Kapitel 61 - Die Wege trennen sich

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Kimberly, Fuchsbau, Am Ende des Sommers

Ich kann nicht sagen, was schlimmer war: zu glauben, Draco sei tot oder zu wissen, dass er mich absichtlich in dem Glauben gelassen hatte, weil er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.

In jedem Fall hatte ich seit Harry mir besagte Nachricht überbracht hatte mehr quälende Gedanken als zuvor. Tausend Fragen geisterten durch meinen Kopf und das, was ich in Harrys Erinnerung gesehen hatte wollte nicht zu dem Draco passen, den ich die Monate in Malfoy Manor kennengelernt hatte.

Ich konnte und wollte es nicht glauben. Stand er wieder unter dem Imperiusfluch? Wollte Lucius Malfoy mit allen Mitteln verhindern, dass wir zusammen kamen? Die wildesten Theorien geisterten durch meinen Kopf und jede schien wahrscheinlicher als die angebliche Wahrheit.

Ich hielt mich von Harry fern. Ich wollte nicht an unseren Kuss denken müssen, weil es sich wie Verrat an Draco anfühlte. Jetzt, da ich wusste, dass er lebte, wollte ich ihn nicht so einfach aufgeben.

Ich hatte darüber nachgedacht, ihm zu schreiben, doch wahrscheinlich wären die Briefe unbeantwortet geblieben und ich hätte noch mehr Fragen und Zweifel bekommen. Mir blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass er ebenfalls zurück nach Hogwarts ging, dann konnte ich ihn von Angesicht zu Angesicht konfrontieren. Und dann würde sich alles aufklären.

Und immer wieder geisterte der Patronus durch meinen Kopf. Der Drache, der mir das Leben gerettet hatte. Nun war ich ganz sicher, dass es Draco gewesen war.

Ich unklammerte seine Slytherin Krawatte, sah aus dem Fenster in den dunkler werdenden Himmel und murmelte: "So einfach mache ich es dir nicht, Draco Malfoy. Wir gehören zusammen."

Als der erste September gekommen war, war ich furchtbar nervös und unsicher. Ich bekam beim Frühstück keinen Bissen hinunter und konnte mich nicht an der Unterhaltung der anderen beteiligen. Mom und Dad warfen mir besorgte Blicke zu, während Harry, Ron und Ginny beinahe feindselig wirkten.

Als ich das letzte Mal durch die Absperrung zu Gleis neun-dreiviertel glitt, sah ich mich sofort suchend auf dem Bahnsteig um, doch ich konnte keine blonde Familie erblicken. Mir sank das Herz in die Hose. Was wenn Draco beschlossen hatte, die Schule nicht zu beenden? Würde ich ihn dann jemals wiedersehen?

"Ich hoffe, du kommst mit in unser Abteil", sagte Ron, der mit Harry und Ginny neben mir aufgetaucht war.

"Wir wissen, was du vorhast!", sagte Ginny besorgt auf mein Schweigen. "Bitte tu dir das nicht an. Du hast Harrys Erinnerung doch gesehen."

Ich fuhr mit mörderischem Blick zu Harry herum. "Du hast es ihnen also alles detailgetreu erzählt."

"Warum sollte ich ihnen die Wahrheit verschweigen?", erwiderte er wütend. "Du bist die einzige, die sie nicht sehen will."

"Das soll er mir selbst ins Gesicht sagen!", erwiderte ich leidenschaftlich und wir verstummten als Mom und Dad hinter uns erschienen.

"Alles in Ordnung?", fragte Dad prüfend.

"Kim will Draco nach rennen!", platzte Ron heraus.

Ich hätte ihm am liebsten einen Fluch auf den Hals gejagt. Mom musterte ihn streng. "Das ist eine Sache, die nur deine Schwester angeht. Sie muss tun, was sie tun muss."

Ich wandte mich dankbar zu ihr um und umarmte sie fest. "Du wirst mir fehlen."

"Es wird alles wieder gut, Liebes. Finde es heraus, aber mach dann deinen Frieden damit und..." Sie zögerte kurz, ehe sie weiter sprach. "Sei vorsichtig mit Harry. Er liebt dich wirklich."

Voller Scham schloss ich die Augen. Warum konnte ich mich nicht einfach mit dem zufriedengeben, was ich hatte? Warum musste ich unbedingt dem nachjagen, der mich immer wieder von sich stieß?

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt