Kapitel 36 - Gefahr

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Die Ferien waren vorrüber und Hogwarts öffnete seine Tore für die magischen Schüler, was sich uns an der permanenten Abwesenheit von Serverus Snape im Anwesen zeigte. Er war vom Ministerium als der neue Schulleiter eingesetzt worden und ich stellte mir vor, wie es in diesem neuen Hogwarts zugehen mochte.

Es war seltsam, nicht an die Schule zurückzukehren. Wie ein beständiger Sog zog es mich zu dem mächtigen Schloss, dass immer öfter in meinen Träumen auftauchte. Dieser Tage hing ich sehnsuchtsvollen Erinnerungen an längst vergangene Tage nach - wie ich mit Harry und meinen Geschwistern in der Sonne auf den Ländereien gelacht hatte. Hatte ich das je richtig zu schätzen gewusst? Wie sehr hatte mich so manche Unterrichtsstunde den letzten Nerv gekostet - jetzt würde ich alles dafür geben, das noch einmal erleben zu können.

Stattdessen verbrachte ich die Tage im Anwesen und beobachtete lethargisch, wie die Zeit verstrich. Meine Machtlosigkeit, etwas tun zu können, machte es noch schlimmer. Oft schlich ich mich in den kleinen Salon. Nur um das Schwert von Gryffindor anzustarren und mir fieberhaft den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich es zu Harry bekommen sollte. Selbst wenn ich eine Flucht wagte, war ich mir sicher, dass es von machtvollen Zaubern umgeben war, die sofort Voldemort oder einen seiner Todesser auf den Plan rufen würden. Zudem wäre es auffällig, wenn das Schwert nicht mehr an der Wand hinge. Ich bräuchte so etwas wie eine identische Kopie, aber wie sollte ich von hier aus an so etwas kommen, zudem ohne ein Mittel der Bezahlung.

Zusätzlich gaben mir merkwürdige Vorkommnisse im Anwesen zu denken. Voldemorts Stimmung wurde immer gereizter. Das war durch die Wände zu spüren. Man musste dazu nicht im selben Raum wie er sein. Vor einigen Tagen hatte ich in meinem Zimmer mitanhören können, wie Todesser einen Mann ins Haus geschleift hatten, der heftig um Hilfe geschrien hatte. Die Stimme war mir bekannt vorgekommen, doch ich hatte sie erst erkannt, als ich meine Tür geöffnet hatte, um zu lauschen.

"Schnauze, Opi!", hatte ein Todesser gebellt, ehe er einen anderen gefragt hatte: "Was will der Dunkle Lord mit Ollivander?"

"Keine Ahnung, wir sind hier, um Befehle zu befolgen", war die Antwort gewesen.

Seitdem hatte ich nichts mehr von dem Mann gehört, der mir den Zauberstab verkauft hatte, welcher ihn jetzt vermutlich folterte. Wenn er überhaupt noch lebte. Wozu brauchte Voldemort Ollivander?

Es war müßig, mir all diese Fragen allein zu stellen. Ich konnte es immer noch nicht riskieren, Draco um Hilfe zu bitten. Denn obwohl er mir aus dem Anwesen heraus geholfen hätte, war ich mir dennoch nicht sicher, dass er seinen Vater verraten würde, der anscheinend nach wie vor an Voldemorts Methoden gefallen fand, wenngleich er zunehmend mitgenommener aussah und immer mehr im Ansehen der anderen Todesser sank. Die mächtige Dynastie Malfoy bröckelte. Vielleicht hatte Draco Angst, sie mit einem falschen Schritt komplett zum Einsturz zu bringen. Es war kein schönes Gefühl, einen Mann zu lieben, dem man nicht vollkommen trauen konnte. Den man hintergehen müsste, um die Welt zu retten.

Manchmal spielte ich mit dem Gedanken, zu bitten, nach Hogwarts zurückkehren zu können, doch was hätte ich dort schon anderes ausrichten sollen? Zudem war mir mittels Tagespropheten zu Ohren gekommen, dass die Schule sich unangenehm gewandelt hatte. Anscheinend gab es statt dem Fach "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" nun das Fach "Dunkle Künste" Ich wollte mir nicht ausmalen, was man den Kindern dort beibrachte.

Wo waren jetzt wohl Harry und Ron? Befanden sie sich immer noch am Grimmauld Platz oder durchstreiften sie das Land, auf der Suche nach weiteren Horkruxen? In diesen Gedankengängen fragte ich mich, was sie noch sein könnten. Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor. Was mich dazu brachte, mich wieder in der großen Bibliothek zu verschanzen, dieses mal jedoch mit Habachtstellung, falls Voldemort oder einer der Todesser mich dort aufspürte. Zur Tarnung hatte ich stets ein Exemplar von "Die dunkelsten Zweige der Magie" bei mir, was ich vortäuschen wollte zu lesen, falls mich jemand hier entdeckte. In Wirklichkeit verschanzte ich mich in Büchern wie "Bedeutende magische Artefakte" oder "Die vier Gründer von Hogwarts", in welchem ich letztendlich fündig wurde.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt