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"Ja! Celestia!" sagte Flo, die noch immer vor ihm stand.

Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Sie war verwirrt, wieso er den Namen so langsam aussprach, aber er blockte schnell ab und machte sich mit dem Buch in der Hand auf den Weg nach draußen. Die Garage ging auf und er machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.

Mit seinen Kumpels klatschte er ab und sie machten sich über die gestrige Nacht noch lustig und tauschten ihre Bettgeschichten aus. Aric klärte ab, dass er sich noch mit Vito im schäbigen Eck treffen müsste, ehe er sich zur Adresse auf machte. Seine Freunde hatten andere Pläne und wollten nicht zu Vito.

Währenddessen kam schon mal sein kleines Betthäschen die endlosen Treppen runter und sah sich um, um die Küche zu finden. Flo fing sie ab und führte sie dorthin, um ihr einen Kaffee zu machen. Sie wollte nicht unhöflich zu den Mädchen sein, die ihr Bruder immer abschleppte. Sie wollte aber auch nichts weiteres mit ihnen zu tun haben und so entstand die unangenehme Stille in der Küche. Sie aß ihr Essen weiter, während das Mädchen ihre Tasse umklammerte. Sie trug eine zerrissene Jeans und ein fast Bauchfreies rosa Oberteil, dass unter anderen Umständen Flo gefallen hätte. Sie kannte das Mädchen. Sie war die große Schwester von Lilly, aus Mathe. Aber dieser Zeitpunkt oder eher diese Situation ist schlecht, um sich gegenseitig Komplimente zu geben und sich anzufreunden.

"Schön habt ihr es hier." sagte sie irgendwann und sah sich in der räumigen Küche um.

Sera war ebenfalls leise. Es war ihr etwas unangenehm ein Mädchen kennenzulernen, das tatsächlich Interesse an ihrem großen Bruder hatte. In ihren jungen Jahren dachte sie immer, dass die Mädchen die Aric mochten, ihn ihr wegschnappen wollen. Doch Aric kannte ihre Namen nicht mal und deshalb war ihr klar, dass da auch nichts passieren würde, worüber sich Sera Sorgen machen müsste.

"Ich bin Sophie." Das Mädchen strahlte beide Schwestern an.
Flo schluckte ihr Essen runter und legte den Löffel weg. Dann sammelte sie ihre Worte und sprach ihr mit einem entschuldigenden Lächeln ins Gesicht. "Ja, das wissen wir. Du hast dich uns gestern betrunken vorgestellt. Sorry, aber dir muss bewusst sein, dass mein Bruder nie etwas ernstes anfängt."

Jedes Mädchen erwartete nach einer Nacht eine feste Beziehung mit Aric, die er nie einging. Ihm lagen keine Beziehung. Er war nicht so jemand, der auf Dates ging und Händchen hielt. So etwas würde er nicht tun und das wusste jeder. Also brauchte Sophie keine Hoffnung zu schöpfen etwas Besonderes für ihn zu sein.

"Ich weiß" gab sie niedergeschlagen von sich. Ihre gefärbten braunen Haare fielen ihr vor die Augen, aber als die Mutter in die Küche kam, blickte sie wieder auf. Sie blickte ihr strahlend entgegen. Man erkannte die Ähnlichkeit zu Aric. Auch Flo passte äußerlich in die Familie. Die einzige, die andere Gesichtszüge und Auffälligkeiten hatte, war Seraphina. Sie hatte im Gegensatz zu den anderen in der Familie fast komplett blondes Haar und grüne Kulleraugen, die sehr bald eine Brille benötigten. Sie lispelte etwas und hatte keinen einzigen Muttermal, was den anderen in ihrer Familie anders geht.

"Hallo, ich bin Michelle. Arics Mutter." Flo verdrehte die Augen, weil es typisch von ihrer Mutter war jedes weibliche Objekt von Aric anzusprechen und auszuquetschen. Sie wollte immer wieder seine 'Freundinnen' kennenlernen und hoffte auf eine geeignete Schwiegertochter. Jedoch merkte sie immer wieder aufs Neue, dass die Generation von heute eine etwas andere Liga spielte. Sie verstand nichts von Snapchat und Instagram. Sie wollte keine Schwiegertochter, die nur Klatsch und Tratsch mit sich brachte. Doch es war immer wieder eine Enttäuschung. Auch dieses mal, als sie mit Sophia sprach. "Liebes, brauchst du eine Fahrt nach Hause?" Flo und Sera kicherten ganz still, weil sie insgeheim bemerkten, wie wenig ihre Mutter von dem Gespräch mit dem Mädchen angetan war und sie nun loswerden wollte.

__________

Aric ging die vielen Treppen des Treppenhauses hoch bis zum 4. Stock. Er betrachtete den leeren Flur und spuckte über das Geländer nach unten. Das Buch noch in seiner Hand, ging er zur Tür mit der Nummer 15. Er streckte die Hand aus, um zu klopfen. Jedoch ging die Tür durch die kleine Berührung seiner Hand auf. Sie quietschte etwas, was ihm eine Gänsehaut breitete. Er wunderte sich, wieso die Tür offen war, da er niemanden im Flur drin sah. Er rief ein nicht zu lautes 'Hallo' in die Wohnung. Er hörte ein leichtes Poltern und dann erschien der Kopf einer Frau im Türrahmen eines Zimmer. Sie sah durch den Flur zur Tür und direkt zu Aric, der noch immer verwundert da stand.

"Hallo?" Die Frau kam aus dem Raum und stellte sich vor Aric um ihn fragend zu mustern. Er deutete auf die offene Tür und erklärte, dass sie schon offen war.

"Ach, die ist schon lange kaputt mein Lieber." sagte die Frau und machte eine wegwerfende Handbewegung.

Ihr Alter passte ungefähr zu dem seiner Mutter, wenn nicht sogar älter und er hoffte, dass er richtig war an dieser Adresse und das dies hier ihre Mutter sei.

"Ich suche eine Celestia." sagte er.

Die Mutter drehte sich mit dem Oberkörper herum und rief einmal laut "Celestia" durch die Wohnung. Einen Tick zu laut. Jedoch war ihre Stimme generell laut und kratzig, also war sie nicht verärgert, dass Aric kurz das Gesicht verzog. Während beide auf eine Reaktion vom gewünschten Mädchen warteten, musterte die Frau ihn von oben bis unten.

Sie grinste leicht und fragte dann einfach "Gehst du aufs College oder so?"

Aric war es nicht peinlich. Er wurde nicht rot. Es ist dennoch eine unangenehme Situation. Dazu kam noch der Fakt, dass sie ihn ansah wie Beute. Er kniff kurz die Augen zusammen und sah sich dann draußen etwas um. Vielleicht hätte es die Frau ja verstanden und hätte ihn dann in Frieden gelassen. Doch sie sah ihn immer noch neugierig an. "Ne. High School." antwortete er und sah dann an ihr vorbei in die Wohnung, wo er ein Mädchen ausmachen konnte.

Die Frau verschwand ein Glück gleich dann. Nicht ohne ihm noch kurz zuzulächeln. Er ignorierte es, um nicht unhöflich zu werden und achtete nun auf das Mädchen, dass sich in die Tür stellte, um ihn sichtlich verwirrt zu mustern. Das erste was Aric tat war, sie einmal richtig anzusehen und zu versuchen, dass Mädchen mit dem Namen zu verbinden. Er hätte sich unter dem Namen nichts vorstellen können. Jetzt, wo er das Mädchen vor sich sieht, kann er den Namen zu ihr zuordnen und findet ihn mehr als passend. Aber keines seiner Gedanken gibt er preis.

"Ich soll dir das hier von Flo bringen." sagte er und reichte ihr das Buch ohne große Umschweife oder Geschwafel. Sie nahm es entgegen und öffnete es, was ihn widerwillig warten ließ. Solange musterte er sie heimlich. Ihr Haar war blond, wie seine Schwester beschrieben hatte. Sie waren zu einem Zopf geflochten, der über ihrer Schulter hing und schon sehr zerzaust aussah. Ihr Körper war nicht der größte, genau wie ihre Brüste. Aber er sah ihr deutlich an, dass sie ein Mädchen war. Sie hatte einen Körper, für den seine Schwester töten würde, so wie er sie kannte. Zierliche Kurven, schöne Beine, flacher Bauch, markante Schultern, rosa Lippen und er würde Wetten, dass ihr Hintern auch eine 10 war.

"Das ist nicht mein Buch." sie sah auf. Er nahm schnell den Blick von ihrem Körper und sah ihr in die Augen. Doch sie hatte ihn schon dabei erwischt, wie seine Augen ihren Körper entlang fuhren.

NAmeS GAMeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt