Kapitel 38 - Glückseligkeit

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Die ganze Zeit während Dracos Abwesenheit stand ich missmutig am Fenster und starrte angespannt auf die regennasse Straße hinaus.

Es gefiel mir gar nicht, wie er das Ruder an sich gerissen hatte, seit wir von Malfoy Manor aufgebrochen waren und wie er ohne mich verschwand.

Vielleicht war es kindisch, doch ich hätte der Winkelgasse nur zu gern einen Besuch abgestattet. Und sei es nur, um mich in Erinnerungen zu sonnen. Wie ich mit elf zum ersten Mal mit meiner Familie die Straßen entlang gegangen war. Die Vorfreude auf die Magie, das unglaubliche Gefühl, als mein Zauberstab mich ausgesucht hatte. Jener Zauberstab, der nun Voldemort und seinen dunklen Machenschaften diente. Doch eine Erinnerung verdrängte die düsteren Gedanken.

Mit glühendem Gesicht schritt ich an der Seite meiner Familie durch die belebte, lärmige Winkelgasse. Es waberten Gerüche von magischen Leckereien und Eiscreme durch die Luft. Von irgendwo erklang das fröhliche Geleier einer Drehorgel. Meinen Zauberstab hielt ich fest in meiner linken Hand, nicht fähig, ihn in meine Tasche gleiten zu lassen. Er glühte seltsam machtvoll an meiner Haut und hinterließ in mir das angenehme Gefühl von Vollkommenheit. Ähnlich wie ich es verspürt hatte, als ich nach all den Jahren endlich zu meiner richtigen Familie gekommen war.

Moms Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Percy, Fred, George, Ginny - ihr könnt mit eurem Vater schon einmal die neuen Schulbücher besorgen. Ich kümmere mich mit Ron und Kim um ihre Umhänge."

Wir waren vor einem Schaufenster angekommen, in dem Puppen mit langen Umhängen zu sehen waren. Auf einem Schild über dem Eingang hieß es "Madame Malkins Umhänge für alle Gelegenheiten."

Die Türglocke gab ein sanftes Läuten von sich als wir den Laden betraten. Eine Hexe, die gerade einen blonden Jungen in unserem Alter betreute, sah auf und lächelte freundlich. "Oh Molly. Ist es schon wieder soweit?"

Mom nickte lächelnd. "Fred und Georges Umhänge reichen noch für ein Jahr, aber das zweite Zwillingspärchen kommt nach Hogwarts. Ich möchte schöne nigelnagelneue Umhänge für sie."

Ron strahlte unsere Mutter an, doch in mir regte sich Sorge. Ich wusste, dass die Einkäufe in der Winkelgasse jedes Jahr ihre Finanzen sprengen mussten. "Mom, ich würde auch einen gebrauchten nehmen."

Sie sah mich liebevoll an, während ich Rons verärgertes Entsetzen spüren konnte. "Das ist lieb, mein Schatz, aber als Einweihungsgeschenk bekommt jedes Kind eine neue Garderobe."

Ein abfälliges Hüsteln machte mich wieder auf den Jungen auf dem Schemel aufmerksam, der mich von oben herab ansah. "Da freuen die sich auch noch drüber, hast du gehört, Mutter? Als wäre es das Normalste der Welt, mit schmuddeligen Umhängen zur Schule zu gehen."

Hinter ihm rümpfte eine schöne Frau mit langen blonden Haaren die Nase, sagte aber nichts.

Wut kochte in mir hoch, als ich sah, wie Mom rosa anlief und verzweifelt so tat, als hätte sie den fiesen Einwurf nicht gehört, während sie sich an die Schneiderin wandte, die dem Jungen ebenfalls empörte Blicke zuwarf. "Es sollte schnell gehen. Die beiden haben die gleiche Größe. Sie müssen also nicht zweimal Maß nehmen, meine Liebe."

"Glaubt sie etwa, es würde Geld sparen, wenn die Schneiderin weniger Zeit aufwendet?", fragte der Junge laut an seine Mutter gewandt.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt