kAPitEl 67

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Flo's Make Up war völlig verschmiert. Das war mit eine der ersten Sachen, die Celestia auffiel als sie ihre Freundin ansah.
Außer ihrer verschmierten Wimperntusche war sie auch etwas rot im Gesicht. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und ihre Unterlippe hat sie zwischen ihre Zähne gezogen. Vermutlich um das Zittern zu verbergen.
„Was ist passiert?" fragte sie sofort und ging auf sie zu.

Ein Glück erwiderte Flo ihre Umarmung. Celestia spürte wie das Mädchen in ihren Armen anfing zu schluchzen. Sie weinte. So etwas hat sie noch nie bei Flo gesehen. So kannte sie sie nicht. Flo war fröhlich und lachte immer. Es passte einfach nicht, dass sie weinend in Celestia's Armen war. Es passte einfach nicht.
Und sie weinte stark.
So stark, dass sie nicht sprechen konnte.
Also strich Celestia ihr einfach über den Rücken und hielt sie fest.

Sie wusste nicht, wie lange sie da standen und sich umarmten. Aber es waren sicher mehrere Minuten.
Als sich Flo löste und sich über das Gesicht wischte hoffte Celestia, dass sie anfangen würde zu reden.
Flo holte tief Luft und schüttelte ganz leicht den Kopf.
„Ich bin Jungfrau, wusstest du das?" sagte sie zu Celestia.

Nein, wäre die richtige Antwort.
Das wusste Celestia nicht. Zumindest war sie sich nie ganz sicher. Flo war selbstbewusst. Und sie redete immer über Jungs als hätte sie Erfahrungen.
Doch scheinbar hat sie noch nie etwas mit einem anderen Jungen gemacht.
Sie wusste auch nicht, wann Flo jemals über ihre Beziehungen gesprochen hat. Womöglich hatte sie noch nie eine Beziehung gehabt. Genau wie Celestia.

„Ich doch auch." erwiderte sie deshalb murmelnd.
Es war kein Geheimnis, was sie verheimlichen wollte. Es war bloß ein etwas unangenehmer und peinlicher Fakt über sie. Mädchen im ihrem Alter fingen an ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Und hier stand sie mit Flo, die ihr gerade beichtet, dass sie kein wenig anders war als Celestia.

„Flo, es ist doch egal, dass du Jungfrau bist. Bitte sag mir, was Jay mit dir angestellt hat." sie legte die beiden Hände auf Flo's Schultern. Es war ihr wichtig zu verstehen, was er Flo angetan hat. Und wieso sie darüber nun weint.

Flo seufzte und drehte sich ein wenig weg.
Sie drückte sich die Finger in die geschlossenen Augen.
„Ich bin so bescheuert." hörte sie sie murmeln.
Gerade wollte Celestia wieder ansetzen und fragen, da öffnete Flo den Mund.

„Wir haben einen ruhigen Ort gesucht um etwas ungestört reden zu können. Daraufhin hat er das Gästezimmer hier oben vorgeschlagen, wo keiner uns stören würde. Jay und ich haben ein wenig rumgemacht. Und es war irgendwie schön. Ich hatte die ganze Zeit dieses Kribbeln im Bauch. Dann..ist er mit der Hand irgendwie unter mein Oberteil gerutscht und es wurde etwas... intimer." erzählte sie im leisen Tonfall.

„Ich habe ihm gesagt, dass ich mein erstes mal nicht hier im Gästezimmer haben möchte und das hat er auch verstanden. Aber er wollte von mir etwas...anderes."
Flo schüttelte ihre Hände und presste ihre Lippen zusammen, als würde sie sich vor der Erinnerung ekeln.
Celestia's Bauchgefühl war kein gutes.
Sie ahnte schon etwas.

„Er hat mir gesagt ich könne ja für ihn wenigstens auf die Knie gehen." Wieder traten Tränen in ihre Augen. Flo wimmerte kurz.
„Ich habe das nicht verstanden und nur gelacht. Aber er meinte es ernst. Er hat mir gesagt, dass ich ein bisschen an seinem Schwanz saugen soll, damit er wenigstens etwas von dem hier hat." sie deutete auf sich selber und weinte wieder los.

Mein Gott.

Sie musste selber die Lippen zusammen pressen.
Das ist respektlos. Jay ist respektlos.
Es ist widerlich ein unerfahrenes Mädchen auf einer Party um so etwas zu bitten.
Man würde sich nur ausgenutzt und billig fühlen.
Wenn Flo wirklicht Gefühle für Jay hätte dann hätte sie ihm den Gefallen bestimmt getan, aber- moment...

„Du hast es doch nicht getan, oder?" fragte Celestia sie vorsichtig.
Doch Flo schüttelte den Kopf und sah auf den Boden.

Ein Glück.

Sie trat wieder heran und legte Flo diesmal eine Hand auf die Schulter. Sie versicherte sich, dass ihre Freundin sie auch ansah.
„Hör mal, ich bin wahrscheinlich die letzte Person, die du hier haben solltest. Ich habe schließlich selber kaum Erfahrungen in diesen Sachen. Aber ich weiß, dass da draußen Leute warten, die dich besser trösten können. Dein Bruder-„

„Nein, nicht Aric!" unterbrach sie sie mit großen Augen.
„Aric würde Jay bloß verprügeln."

„Was ist mit Gina oder Carly?" fragte Celestia.

„Bitte! Die beiden würden unbewusst anfangen über mich zu urteilen. Die beiden haben schon mit so vielen Typen was gehabt. Die könnten das nicht verstehen." erklärte sie ihr.

„Aber Charly." sagte Celestia. Gegen Charly könnte sie nichts sagen. Sie war Celestia so offen gegenüber.

„Charly war mit 15 Jahren keine Jungfrau mehr als sie mit Trevor Seadler zusammen war." Sagt Flo und verdreht die Augen.
„Ich habe extra dich hier reingebeten, weil ich nicht wollte, dass die da draußen mich mit anderen Augen betrachten. Sie denken ich sei selbstbewusst. Sie glauben, dass ich schon Erfahrungen gesammelt habe." erklärte sie.

Also wollte sie bloß nicht von den anderen getröstet werden, weil die nicht so waren wie Celestia. Sie waren keine Jungfrauen mehr. Und das war es, was Flo jetzt brauchte. Eine andere Jungfrau.
Sie wusste nicht, was sie jetzt denken sollte. Es fühlte sich alles komisch an. Aus erster Linie, weil Celestia etwas mit Aric am Laufen hat. Und weil sie wusste, dass sie selber nicht wie die Jungfrau Maria verhält. Sie denkt ständig daran, was Aric mit ihr anstellen würde. Wie weit sie das nächste mal gehen werden. Sie hat sich Aric hingegeben. Er kann alles mit ihr machen, was er möchte. Denn das wertvollste von ihr hat er bereits. Ihr Herz.

„Ich glaube ich kann dich verstehen." murmelte Celestia.
Doch konnte sie das wirklich?
„Aber du bist viel länger mit denen da draußen befreundet. Solltest du dich ihnen nicht anvertrauen können? Mich kennst du nur ein paar Monate." sagte sie.
Celestia fand sich in einer Situation, in der sie ihre Freundin weder verlieren noch belügen wollte. Aber es fühlte sich in ihr drinnen falsch an, dass Flo ihr vertraute, während sie hinter ihrem Rücken mit Aric rummachte. Es fühlte sich mehr als falsch an.

„Vielleicht sollte ich mal mit ihnen reden, aber du bist mir auch eine Freundin. Wir kennen uns zwar nicht so lange, aber ich weiß dass ich dir vertrauen kann. Sonst hätte ich dich nicht hier reingebeten. Ich danke dir." Flo schlang die Arme um sie und drückte sich gegen Celestia.

Celestia stand da wie erstarrt. Sie erinnerte sich daran ihre eigenen Arme um Flo gelegt zu haben. Aber der Rest ihrer Worte schwammen an ihr vorbei.

Es war falsch. Es fühlte sich an als würde sie ihrer Freundin ein Messer in den Rücken rammen.

NAmeS GAMeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt