Am nächsten Tag während des Nachsitzens haben sie nicht miteinander geredet.
Am übernächsten auch nicht.
So vergingen vier Tage. Sie saßen nach dem Unterricht gemeinsam in dem Klassenzimmer und schwiegen. Mr. Fuhrmann, Aric's Geschichtslehrer war nicht immer ihre Aufsicht. Manchmal waren es auch andere Lehrer. Doch es lief immer gleich ab. Sie kam zuerst in den Raum, der Lehrer fragte sie nach ihrem Namen und sie setzte sich. Einige Minuten später kam Aric herein und er setzte sich ebenfalls. Die Lehrer, die nicht wie Mr. Fuhrmann waren blieben am Pult sitzen und beschäftigten sich selber. Sie wurden nur mal für 20 min, nicht länger, alleine gelassen wenn einer der Lehrer kurz auf die Toilette musste oder woandershin.
Aber selbst in diesen paar Minuten schwiegen sie sich gegenseitig an.
Etwas hatte sich zwischen ihnen geändert. Seit sie Aric damit konfrontiert hat, dass er nicht wüsste was er von ihr wollte, blickte er sie nicht mehr an. Sie machte ebenfalls keine Anstalten irgendwas zu sagen oder ihn anzusehen.
Es war als wäre es Monate her seit sie sich gegenseitig angesehen haben. Oder angefasst haben.Sie hatte ihm die Wahrheit gesagt. Sie wollte das hier zwischen ihnen nicht verlieren. Er war ihr wichtig. Viel zu wichtig.
Und jetzt sitzen sie wieder hier. Müssen wieder sich 2 Stunden anschweigen. Aric wollte am liebsten einfach abhauen. Er wusste, dass er bei Mr. Fuhrmann ohne zu zögern das Klassenzimmer verlassen hätte. Aber leider waren die letzten Tage andere Lehrer die Aufsicht gewesen. Verdammt.
Er sah Celestia nur in seinem Augenwinkel.
Wieso war das jetzt so zwischen ihnen? Was hat er falsch gemacht?
Diese Frage stellt er sich seit drei Tagen. Und er hat keine Antwort gefunden. Vielleicht steht sie ja auf einen anderen Typen. Oder sie hat plötzlich kein Interesse an Aric. Oder sie fühlte sich bedrängt.
Egal was es war, mittlerweile gab er sich nicht mehr die Schuld. Es lag nicht an ihm. Es musste an ihr liegen.
„Ich gehe kurz in den Kopierraum." informierte sie die Lehrerin und machte sich mit einem Stapel Papiere eifrig auf den Weg. Nur noch das Klackern ihrer Absätze war gedämpft zu hören.
Aric blickte auf die Uhr. Noch 1 Stunde und 15 Minuten.
Sie seufzte leise und entschied sich zu lesen. Sonst würde die Zeit nicht umgehen.
Also beugte sie sich runter und holte ihr Buch heraus. Sie bemerkte beim Aufklappen, dass sie Aric's Aufmerksamkeit bekam. Sie selber drehte den Kopf und sah ihn an.Doch der Blickkontakt hielt nicht lange. Aric sah wieder weg.
Wieder dieses drückende Gefühl in ihr drinnen. Direkt in ihrem Herzen. Oh Gott, wieso war sie so dämlich. Wie konnte sie sich in Aric verlieben? Es war doch von Anfang an klar, dass das nicht gut ausgehen würde.
„Steck dir doch gleich noch ein paar Kopfhörer in die Ohren." sagte Aric leise. Sie waren die einzigen hier im Raum. Natürlich konnte sie jedes Wort verstehen.
Sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
„Stört es dich, dass ich lese?" fragte sie.
Aric schnaubte nur.
Was war denn jetzt los. Er musste doch nicht gleich so kotzig zu ihr sein. Sie hat ihm nie etwas böses getan. Sie hatte ihm überhaupt gar nichts getan.
„Was habe ich dir denn bitte getan?" sie konnte sich nicht beherrschen. Und verdammt sie war frustriert, dass sie seit Tagen nicht mehr miteinander reden.
„Das weißt du." sagte er lediglich.
Er sah sie nicht an. Celestia wurde traurig und gleichzeitig wütend. Sie verstand nicht, was sein Problem war. Sie klappte das Buch zu und wand sich ihm zu.
„Nein Aric. Das weiß ich nicht." sagte sie. Er blickte sie jetzt an. Seine Augen mustern ihr Gesicht.
„Ich habe dir nichts getan." stellte sie klar. „Das alles ist einfach so verwirrend. Das hier" sie deutet zwischen Aric und sie. „ist verwirrend für mich."
Aric blieb ganz normal auf seinem Platz sitzen. Er sah sie lediglich an. Und weil er nach wenigen Sekunden weiterhin nichts sagte, redete Celestia weiter.
„Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist. Ich weiß nicht, was du von mir erwartest oder was ich von dir erwarten soll. So etwas hatte ich noch nie. Alles was ich weiß ist, dass du mich hinter geschlossenen Türen wie deine Freundin behandelst und dabei sind wir noch nicht ein mal zusammen. Habe ich Recht?" sie blickte ihn erwartungsvoll an.
So war es doch. Sie waren kein Paar. Sie hatten noch nie ein offenes Date. Sie haben nur einige verstohlene Momente in einer Besenkammer oder im geschlossenen Schwimmbad geteilt.
Sie wusste noch nicht mal, ob es jemals dazu kommen würde, dass sich mehr aus dem hier entwickelt, was Aric und Celestia am Laufen hatten.„Ich weiß nicht, wie du das alles siehst, aber ich möchte nicht länger alles geheim halten. Ich möchte dich mehr kennenlernen und mit dir draußen richtig auf Dates gehen. Ich möchte gerne deine Hand halten und dich küssen, ohne angst zu haben von jemandem gesehen zu werden." Es fühlte sich gut an ihm diese Sachen ins Gesicht zu sagen.
Stille.
Stille.
Sie sah ihn schon fast anflehend an.
„Willst du denn nichts dazu sagen?" fragte sie leise.
Mehr Stille.
Dann atmete er einfach durch. Er wand den Blick kurz ab, sah sie dann aber wieder an. Sein Ausdruck nachdenklich.
„Wieso müssen wir das denn zwischen uns betiteln?" fragte er.
Sie war dankbar seine Stimme zu hören. Das war ein gutes Zeichen.
„Können wir das nicht einfach so weiter machen wie bisher?" fragte er weiter.
Sie senkte den Blick. Nein, sie konnte ganz sicher nicht weitermachen wie bisher. Aric liebte sie nicht. Das wusste sie schon. Er liebte vielleicht ihren Körper, aber er wollte Celestia selber nicht. Wieso sonst würde er das weiterhin geheim halten wollen.
Sie biss sich leicht auf die Lippe und schüttelte den Kopf, plötzlich schlug ihr Herz schneller und sie spürte seinen Blick auf ihr.
„Ich glaube, das können wir nicht." sagte sie ohne ihn anzublicken.
Aric sah nachdenklich zu Celestia. Er verstand sie. Er wusste es war schwer für sie. Und es war auch unfair ihr gegenüber. Schließlich hatte sie noch keine Erfahrungen mit Jungs gehabt. Und dann zu erwarten, dass sie erst hinter geschlossenen Türen das bekam, was sie wollte. Das war unfair.
Aber Aric konnte ihr das nicht geben. Beziehungen waren nicht für ihn gemacht. Sie wollte ihn kennenlernen? Er kannte sich ja selbst nicht mal richtig. Dates waren auch nicht seins gewesen. Er war miserabel wenns um Romantik ging. Also wieso konnten sie nicht einfach weiter machen, wie bisher auch?
„Aric, ich glaube ich habe mich in dich verliebt." sagte Celestia leise.
Stille.
So viel Stille. Er konnte sie nicht ansehen. Er brachte es nicht dazu nochmal den Kopf zu ihr zu drehen. Er blickte einfach nur vor sich hin. Geschockt. Diese Worte versetzten ihm einen Stich ins Herz.
Stille.
„Warum bist du so leise?" fragte sie irgendwann. Er bemerkte im Augenwinkel, dass sie ihn ansah. Er konnte aber nicht. Er konnte sie nicht ansehen. Das konnte nicht wahr sein.
Schließlich öffnete Aric den Mund und sprach. „Je weniger ich sage desto mehr denkst du über das nach, was du eben gesagt hast."

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NAmeS GAMe
Genç KurguCelestia Ein ungewöhnlicher Name für ein ungewöhnliches Mädchen. So sah es Aric zumindest, als er Celestia kennenlernte. Celestia ist neu in der Stadt und somit die Neue auf der Schule, in der sie viele Freunde kennenlernt und somit auch den unberec...