Kapitel 72 - Der Weihnachtsball

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Es schien so lange her, seit der Winter das letzte Mal in Hogwarts Einzug gehalten hatte, was aber an der schlichten Tatsache lag, dass ich vor einem Jahr nicht dagewesen war, um es mitzuerleben.

Etwa um die Weihnachtszeit musste ich mit Harry im Forrest of Dean gewesen sein. Uns war nicht einmal klar gewesen, dass wir Weihnachten miteinander verbracht hatten und es hatte auch völlig seine Bedeutung verloren. Wahrscheinlich war das jedem so ergangen.

Umso mehr schienen sich alle Schüler in diesem Jahr auf die Festlichkeiten zu freuen. Sicher lag das zum großen Teil auch an dem bevorstehenden Ball. Überall standen auf den Gängen Pärchen tuschelnd zusammen. Mädchen lungerten auf den Treppen herum und schauten erwartungsvoll, wenn eine Horde Jungs vorbeiging, in der Hoffnung, ihren Angebeteten als Begleiter für den Ball für sich gewinnen zu können.

Was mich anging sah es wirklich so aus, als würde ich allein hingehen, was mir einerseits zwar missfiel, aber ich hatte auch keine Lust, mit einem der anderen Jungs zu gehen. Wie Luna prophezeit hatte, hatte Seamus mehrmals heftig mit dem Zaunpfahl gewunken, bis ich beschlossen hatte, ihn bis zu der Zeit nach dem Ball aus dem Weg zu gehen.

Ich hatte mir in Hogsmead ein schönes Abendkleid in einem dunklen Violett mit silbernen Sternen gekauft, das mich an das neue Hogwartswappen und Finns Worte über mich erinnert hatten, dass ich wie die Farbe sei. Das munterte mich so weit auf, dass ich dachte, den Abend schon überstehen zu können. Wenn auch als einziges Mädchen ohne Begleitung.

Tief in Gedanken versunken, ging ich die Treppe zu den Mädchenschlafsälen nach oben und stieß direkt mit Ginny zusammen.

"Kim!" Sie wirkte seltsam aufgelöst und erhitzt. "Ich habe dich überall gesucht. Hast du eine Minute, bitte?"

"Na klar" Besorgt folgte ich ihr in ihr Zimmer. Ähnlich wie bei Luna und ganz anders als bei mir, waren die Wände mit Postern, Fotos, Briefen und Quidditchbannern geflastert. Das Bett war voller kleiner gemütlicher Kissen und an ihrem Kleiderschrank auf einen Bügel hing der Traum eines roten Abendkleids.

"Wow, das ist ja der Hammer, Ginny!", sagte ich, als ich es sah. "Da fällt mir ein - mit wem gehst du eigentlich auf den Ball?"

Auf einmal erschien es mir seltsam, dass ich das noch nicht wusste. Früher hatten wir solche Dinge miteinander geteilt, aber seit ich Harry aus dem Weg ging, sah ich auch  Ginny weniger und mir wurde klar, dass sie nicht bei mir rum gehangen hatte, sondern bei ihm und ich einfach meist dabei gewesen war. Diese Erkenntnis machte mich traurig und wütend zugleich.

Als ich sie dann ansah, erkannte ich die Antwort auf meine eigene Frage und es war wie ein Schlag ins Gesicht. Was hatte ich erwartet? Dass Harry allein erscheinen würde? Dass er mir ewig hinterher weinen würde? Sicher nicht, aber soweit hatte ich bisher nie gedacht und es schmerzte mehr als ich es jemals erwartet hätte, durch meine eigene Schwester ersetzt worden zu sein.

"Ich habe das wirklich nicht erwartet", sagte sie verzweifelt. "Wir gehen nur als Freunde hin, wirklich
Und wenn es dich stört, sage ich ab!"

Ich winkte ab, als wäre nichts  aber alles in meinem Inneren brannte. "Mach dich nicht lächerlich. Die Sache mit Harry und mir ist doch vorbei. Im Grunde war es ja nie so ernst. Ich freu mich für dich Ginny."

Sie lächelte glücklich und ich hoffte, dass ich meine Worte irgendwann wirklich so meinen konnte.

Die Aussicht, dass Harry mit Ginny auf den Ball gehen würde, während ich gar keine Begleitung hatte, trieb mich beinahe zur Verzweiflung, sodass ich schon mit dem Gedanken spielte, George um Kotzpastillen zu bitten, um der Veranstaltung fernbleiben zu können. Allerdings verwarf ich den Gedanken, als ich darüber nachdachte, dass der Abend des Balls sicher ohne stundenlanges Übergeben angenehmer sein würde.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt