Kapitel 63 - ... und näher

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Die folgende Woche zeigte, wie viel Arbeit und Verantwortung das neue Amt des Schulsprechers wirklich mit sich brachte. Es galt, die Vertrauensschüler zu unterstützen, Rangeleien auf den Gängen zu beenden und nicht zuletzt standen die Projekte für unser neues Unterrichtsfach an.

Dieses würde heute, in der Mitte der zweiten Woche, zum ersten Mal unterrichtet werden. Die Frage war immer noch: von wem?

Da sich durch den Weggang der vielen Slytherins und die zahlreichen Opfer der Schlacht der siebte Jahrgang extrem ausgedünnt hatte, hatten wir jede Unterrichtsstunde mit den anderen Häusern zusammen. Das entsprach zwar einerseits McGonagalls Wunsch, einer erneuten Feindschaft und Trennung vorzubeugen, andererseits triggerte mich jede Stunde extrem, da ich Dracos intensive Anwesenheit, die den ganzen Raum einzunehmen schien, kaum aushalten konnte.

Wir hatten uns im alten Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste niedergelassen und warteten gespannt auf unseren neuen Lehrer, der es mit der Pünktlichkeit anscheinend nicht so genau zu nehmen schien.

"Wie sollen wir ihm denn unsere Projekte vorstellen, wenn er erst auf den letzten Drücker kommt?", fragte Harry nervös, der neben mir saß und machte Eselsohren in seine Ausarbeitungen.

Amüsiert griff ich nach seiner Hand, um ihn davon abzuhalten, was Seamus, der hinter uns saß, zu einem anzüglichen Pfeifen veranlasste. Sofort zog ich meine Hand wieder zurück.

Eilige Schritte verrieten uns, dass unser neuer Lehrer im Anmarsch war. Wie alle anderen drehte ich mich zur Tür um und erlebte eine angenehme Überraschung, als George mit federnden Schritten in den Raum geeilt kam und die Tür mittels eines Schlenker seines Zauberstabs hinter ihm zuschlagen ließ.

Harry und ich strahlten uns von einem Ohr zum anderen an.

George, der einen modischen maßgeschneiderten Anzug in der neuen Hogwartsfarbe Violett trug, der mit silbernen Sternen gespickt war, trat selbstsicher hinter das Lehrerpult und öffnete seine Tasche. Daraus hervor kam ein buntes Feuerwerk, dass sich farbenprächtig vor der Tafel entlud und für laute Jubelrufe und Freudenschreie sorgte.

"Wie kommt das denn da rein?", fragte er in gespielt verdutztem Ton, denn zweifelsohne war die kleine Showeinlage beabsichtigt gewesen. "Entschuldigt bitte die Verspätung. Die Übergabe des Ladens hat länger gedauert als erwartet und ich musste alles in Sack und Tüten bringen, wenn ich euch das nächste Jahr unterstützen will."

"Sie sind unser neuer Lehrer, Mr. Weasley?", fragte Luna verwundert, als hätte sie bis jetzt geglaubt, George hätte sich zufällig in der Tür geirrt.

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Luna, ihr kennt mich doch. Bitte nennt mich George."

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Bis auf die Sache mit Draco wurde alles immer besser seit ich zurück in Hogwarts war. Ich hätte mir nie ausmalen können, wie schön sich Frieden anfühlte.

"Ich erkläre euch kurz, worum es in meinem Fach geht. Der Krieg ist zwar wegen Voldemort entstanden, doch er konnte nur stattfinden, weil Zauberer und andere magische Kreaturen sich durch ihre Andersartigkeit haben gegeneinander aufhetzen lassen, anstatt sich gegen das Böse zu verbinden. Es gab zu viele schwere Verluste auf beiden Seiten. So etwas darf nie wieder vorkommen. Egal ob Werwolf, Zentaur, Muggel oder Hexe - wir alle haben gleiche Daseinsberechtigung und Grenzen, die es zu akzeptieren und zu schützen gilt. Wir werden über diese Grenzen, unsere Fähigkeiten und deren Schutz sprechen. Doch vorallem möchte ich, dass wir uns aktiv dem anderen zuwenden. Wir beginnen damit nächste Woche im Wald, in dem wir dort den Lebensraum der Zentauren kennenlernen und uns ihre Sicht der Dinge anhören."

Ehrfürchtiges Staunen machte sich breit. Es war seltsam für mich, den Scherzkeks George so ernst und seriös zu erleben, aber es war offensichtlich, dass er bei allen sehr beliebt sein würde.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt