Kapitel 36

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Aria

Als ich am nächsten Morgen aufstehen wollte, sah ich mich bestätigt, dass mein Bein länger braucht zum heilen. Kitsune haben zwar bessere Heilungskräfte als Menschen, aber gegenüber einem Werwolf oder anderen Gestaltwandler war es doch gering. Wäre ein Wolf gestern so verletzt worden wie ich, dann hätte es nur ein paar Minuten gedauert und nicht wie bei mir Tage. Wobei ich konnte schon froh sein über meine Heilungskräfte, als Mensch hätte ich mein Bein erst in einer Woche unter starken Schmerzen belasten können. So kann ich wenigstens einigermaßen gehen, ich zog mein Bein nur leicht nach. Unter der Dusche stellte ich mir das Wasser warm, da mir das immer bei einer Verletzung hilft. Doch auf einmal wurde aus dem schön warmen Wasser arschkaltes Wasser. So schnell wie es mein Bein zuließ, sprang ich aus der Dusche und trocknete mich Zähneklappern ab, bevor ich zügig in meine Kleidung für heute schlüpfte. Durch die Tür erklang Deans Stimme „Na, hat das Wasser dich jetzt endlich wach bekommen?" Ich riss die Badezimmertür auf und funkelte Dean an. „Hast du das Wasser kalt werden lassen?" „Wie kommst du den darauf, so etwas würde ich doch nie tun." beteuerte er, obwohl er genau wusste, dass ich ihm das nicht abkaufte. Mit einem „Na warte." sprang ich auf Dean zu. Doch er konnte schnell genug ausweichen und rannte die Treppe runter. Ich folgte ihm oder zumindest versuchte ich es. Auf der Treppe verlor ich mein Gleichgewicht, da ich durch mein Bein, mein Gewicht anders verlagerte. So polterte ich die restliche Treppe runter und kam unten zum liegen. Sofort kamen alle angerannt und beugten sich über mich. Besorgt fragte Kate mich „Alles in Ordnung? Willst du wegen deinem Bein vielleicht noch heute hierbleiben?" Böse funkelte ich Dean an und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus „Mit mir ist alles in Ordnung." Dean konnte sich derweilen sein Grinsen nicht verkneifen. Kate und Lia gingen wieder in die Küche. Da ich jetzt aber keine Lust hatte, ihn zurecht zu weisen fragte ich nur „Kannst du mir wenigstens auf helfen?" „Klar, für eine holde Maid in Not tue ich doch alles." meinte Dean noch, bevor er nicht mehr an sich halten konnte. Auch ich musste jetzt grinsen, auch wenn ich insgeheim schon an einem Racheplan arbeitete.

Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, kam sofort Mia auf mich zugestürzt. „Was um Himmels Willen hast du den gemacht?" Lächelnd wank ich ab „Ich bin nur die Treppe runter gefallen, ist nicht weiter schlimm." Dank heute morgen, musste ich dabei noch nicht mal lügen. Mia schaute mich zwar misstrauisch an, sagte aber nichts weiter dazu.

Bis zur Mittagspause verlief alles ganz normal, ich ging meiner Arbeit nach. Als Mia und ich im Aufzug standen, um Mittag zu essen, meldete Dean sich per Mind-Link Kann mir einer von euch beiden mir das Essen bitte mitholen, ich stecke hier gerade noch etwas fest. Klar kann ich machen, antwortete ich ihm. Auf dem Weg trafen wir noch auf Lia, die sich uns anschloss. Sie schaute mich zwar komisch an, sagte aber nichts. Wahrscheinlich wunderte sie sich, warum ich Dean sein Essen hole nach heute morgen, aber ich kann auch nett sein. Jedenfalls hatte ich in dem Moment keinen Hintergedanken dabei. Es gab heute Chili con Carne. Ich nahm gerade den zweiten Teller entgegen, als mein Blick auf das Gewürzregal fiel. Ich blickte zwischen den Tellern und den Gewürzen hin und her und fragte die Bedienung „Kann man sich an den Gewürzen bedienen?" Sie bejahte und ich schaute mir die Gewürze näher an. Mein Blick blieb bei einem hängen. Kira, denkst du auch was ich denke? Da wir uns einen Kopf teilen, weiß ich was du vorhast und stimme dir zu, kam ihre Antwort. Und du meinst, das passt als Rache? Klar, er hat uns auskühlen lassen und wir heizen ihm ordentlich ein, sagte sie noch mit einem bösen Unterton in der Stimme. Ich griff also nach der Chilli-Soße auf der geschrieben stand ‚Vorsicht extrem scharf'. Ich frage mich, warum in der Cafeteria solche Gewürze beziehungsweise Soßen stehen. Aber jetzt fand ich es einfach nur passend. Vorsichtshalber nahm ich mir aber Brot mit, ich will ihn ja nicht allzu lange quälen. Auf mein Gesicht stahl sich ein hinterhältiges Lächeln, was man nur als solches erkennt, wenn man mich kennt. Ich gesellte mich zu Lia, Mia und auch Erik. Als Lia mein Gesicht sah fragte sie „Oh je, was hast du wieder angestellt?" Möglichst unschuldig versuchte ich ihr zu antworten „Nichts worum du dich kümmern muss." Ich nahm den zweiten Teller und stellte ihn neben mich auf den leeren Platz zwischen Erik und mir.

(Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr)

Die KitsuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt