Kapitel 41 - ein erstes Letztes Mal

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Da war nur Dunkelheit, immer wieder durchbrochen von grellroten Blitzen aus Schmerz und den bohrenden Fragen einer Frau, denen ich mich unbedingt widersetzen musste. Ich wusste nicht, warum; wusste nicht, um was es ging. Ich wusste nur, dass es wichtig war. Ich klammerte mich mit all meinem Sein daran, nicht zu vergessen, wer ich war, doch die Kontrolle entglitt mir zunehmend.

Da war plötzlich ein Licht im Dunkel. Eine stille Gegenwart, die mehr als nur Trost versprach. Wie eine Verdurstende kroch mein Geist darauf zu, streckte sich danach aus, griff danach.

Es war wie eine Explosion, die alles in mir ins Wanken brachte. Erinnerungen und Gefühle strömten auf mich ein.

Zuerst sah ich ein riesiges Schloss, dessen erleuchtete Fenster sich im schwarzen Wasser eines Sees reflektierten. Ich spürte, wie ich darauf zuschritt. Dann flog ich plötzlich auf einem Besen mit lauter anderen Menschen in grünen Umhängen. Einer von ihnen war ständig an meiner Seite. Ich spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Sehnsucht, als ich in das hochmütige blasse Gesicht eines Jungen sah, der für sein Alter viel zu kühl und erhaben wirkte.

Wieder wechselten die Bilder. Jetzt war der Junge älter, fast ein Mann und sah mich aus grauen kühlen Augen durchdringend an. Dann presste er seine Lippen auf meinen Mund und brachte alles Gefühl in meinen Körper zurück. Das Bild war hell, klar und leuchtend und verdrängte die Dunkelheit, sprengte die Mauer.

Der Schmerz ließ so aprupt nach, dass ich nach Luft rang wie eine Ertrinkende. Mühsam tastete ich mich in die Gegenwart zurück und erkannte schockiert, dass ich mich nicht mit Draco im sicheren Hogwarts befand. Hier war nur Bellatrix und der Wahnsinn in ihren Augen, als sie mich anbrüllte.

"DAS WAR ES ALSO? DESHALB SCHLEICHT IHR EUCH VON HIER FORT? Du hast ihn besudelt, du dreckige kleine Blutsverräterin!"

Sie deutete erneut mit dem Zauberstab auf mich, doch da flog die Tür auf und Narzissa stand auf der Schwelle, ihre Brust bebte heftig. Es war das einzige Zeichen dafür, wie aufgebracht sie war. "Das reicht, Bella! Du hast ja wohl die Antwort, nach der du gesucht hast."

Bellatrix fuhr fuchsteufelswild zu ihrer Schwester herum und brüllte, während sie auf mich zeigte: "HAST DU DAS GEWUSST? HAST DU ES GEWUSST, DASS DEIN EINZIGER SOHN DIESE WIDERWÄRTIGE MISSGEBURT ANGEFASST HAT?"

"Der Dunkle Lord hat nichts gegen die Verbindung der beiden, also solltest auch du dich damit abfinden", entgegnete Narzissa kühl, kam zu mir und half mir, mich aufzusetzen, dann sah sie zu ihrer Schwester auf. "Du kannst mit den anderen zurückkehren. Für jetzt möchte ich dich hier nicht mehr sehen."

"Wie kannst du es wagen! Ich bin deine Schwester!"

Narzissa nickte. "Und das ist mein Haus. Raus!"

Bellatrix wollte etwas erwidern, da erschien Lucius Malfoy im Türrahmen. Er überblickte die Szene in einem Wimpernschlag und ich wusste, dass in diesem Moment sein Hass auf Bella überwog. "Du hast meine Frau gehört. Du bist hier nicht mehr willkommen."

"Das wird euch noch leid tun. Ihr werdet es sehen!", zischte sie und rauschte davon.

Mit einem letzten verächtlichen Blick auf mich, verließ auch Lucius Malfoy wieder den Raum.

"Kannst du aufstehen?", fragte Narzissa leise. Mein ganzer Körper fühlte sich schwach und wund an.

"Ich weiß nicht", erwiderte ich, nur um nicht zugeben zu müssen, dass ich es nicht konnte.

Narzissa richtete ihren Zauberstab an die Decke und murmelte eine Beschwörung. Ich hörte ein Gesräusch wie das Knacken eines Schlosses, dicht gefolgt von polternden Schritten. Im selben Moment als mir klar wurde, dass sie Draco eingesperrt hatten, damit er mir nicht helfen konnte, kam er schweratmend in den Raum geeilt.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt