mich, ein Schatten-Kitsune. In der Geschichte heißt es, dass ein Schatten-Kitsune die Aufgabe hat, das Geheimnis der Übernatürlichen Wesen zu beschützen. Taucht ein solcher Kitsune auf, droht das Geheimnis gelüftet zu werden. Bis jetzt sind laut der Überlieferung 4 solche Kitsune auf der Welt gewesen. Zuletzt angeblich bei der Hexenverfolgung im 16. Jahrhundert. Als mit 16 dann meine besondere Kitsune-Kraft zum Vorschein kam, waren alle sehr geschockt. Dies war aber nichts im Vergleich, zu dem Schock, als ich in meinen ersten Blutrausch verfiel. Hätte Lia nicht so schnell reagiert, hätte ich meine eigenen Eltern kaltblütig umgebracht. Sie versicherten mir zwar, dass ich keine Schuld hätte, da ich nicht ich selber sei, wenn ich in einen Blutrausch verfiel. Trotzdem war danach nichts mehr so wie vorher. Ich wurde von allen beobachtet, als würde ich jederzeit wieder die Kontrolle verlieren. Als wir dann herausgefunden hatten, dass ich wenn ich jemanden töten, die Chance verringere in einen Blutrausch zu verfallen, stand mein Entschluss fest. Ich wollte meine Familie nicht weiter in Gefahr bringen und auch nicht meine Freunde. Also packte ich meine Sachen zusammen und wollte in der Nacht verschwinden. Meinen Eltern hatte ich nur einen Brief mit meinen Beweggründen hinterlassen und dass ich mich melden werde. Keine hundert Meter von unserer kleinen Siedlung warteten Dean und Lia auf mich, ebenfalls mit gepackten Sachen. Und wie eben schon im Auto ließen beide keine Widerrede zu und begleiteten mich. Gerade für diese Geste von ihnen liebte ich sie noch mehr. Sie kamen mit, ohne zu wissen was auf sie zukommt, mit dem Wissen, dass ich jederzeit austicken könnte. In der ersten Zeit lernten wir viel über uns und unsere Kräfte insbesondere über meine. Denn ich konnte inzwischen spüren, wenn jemand böse oder schlechte Absichten hat und ob er das Geheimnis preisgeben möchte oder es ihm egal ist. Dies erleichterte die Jagd natürlich immens. Eine andere Fähigkeit, die ich erst vor ein paar Monaten entdeckte ist für den Namen verantwortlich. Ich kann in den Schatten wandern und auch Personen mitnehmen, auch wenn diese dann sich nicht bewegen können und auf mich angewiesen sind. Diese Fähigkeit haben wir aber nur durch Zufall entdeckt, da ich sie anscheinend schon länger habe, aber nicht wusste, dass ich dann ‚weg' bin.

Flashback Vor ein paar Monaten

Wir waren geraden von einer Jagd zurückgekommen. Und wollten alle nur noch duschen und ins Bett. In der Wohnung mussten wir uns 2 Bäder teilen. Als ich fertig war, bemerkte ich, dass ich meine Kleidung vergessen hatte. Also schlich ich, im Bademantel über den dunklen Flur, als mich Dean erschreckte. Er hatte in einer Ecke gelauert und sprang dann hervor. Ich erschreckte mich und spürte dann, wie eine angenehme Kälte über meine Haut glitt. Die hatte ich schon öfters gespürt. Sie beruhigte mich. Dean der vor mir stand, wurde Leichenblass. Zögernd fragte er „Aria? Wo bist du? Komm schon, so wie du hier herum geschlichen bist, musste ich die Chance doch ergreifen." Immer noch vor Schreck wie erstarrt, sagte ich kein Wort. Etwas pansicher sagte Dean "ich wollte dich doch nur ein bisschen Ärgern, kein Grund einfach zu verschwinden?" Verwirrt zischte ich, immer noch etwas wütend „Wieso, ich stehe doch immer noch genau vor dir?" Auch Kira schien verwirrt zu sein, den sie machte nur ein Hä? Anscheinend hatte dies Dean aber nicht gehört, denn er schaute jetzt in meinem Zimmer nach, als er mich auch dort nicht fand, schließlich stand ich immer noch verwirrt im Flur, rief er die anderen. Ihnen erzählte er, was passiert war. Er wurde immer panischer. Lia, praktisch wie immer, machte erst mal das Licht im Flur an. Als würde ich gezogen werden, taumelte ich ein paar Schritte nach hinten und vermisste die angenehme Kälte, die verschwand. Lia und Kate drehten sich blitzschnell um, als sie mich hörten. Dean brauchte auch nur eine Millisekunde, bevor er mich an sich presste und flüsterte „Es tut mir so Leid, aber bitte jage mir nie wieder so einen Schrecken ein, ich werde dich auch nicht mehr ärgern." Wohl wissend, dass er mich auch weiterhin ärgern würde, nahm ich seine Entschuldigung an und erzählte ihnen, dass ich die ganze Zeit im Flur war.

Flashback ende

Naja, wir brauchten nicht lange, um unsere Schlüsse zu ziehen und dann gezielt dies zu trainieren. Inzwischen kann ich alle drei mit in die Schatten nehmen.

„Hallo? Erde an Aria? Hörst du uns zu?" fragte da Kate, die mir vorm Gesicht schnippte. Habe ich was verpasst? Während du in der Vergangenheit warst, sind wir anderen in den Burger-Laden gegangen und sie haben dich bestimmt drei mal gefragt, was du möchtest? Wenn es dich nicht stört würde ich gerne einen Hähnchen-Burger mit extra Käse nehmen. Antwortete mir auch schon Kira. Danke dir. Immer wieder gern, solange ich meinen Burger bekomme meinte sie grinsend, wobei ich mir das Grinsen nur vorstellen konnte. Aber mit ihrer Wahl war auch ich einverstanden. „Redest du mit Kira oder warum lässt du uns warten?" kam dann auch die Frage von Dean. „Äh, sorry Leute. Zuerst war ich in Gedanken und dann hat Kira mir erzählt, was ihr von mir wolltet. Ich würde gerne einen Hähnchen-Burger mit extra Käse." antworte ich dann endlich auf die Frage von ihnen. Verstehend nickten sie, wobei Lia dann sagte „Na schön, aber du übernimmst die Rechnung für uns. Schließlich hattest du den besser bezahlten Job von uns vier." „Damit kann ich leben. Der Job ist das einzige, was ich in der Stadt vermissen werde." erwiderte ich. Wir hatten alle eine Ausbildung begonnen, nachdem wir auf uns gestellt waren und ich mir sicher war, dass ich nicht so schnell wieder einen Blutrausch bekomme. Dean war technisch ziemlich begabt, wodurch er eine IT-Ausbildung gemacht hatte. Auch wenn er öfters Lia beneidet hatte, da er gerne ein Blitz-Kitsune wäre, da er am Anfang einige Stromschläge beim reparieren von Computern bekam. Lia hingegen war trotz ihrer praktischen Ader sehr kreativ, wodurch sie eine Marketing-Ausbildung machte. Kate hatte sich einen Namen als Autorin gemacht, insbesondere als Horror-Autorin. Wenn man die Geschichten teilweise selbst erlebt hat, dann wirken sie im Buch noch viel lebhafter, wofür ihre Fans die Bücher liebten. Und ich fing als Sekretärin an, da ich gut im Organisieren war. Meine Chefin erkannt aber auch mein Talent für Zahlen und Tabellen, wodurch ich zu ihrer Assistentin wurde. Wir verstanden uns gut und ich spürte, dass sie meine Arbeit Wert schätzte. Ich mein, wann hat mein schon das Glück, eine tolle Chefin zu haben, die die Arbeit wertschätzte und man selber die Arbeit liebte?

Als wir mit unserer Bestellung Platz nahmen meinte Lia „Deine Chefin war sehr traurig, als wir ihr sagten, dass durch einen Todesfall in der Familie wir wieder zurück müssen und du schon vorgefahren wärst. Sie meinte, dass sie dich vermissen wird und gab uns ein Empfehlungsschreiben mit für dich." „Da meldet sich ja gleich mein schlechtes Gewissen, ich glaube, dann muss ich sie nochmal anrufen, mich bedanken und wenigsten mich per Telefon verabschieden." Daraufhin meinte Kate, die auch dabei war „Ja, aber nicht nur deswegen. Mir ist rausgerutscht, dass wir nach Dream-City gehen. Daraufhin ließ sie uns stehen und kam nach ein paar Minuten grinsend wieder." „Und, was war?" fragte ich gespannt nach. Da meinte Dean, dem es anscheinend zu lange dauert „Sie hat dir einen Job als Assistentin für den Chef des größten Unternehmen in Dream-City besorgt. Bei einem Unternehmen, von dem die Stadt anscheinend lebt und seit einigen Generationen von der Familie Clark geführt wird. Außerdem haben Lia und ich auch einen Job bei dem Unternehmen bekommen. Anscheinend haben die da keine Speziallisten, sonst hätten wir die Jobs nicht so leicht bekommen." „Ich wollte Aria das doch erzählen" meinte Kate leicht beleidigt. Daraufhin küsste Dean sie und flüsterte etwas in ihr Ohr, was sie wohl wieder besänftigte. Stumm aßen wir dann auf. Das beruhigt mich irgendwie, dass Lia und Dean in unserer Nähe sind, meinte dann Kira. Wieso denn das? Naja, ich war Schuld, dass wir oder eher ich die Kontrolle verloren. Was wenn es wieder passiert, in der Firma? Ich will keinen Unschuldigen etwas tun, sagte Kira niedergeschlagen. Wir schaffen das schon, zusammen. Und wie du schon sagtest, zu Not sind auch Lia und Dean in der Nähe.

Die KitsuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt