Kapitel 29

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Aria

Als wir zu Hause ankamen, zogen wir uns wieder um. Wir hatten schon oft Leichen gesehen, ich mein, ich muss ja leider töten, da kommen logischerweise auch Leichen vor. Aber so etwas hatten wir bisher auch noch nie. Wer war die Frau? Hatte das Kribbeln, also diese Person etwas mit dem Tod der Frau zu tun? Wenn wir schneller gewesen wären, hätten wir dies dann verhindern können? Fragen über Fragen, auf die ich leider keine Antworten wusste. Mit dem Lösen von Mordfällen kannte ich mich nur so gut aus, wie es in Büchern und Serien beschrieben wurde. Also praktisch gar nicht. Ich musste also darauf vertrauen, dass der Rudelarzt Hinweise finden wird, die uns weiter helfen. So schwer es mir fiel, aber ich konnte nichts machen.

Um mich abzulenken griff ich nach einem Buch von Nora Roberts und setzte mich auf die Fensterbank in meinem Zimmer. Diese hatte ich mir mit Decken und Kissen noch gemütlicher gemacht. Ich hatte zudem noch einen tollen Ausblick auf den Wald. Dieser leuchtete mir jetzt in einem satten Grün entgegen. In ein paar Wochen würde er aber in Gelb und orange-Tönen erstrahlen, bevor die Laubbäume ihre Blätter abwerfen, sodass dann nur noch die Nadelbäume grün wären. Aber bis dahin, genoss ich noch die Sommerlichen Temperaturen und Farben.

Am nächsten Morgen machte ich mich fürs wandern bereit. Während dem lesen gestern, kam mir die Idee, dass Lia und ich mal in Ruhe den Wald und vielleicht auch die Berge erkunden könnten. Also zog ich mir trotz warmen Temperaturen eine lange beige Hose an, dafür aber auch ein Top und packte noch ein T-Shirt, falls es doch kühler sein sollte, in meinen Rucksack ein. Mit dem Rucksack in der Hand ging ich die Treppe runter und begrüßte die anderen. Ich packte mir auch 2 Wasserflaschen ein und setzte mich zu den anderen an den Tisch zum frühstücken. Dean, der meinen Rucksack gesehen hatte fragte „Sag mal, was hast du den heute geplant?" Da ich gerade von meinem Brot abgebissen hatte, schluckte ich es schnell runter, sodass ich reden konnte „Lia und ich gehen heute wandern und erkunden die Umgebung." Lia, die bei ihrem Namen aus ihren Gedanken aufschreckte, meinte kopfschüttelnd „Vergiss es, wir werden heute trainieren. Das haben wir schon länger nicht mehr gemacht." Kate, die den Grund hinter dem Wandern kannte, schaute schon traurig drein. Ohne dass ich es selber merkte sprach ich mit einer anderen Stimme „Nein, wir beide werden heute wandern gehen." Während ich sprach, senkten alle ihre Köpfe. Von Lia kam ein leises „Okay" zurück. Dies verwunderte mich doch sehr. Ich hatte mich schon auf eine 5-minütige Diskussion eingestellt und dass ich Lia in den wahren Grund einweihen musste. „Moment mal, was ist hier los? Mit so einer schnellen Einsicht hätte ich jetzt nicht gerechnet." sprach ich dann doch meine Gedanken aus. Kate, die ihren Kopf wieder langsam hob klärte mich auf, „Für uns klang es wie ein Befehl, dass du mit Lia wandern gehst. Du hast auch in einer anderen Stimmlage gesprochen. Ich nehme mal an, dies hat etwas damit zu tun, dass du die Vertraute Inari's bist. Hast du es denn nicht selber gemerkt?" Ich musste mir ihre Worte erst mal durch den Kopf gehen lassen. Das war genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte meinen Freunden oder eher Familie nichts befehlen, was sie auf Komm und Verderb machen müssen. „Das habe ich nicht gemerkt, nein. Es tut mir leid, so wollte ich es gewiss nicht lösen. Wenn es nochmal vorkommt, dann sagt ihr es mir bitte und dass könnt ihr als Befehl wahrnehmen." Dabei grinste ich zum Schluss leicht. Auch die anderen fingen an zu lächeln und nickten. Ich machte mir und auch für Lia ein paar Brote zum mitnehmen. Als wir fertig mit dem Frühstück waren, räumten wir zusammen auf und Lia ging sich umziehen. Als Lia dann fertig war und sich auch einen Rucksack gepackt hatte gingen wir Richtung Wald und den Bergen. Ich hörte noch von Kate ein Danke per Mind-Link, bevor mich Lia dann auch schon fragte, warum nur Sie mitkommen sollte auf die Wanderung. „Hast du nicht bemerkt, wie gerne Kate wieder etwas Zeit mit Dean verbringen möchte?" „Nein, aber sie sind doch ständig zusammen?" kam es von Lia. „Ja, aber wir beide sind dann auch immer dabei. Seid wir in dieser Stadt sind, sind wir immer zu viert oder Arbeiten. Kate sehnte sich nach Zeit alleine mit Dean." Dabei betonte ich das Wort Alleine extra. Als würde es Lia jetzt erst klar werden sagte sie „Oh, du hast Recht. Aber weißt du wovon das auch zeugt?" Verwirrt schüttelte ich nun den Kopf. Mit einem Lächeln führte sie fort „Du hast bemerkt, dass Kate sich dies wünscht und hast dafür gesorgt, dass es möglich war. Wieder ein Zeichen, dass du zu Recht die Vertraute bist. Mir ist das schließlich nicht aufgefallen." Gerührt von ihren Worten widersprach ich doch, da mir der Vorfall von heute morgen wieder ins Gedächtnis kam „Ja, aber heute morgen habe ich dir unbewusst befohlen, dass wir auf diese Wanderung gehen, dabei wollte ich es wie sonst auch immer diskutieren beziehungsweise dir den Grund nennen. Wir hätten ja auch etwas anderes unternehmen können." Lia winkte nur ab „Sobald ich den Grund gewusst hätte, hätte ich der Wanderung sowieso zugestimmt. Das haben wir beide schließlich schon öfters gemacht. Zudem war es auch notwendig, die Gegend etwas besser zu kennen, auch wenn wir schon viel gesehen haben. Und mit den anderen beiden wäre es nicht so angenehm geworden wie nur mit dir. Sie sind halt keine Menschen, die gerne wandern." Lachend musste ich ihr zustimmen. Das letzte mal, als wir zu viert gewandert waren, hat Dean uns beide solange genervt, dass wir schon nach 2 Stunden wieder zurück waren. Wir redeten dann noch über alles mögliche, wie wir es immer tun bei Wanderungen. Dabei entdeckten wir einen See, der geradezu zum Schwimmen einlud. Er war strahlend blau und glitzerte durch die Sonne. Man konnte in ihm die Reflexion der Berge erkennen. Wenn kein Wind wehte und die Oberfläche glatt, wäre es bestimmt ein noch viel beeindruckendes Schauspiel. Da wir aber keine passenden Klamotten zum Schwimmen hatten, machte wir dort nur eine Pause und aßen unsere Brote, bevor wir über einen anderen Weg wieder nach Hause gingen. Es war spät als wir ankamen. Da wir weder Kate noch Dean antrafen, bestellten wir eine Pizza, die wir dann mit hoch nahmen und im Zimmer von Lia aßen, während wir weiter redeten. Danach fielen wir schon fast ins Bett. Die Wanderung und die viele frische Luft hatte uns müde gemacht.

(Nora Roberts ist übrigens eine meiner Lieblingsautoren. Welche habt ihr?)

Die KitsuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt