Kapitel 81 - Mauern einreißen

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"Wie bitte, ich soll die Schuluniformen verbieten?" Minerva McGonagall saß mir im imposanten Büro, das einst Albus Dumbledore bewohnt hatte, gegenüber und starrte mich entgeistert an.

Für dieses Gespräch hatte ich all meinen Mut und meine Schlagfertigkeit zusammengekratzt, jetzt durfte ich keine Schwäche zeigen. Ich nickte entschlossen. "Wenn weiter auf den ersten Blick zu sehen ist, wer zu welchem Haus gehört, werden Vorurteile und Streitigkeiten niemals enden. Schüler aus Slytherin haben bei den anderen nicht die geringste Chance."

"Ms. Weasley, ich verstehe Ihre Gefühle und weiß Ihren Einsatz zu schätzen. Aber eine solch große Veränderung kurz vor den Prüfungen..."

"Jetzt ist der beste Zeitpunkt dafür!", sagte ich energisch. "Damit zeigen Sie doch, wie dringlich die Sache ist. Zudem ist es an der Zeit, Veränderungen in Sachen Quidditch anzustreben."

War McGonagall bisher skeptisch gewesen, so sträubte sie sich nun wie die Katze, die sie so oft im Verwandlungsunterricht zum besten gab. "Veränderungen in Sachen Quidditch?"

Ich nickte bekräftigend. "Solange die vier Häuser im Turnier weiter gegeneinander antreten, wird das den Kessel aus Wut und Feindschaft stets aufs Neue befeuern."

"Sie schlagen doch nicht allen Ernstes ein Verbot von Quidditch vor!", sagte McGonagall entgeistert.

Ich lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. "Nein, aber man sollte die vier Mannschaften umbenennen und neu mischen. Zusammen mit den neuen Schuluniformen würde das ein völlig neues Gefühl der Gemeinschaft fördern."

Die Schulleiterin sank auf ihrem Stuhl zusammen und sah mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung an. Dabei war sehr deutlich, dass sie längst selbst noch nicht bereit für die Reform war, die sie anstrebte.

"Professor, ich weiß, dass ich damit Mauern einreiße, die noch länger stehen als sie auf Hogwarts leben. Und ich kann nicht einmal ansatzweise erahnen, was das für Sie bedeutet. Doch Sie waren es, die Harry und mich damit beauftragt hat, bei der Schulreform zu helfen. Ich fühle mich berufen." Ich ließ meine Worte eine Weile auf sie wirken, ehe ich weiter sprach. "Ich habe mich ständig falsch gefühlt, weil ich in Slytherin war. Einfach, weil die Worte aus den Mündern meiner Freunde und Geschichten aus meinem Elternhaus mir vorgegaukelt haben, dass es so sein musste. Weil kein guter Mensch nach Slytherin kommt. Jetzt bin ich in Gryffindor und nichts könnte sich falscher anfühlen. Und es geht um mehr als nur um mich. Ich sehe Slytherin-Mädchen, die in Gryffindor-Jungs verliebt sind, die sie nur aufgrund ihrer grünen Uniform keines Blickes würdigen. Ich könnte endlos so weiter machen. Quidditch ist für uns Slytherins ein einziger Kampf. Wir haben, sobald der Hut uns auswählt, einen Stempel auf dem Kopf, dem wir nicht mehr entgehen können."

Die Schulleiterin starrte durch mich hindurch und schwieg. So lange, dass ich mich fragte, ob sie mir überhaupt zugehört hatte, dann sagte sie langsam: "Sie wissen schon, dass sie sich damit viele Feinde machen werden?"

Ich atmete erleichtert auf, denn etwas an ihrem Unterton sagte mir, dass sie zumindest über meine Worte nachdachte. "Keine Sorge, als Slytherin bin ich nichts anderes gewöhnt."

Sie sah mich undurchdringlich an. "Mir gefällt Ihr Konzept, Weasley. Damit könnten Sie in die Geschichte von Hogwarts eingehen. Oder für dessen Untergang sorgen."

Ich zuckte zusammen, doch für einen Rückzug war es zu spät. Anscheinend freundete sich McGonagall mehr und mehr mit dem Gedanken an. "Wir geben die Neuerungen Freitag nach dem Abendessen bekannt. Ich danke Ihnen für Ihre wertvollen Ideen."

"Danke", sagte ich und erhob mich, schwindelig vor Erleichterung, dann verließ ich das Büro mit dem Gefühl, auf unsicherem Boden zu laufen. Ich wollte mir weder Dracos noch Harrys Reaktionen auf diese Neuerungen ausmalen.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt