Kapitel 49

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Alan

Die Rückfahrt verlief ziemlich ruhig. Ich wusste einfach nicht, wie ich anfangen sollte, ohne sie zu verletzten oder zu bedrängen. Vielleicht sollte ich sie gar nicht darauf ansprechen und warten, bis sie es tut. Ja ich glaube ich werde es so machen. Und dafür hast du jetzt Stunden gebraucht? Das habe ich dir zu Anfang auch schon gesagt, murrte Aiden. Ist doch jetzt auch egal. Erik? Fragte ich in den Rudel-Link. Alpha, ihr seid zurück.

Ja, ich bringe Aria noch nach Hause, bevor ich zum Rudel fahre. Gab es Probleme?

Nein, alles verlief ruhig. Alles klar, bis nachher.

Ich hielt vor dem Haus von Aria und drehte mich zu ihr. Sie schnappte sich ihre Handtasche, sagte kurz „Tschüss und Danke fürs zurückbringen." Bevor auch ich mich verabschieden konnte, war sie auch schon aus dem Auto gestiegen und lief auf ihre Haustür zu. Ich schaute ihr bedröppelt hinterher. Was war das den? So kenne ich sie nicht. Ich wollte gerade wieder losfahren, als mir einfiel, dass sie ihren Koffer vergessen hatte. Ich stieg aus und nahm ihren Koffer aus dem Kofferraum. Mit dem machte ich mich auf dem Weg und klingelte. „Lass ihn da stehen und komm mit. Es sind Eindringlinge in deinem Gebiet." Ich fuhr herum und sah die vier Gestalten in ihren Mänteln. Obwohl die Frau in schwarz vorgetreten war und auch gesprochen hatte, klang sie irgendwie anders als die anderen Male. Jetzt kam mir die Stimme irgendwie bekannt vor. Doch bevor ich mich länger damit befassen konnte woher, wurde mir der zweite Teil bewusst, den sie gesagt hatte. Ich ließ den Koffer also tatsächlich stehen und zog die Schwarze mit mir hinter die Häuser. Die anderen drei folgten uns auch. Kaum waren wir im Wald, ließ ich sie los und stellte sie zur Rede. „Wo und wer?" knurrte ich. Aiden war auch schon unruhig. „Im Westen, es ist mindestens ein Wendigo. Das heißt, wir müssen ihn vor der Dunkelheit finden, ansonsten werden wir zu den Gejagten." Was ist den eine Wendigo, fragte ich mich. Anscheinend habe ich aber laut gefragt, denn sie antwortete mir „Es ist ein Wesen, welches sich von Fleisch und Blut von Menschen ernährt, um zu überleben. Es hat spitze doppelreihige Zähne und lange scharfe Klauen. Das schlimmst ist aber, dass es tagsüber schon ein guter Jäger ist, aber in der Nacht unschlagbar ist. Wir müssen uns also beeilen." Bei ihrer Erklärung stellten sich mir die Nackenhaare auf. „Wie machen wir es?" „Wie viele kannst du tragen als Wolf?" kam es von ihr zurück. „Zwei, mit mehr werde ich langsamer." „Okay, du wirst zwei von uns tragen und gehen in die Schatten. Die anderen folgen uns zu Fuß." Ich nickte und verwandelte mich. Die Schwarze zog den mit dem roten Mantel mit zu mir. Wieso ihn? „Weil er der einzige von uns ist, der den Wendigo endgültig vernichten kann." antwortete sie mir. Die anderen zwei waren schon los gelaufen. Was sind die Schatten? fragte ich sie weiter aus, während ich mich aufrichtete und mich an das zusätzliche Gewicht gewöhnte. „Das ist so etwas wie eine andere Dimension. Die wichtigste Regeln: Bleibe mit mir im Kontakt und vertraue auf meine Worte, ansonsten wirst du nie aus den Schatten herauskommen oder dich verlaufen. Und jetzt geh in einen Schatten." befahl sie mir zum Schluss. Ich knurrte kurz auf, niemand soll mir Befehle geben. Als ich im Schatten war, konnte ich kurze Zeit später eine Kälte spüren, die von der in schwarz gehüllten Frau ausging. Kaum hatte sich die Kälte komplett über mich ausgebreitet, verlor die Welt an Farbe und Geräusche, es war alles schwarz-weiß und ruhiger, als hätte ich etwas auf den Ohren. „Drehe dich nach links und renne los." befahl sie wieder. Aber das ist die komplett falsche Richtung, sagte ich ihr. „Regel Nummer 2. Vertrau auf meine Worte und jetzt Beeilung, ansonsten gibt es bald kein Rudel mehr." Ich drehte mich also nach links und rannte los. Währenddessen versuchte ich Erik zu erreichen. Es klappte aber nicht. Warum kann ich meinem Rudel nicht Bescheid geben? „Wir sind, wie schon gesagt, in einer anderen Dimension. Von hier aus kannst du sie nicht erreichen, weil sie nicht hier sind. Pass auf, wir sind gleich da." antwortete sie mir. Ich lief noch ein paar Meter, als sie mich bat anzuhalten. Als ich stehen blieb, zog sich die Kälte wieder zurück und die Welt bekam ihre Farben und Geräusche zurück. Ich schaute mich um und erkannte, dass wir tatsächlich im Westen von meinem Gebiet waren und das einige Kilometer weiter. Dabei bin ich gar nicht so weit gerannt. Wie ist das Möglich? Während ich mich umgeschaut hatte, ging die Schwarze hinter einem Gebüsch in Deckung und beobachtete etwas. Der Rote sprach zu mir „Hinterfrage es nicht. Wir verstehen es auch nicht. Aber es funktioniert und das ist das einzige was zählt. Kontaktiere lieber dein Rudel." Ich nickte ihm zu und befolgte seinem Rat. Erik, bring das Rudel in Sicherheit. Keiner darf mehr raus in den Wald. Alle sollen sich von dem Teil im Westen fernbleiben.

Befehl ist gegeben, aber was ist los?

Ein Wendigo ist anscheinend in unserem Gebiet. Ein Jäger, der anscheinend unschlagbar in der der Nacht wird.

Ein Wendigo? Noch nie von gehört.

Ich auch nicht, aber.. Ein lauter und schriller Schrei riss mich aus dem Gespräch. Ich schaute mich um. Beide waren weg. Dann hörte ich wieder Kampfgeräusche, welchen ich sofort folgte. Was ich sah ließ mich erschaudern. Der Rote stand am Rand einer Lichtung und beobachtete das Schauspiel, welches sich uns bot. Die Schwarze kämpfte mit einer Kreatur, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie war menschenähnlich, nur viel dünner. Die Knochen stachen alle heraus. Die Haut war bleich, fast schon weiß. An den Händen waren lange Klauen und der Mund hatte, wie sie schon gesagt hatte doppelreihige Zähne. Ich ging zu dem Roten und fragte Sollten wir ihr nicht helfen? Er zuckte zusammen, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mit ihm per Mind-Link kommunizieren kann. Aber es ging seit dem Blutschwur, jedenfalls konnten die Schwarze und ich mit den jeweiligen anderen Mitgliedern sprechen. Nach dem kleinen Schock antwortete er mir „Sie schafft das schon. Sie muss sich abreagieren. Was ist da passender als eine Gestalt, die nur durch eine Sache sterben kann." er klang nicht besorgt. Ich wendete meine Aufmerksamkeit wieder dem Kampf zu, nachdem die Kreatur einen spitzen Schrei von sich gegeben hatte. Anscheinend hatte sie gerade eine der Krallen mit ihrem Schwert oder was das auch immer ist abgeschnitten. Sie kämpfte, als würde sie etwas raus lassen wollen, fast so wie wenn ich meine Gefühle an einem Boxsack rauslasse. Mit dem Unterschied, dass ihr Boxsack sie auch angriff. Ich hörte hinter uns Geräusche und wandte mich knurrend um. Warnend zog ich meine Lefzen hoch, doch als ich sah, wer da aus dem Gebüsch kam, wendete ich mich wieder dem Kampf zu. Die anderen zwei waren angekommen und atmeten schwer. Die in Lila ging den Roten an „Sag mal spinnst du, du kannst sie doch nicht in dem Zustand alleine kämpfen lassen. Was wenn sie ihre Kontrolle gänzlich verliert?" „Dann wäre der Wendigo längst tot und sie würde auf uns losgehen. So kann sie sich aber abreagieren und ihre Kontrolle wieder erhalten." Damit lies sich die in Lila wohl beruhigen und ich mich auch. Wir schauten alle dem Kampf zu, jederzeit bereit einzuschreiten, falls sie Hilfe braucht. In der Ferne hörte ich ein Heulen. Das Zeichen dafür, dass alle in Sicherheit wären und gefragt wird, wo ich bin. Ich heulte zurück, damit sie wissen wo ich bin. Dies stellte sich aber als Fehler heraus, denn dies lenkte die Aufmerksamkeit des Wendigos auf mich. Klasse gemacht Alan, wirklich einfach klasse, schimpfte ich mit mir selber. Der Wenigo kam auf uns zu und ich stellte mich kampfbereit auf. Die Frau in Schwarz sprach „Er gehört dir:" Was? Warf sie mich jetzt diesem Ding zum Fraß vor? Doch anscheinend war es an den Roten gerichtet. Dieser nahm sein Schwert fester in die Hand. Ich konnte noch erkennen, wie seine Augen anfingen rot zu leuchten, als er auch schon auf den Wendigo zu rannte. Kurz bevor er ihn erreichte, ging sein Schwert in Flammen auf. Der Wendigo kam schlitternd zum stehen und versuchte umzudrehen, doch es war zu spät. Der Rote hatte das brennende Schwert direkt durch sein Herz gestoßen. Ausgehend von seinem Herz fing er an zu brennen. Als er komplett in Flammen eingeschlossen war, zerfiel er zu Asche.

(Na, wer erkennt die Anspielung? Und Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat)

Die KitsuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt