Kapitel 5 - Verfluchte Herzen

195 9 2
                                    

Ich bekam die ganze Nacht kein Auge zu. Wenn das so weiter ginge, würde ich Ende des Jahres keine einzige Prüfung bestehen. Alles hing irgendwie schief. Ich bekam Harry nicht aus meinem Kopf. Doch noch viel weniger Draco. Warum zur Hölle hatte er mich geküsst? Seinem Blick unten im Gemeinschaftsraum nach zu urteilen, war er schockiert darüber, dass ich mich daran erinnern konnte. Er hatte also ähnlich wie Ginny damit gerechnet, dass ich von nichts mehr wusste, was unter der Trankwirkung geschehen war. Aber warum hätte er es dann tun sollen?

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte es sich an wie das Hochschrecken nachdem man nur kurz eingedöst war. Ich fühlte mich vollkommen zerstört. Zum Glück war es Sonntag. Ich hatte über Nacht viel Zeit zum Nachdenken gehabt und einen Entschluss gefasst - ich würde Harrys Bitte nachgehen, versuchen herauszufinden, was Draco im Schilde führte. Schon allein aus Rache war es mir das Wert.

Jedoch ergab sich an diesem Tag keine Gelegenheit dazu, was mich ärgerte, da ich den ganzen Tag im Gemeinschaftsraum verbracht hatte, um ihm hinterher zu gehen, sollte er im Schloss umherwandern. Doch genau wie ich blieb er an Ort und Stelle, beinahe provokant, als wüsste er genau, was ich vorhatte.

Die Slytherins ließen mich bis auf einige derbe Späße auf meine Kosten in Ruhe, dennoch hätte ich den Tag lieber mit Harry und den anderen verbracht. Oder allein. So oder so war es reine Zeitverschwendung gewesen und ich nahm mir vor, es anders anzugehen. Ich würde einfach abwarten bis ich sicher wusste, dass er außerhalb der Slytherinräume war und dann heimlich sein Zimmer durchsuchen. Wenn es einen Beweis für das gab, was Harry vermutete, würde dieser doch am ehesten dort zu finden sein.

Doch aus meinen Vorsätzen wurde nichts. Das Arbeitspensum war in dieser Woche so hoch, dass ich froh war, wenn ich alle Hausaufgaben mit ach und krach schaffte. Ich verbrachte beinahe jede freie Minute in der Bibliothek. Die wenige freie Zeit, die übrig blieb, ging fürs Quidditchtraining drauf. Das waren die einzigen Gelgenheiten außerhalb der Mahlzeiten und des gemeinsamen Unterrichtes, wo ich Malfoy zu Gesicht bekam.

Immer noch verfolgte mich heimliches Getuschel oder Gekicher, wenn ich durch die Gänge des Schlosses ging, weshalb ich mir angewöhnte, mich nach dem Unterricht im Gemeinschaftsraum zu verschanzen. Doch dort war es nicht besser. Ich musste mir Sätze anhören wie: "Wenn du Draco suchst, der ist in seinem Zimmer." oder "Hast du die Nacht wieder davon geträumt, dass er dich küsst?"

Hatte ich mir vor dieser Sache schon ab und zu gewünscht, in die Haut einer anderen schlüpfen zu können, so war der Wunsch nun zu meiner zweiten Natur geworden. Ich war froh, als die Woche endlich vorbei war und nahm mir fest vor, mein Vorhaben Malfoy zu beschatten, am Samstag in die Tat umzusetzen, wenn die meisten in Hogsmead waren. Zufällig hatte ich ein Gespräch belauschen können, in dem Malfoy gesagt hatte, er würde dem Zaubererdorf ebenfalls einen Besuch abstatten. Wenn ich ungesehen in sein Zimmer kommen wollte, gab es keine bessere Gelegenheit.

Nach dem Frühstück war es soweit. Ich wartete, bis sich alle in die Schlange der Ausflügler eingereiht hatten, die Filch nach den Erlaubnisblättern ihrer Vormünder fragten und vergewisserte mich, dass Malfoy sich unter ihnen befand. Als ich seinen blonden Haarschopf in der Menge erblickte, wandte ich mich Richtung Kerker.

"Kim?"

Ich  wandte mich um und erblickte Harry. Er trug einen dicken roten Wollpullover von Mom, passend dazu den Gryffindor-Schal und einen der dicken Umhänge, was mir sagte, dass auch er unterwegs nach Hogsmead war. "Gehst du nicht mit ins Dorf?"

"Ich habe den Anschluss verpasst", flunkerte ich, da einige Schüler, die in der Nähe standen, große Ohren machten, wie immer wenn Harry auf der Bildfläche erschien.

Er schien zu ahnen, was in mir vor sich ging, denn er trat näher, sodass nur ich ihn hören konnte. "Du könntest mit mir kommen, weißt du."

Ich sah ihm direkt in diese unglaublich grünen Augen, die ein Mädchen schon in ihren Bann ziehen konnten. "Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mich in Malfoys Zimmer umzusehen."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt