Kapitel 17 - Sectumsembra

116 8 2
                                    

Der Februar zog einsam dahin. Schnee und Eis krallten sich so fest in die Ländereien, als wollten sie für immer bleiben. Und so war es auch mit der Kälte, die mich umgab.

Zwei Wochen war es nun schon her, seit sich das schicksalhafte Band um Harrys und meine Hand geschlungen hatte. Seitdem fühlte sich dieser Teil meines Körpers an, als würde er nicht mehr allein mir gehören. Jedesmal wenn Harry in der Nähe war, erfasste mich ein kurzes, scharfes Glühen. Wenn sein Kopf dann nach oben fuhr und er sich suchend umwandte, bis sein Blick mich fand, wusste ich, dass es ihm ganz genauso ging. Doch wir sprachen kein Wort mehr miteinander.

Mir war klar, dass meine Reaktion nachdem Draco uns gesehen hatte, mich verraten hatte. Ich fragte mich, wie groß Harrys Abscheu gegen mich war und wie viel er sich selbst hatte zusammenreimen können.

Es war am zweiten Februarwochenende, als er die Konfrontation suchte. Ich lag lustlos auf meinem Bett und wartete wie so oft darauf, dass die Zeit an mir vorrüberzog, als es an meiner Fensterscheibe klopfte. Irritiert drehte ich den Kopf und erkannte Hedwig, Harrys Schneeeule.

Sofort sprang ich aus dem Bett und öffnete das Fenster für sie. Mit einem lauten Schrei flog sie ins Zimmer und ließ sich auf einer Stuhllehne nieder. An ihrem Bein war eine Notiz befestigt. Sie beobachtete mich mit höchstem Argwohn, als ich mich daran machte, das Band zu lösen.

"Ich werde dir schon nichts tun!", zischte ich sie an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht gewusst, dass Eulen verachtungsvoll gucken konnten.

Als ich den Zettel von ihrem Bein gelöst hatte, entfernte ich mich einige Schritte von ihr, man konnte ja nie wissen. Auf dem Zettel standen nur eine handvoll Worte.

"Triff mich auf dem Quidditchfeld."

Mehr nicht. Kein persönlicher Gruß, keine freundlichen Worte. Nichts. Da keine Zeit angegeben war, schnappte ich meinen Mantel und ging sofort los. Ich eilte durch die Gänge des Schlosses, das Lachen der anderen ließ mir die Brust eng werden. Ich wäre so gern gewesen wie sie. Würde so tun, als ginge mich dieser Krieg nichts an, bis es mich traf.

Mit brennenden Augen stieß ich das Portal nach draußen auf und kämpfte mich durch den Schnee bis zum Quidditchfeld. Ich sah Harrys einzelne Gestalt schon von weitem auf einem der obersten Ränge. Langsam stieg ich zu ihm hinauf. Als ich mich neben ihm niederließ sah er immer noch stur gerade aus. Es wurde erst klar, dass er meine Anwesenheit bemerkt hatte, als er zu sprechen begann.

"Ich habe dir etwas wichtiges zu sagen, aber zuvor muss ich eine Sache von dir wissen, Kim."

Sein ernster Ton und seine Worte jagten mir kalte Schauer über den Rücken. "Frag."

Er wandte sich zu mir um und ich begegnete so viel Schmerz in seinen grünen Augen, dass ich seinem Blick nur mit großer Mühe standhalten konnte. "Bist du mit Malfoy zusammen?"

Die Frage war so absurd und zugleich so naheliegend. Als würde es je eine Zukunft für mich und Draco geben. Als könnte ich so etwas wollen. Doch was wollte ich sonst, wenn ich ihn so sehr wollte? Allerdings hatte ich die letzten Wochen noch weniger mit Draco zu tun gehabt als mit Harry, weshalb ich ohne zu lügen mit fester Stimme sagen konnte: "Nein."

Er nickte, wirkte aber nicht zufrieden. "Ich musste wissen, ob wir noch auf derselben Seite stehen."

"Wie kannst du so etwas sagen, nachdem ich so viel getan habe, um dir diese Erinnerung zu beschaffen.", erwiderte ich verletzt.

Er wandte den Blick ab. "Deswegen bin ich hier, um dir davon zu erzählen. Aber du musst mich verstehen. Ich kann dich nicht mehr so unbefangen ansehen wie früher. Zum ersten Mal ist mir klar geworden, dass du eine Slytherin bist."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt