Kapitel 24 - Warten

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Die ersten beiden Wochen im Fuchsbau vergingen wie im Flug. Weder Mom oder Dad noch Bill oder Charlie sprachen mich auf die Geschehnisse um Dumbledores Tod an. Fred und George versuchten wie immer alles, um das Haus vor Lachen und Chaos erzittern zu lassen. Percy schritt mit ernster und gewichtiger Miene einher. Ich spürte seine und Rons Blicke in meinem Nacken. Ginny war wie der gute Geist unter ihnen allen. Sie war die einzige, die das ganze Ausmaß meiner Gefühle für Draco kannte und mich dennoch so behandelte wie immer. Ich ahnte, dass ich unter einer Art Welpenschutz stand, der im Laufe des Sommers verlöschen würde.

Mom ließ uns das Grundstück nicht mehr verlassen. Aufgrund der Ordensmitgliedschaft meiner Eltern und älteren Brüder genoss der Fuchsbau in den Dunklen Tagen einen besonders großen Schutz. Doch ich machte mir keine Illusionen. Wenn sie wirklich kommen wollten, dann würden sie kommen. Es war nur eine Frage der Zeit.

Oft saß ich stundenlang am Fenster und suchte den Himmel nach dem Zeichen einer Eule ab, in der Hoffnung, Draco würde mir schreiben. Doch natürlich tat er es nicht. Mit jedem Tag, jeder Woche, die ohne ein Lebenszeichen von ihm verstrich, wuchs die Angst in mir.

Die Nachrichten im Tagespropheten veränderten sich. Es schien, als gäbe es nichts Positives mehr zu berichten und bald zog sich die Liste der Vermisstenmeldungen über eine ganze Doppelseite am Tag.

Es war der Tag bevor Harry zu uns kommen sollte - der Anfang der dritten Ferienwoche - als meine Familie das Schweigen brach. Ich stand mit Mom in der Küche und half ihr beim Abwasch. Dad und Percy waren wie stets schon früh ins Ministerium aufgebrochen. Bill und Charlie waren wieder abgereist. Bill und seine Verlobte Fleur boten Flüchtigen Schutz in ihrem kleinen Haus am Meer, während Charlie alles daran setzte, eine gute Beziehung zu den Drachen zu erhalten, damit sie nicht auf die dunkle Seite überliefen. Auch Fred und George waren in die Winkelgasse zurückgekehrt. Mittlerweile war ihr Laden der einzige, der noch geöffnet war. Fred hatte mir gesagt, die Leute brauchten einen Grund zum Lachen. Ich gab ihm Recht.

"Ich habe jeden Tag Angst, wenn sie da draußen sind", sagte Mom mit angespannter Stimme und sah aus dem Fenster.

Ich folgte ihrem Blick in den grauen Himmel. Seit Dumbledores Tod hatte nie mehr richtig die Sonne geschienen. Ein diffuser Nebel sorgte selbst an warmen Tagen für Düsternis. "Dad und Percy sind im Ministerium wenigstens sicher."

Sie presste die Lippen fest aufeinander. Ich sah ihr an, dass sie krampfhaft mit sich haderte, ob sie mir etwas erzählen sollte. Nicht, weil sie glaubte, dass ich für Voldemort arbeitete, sondern weil ich ihre geliebte Tochter war, die sie vor allem Bösen in der Welt beschützen wollte.

"Mom? Was ist es? Sag es mir. Ich bin kein Kind mehr."

Sie sah mich mit schmerzerfülltem Gesicht an. "Nein, das bist du wirklich nicht. Und das tut mir als Mutter mehr weh, als du es dir vorstellen kannst." Einen Moment rang sie noch um Fassung, dann atmete sie zitternd aus. "Das Ministerium hat sich verändert. Leute haben sich verändert. Es gibt Untersungen."

"Untersuchungen?", fragte ich verwirrt.

"Zauberer müssen ihren Blutstatus offenbaren. Wer nicht reinblütig ist, dem wird der Zauberstab entwendet."

Ich sah sie entsetzt an und dachte an Harry. "Das können sie nicht machen. Das ist verrückt. Kaum eine Zaubererfamilie ist noch Reinblütig."

Sie nickte. "Und das ist ihr Problem. Sie wollen nicht, dass sich magisches Blut länger mit anderem vermischt. Sie wollen die magische Welt bereinigen. Dein Vater und Percy stehen auch unter Beobachtung."

"Aber wir sind Reinblüter!", sagte ich wütend.

Sie nickte. "Doch wir symphatisieren mit Muggeln. Das reicht aus, Kim."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt