Kapitel 70 - Wieder der Drache

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Eine Woche konnte rasend schnell vergehen. Schon war der Samstag da und die Stunde der Wahrheit gekommen. Als ich allein und nervös in McGonagalls Klassenzimmer stand, hatte ich wirklich Angst, dass niemand erscheinen würde.

Mittels eines Zaubers, den McGonagall mir gezeigt hatte, hatte ich bereits alle Tische und Stühle an die Seite des Raumes geräumt. Nun blieb nur noch lästiges Warten. Jeder, der mich kannte wusste, dass mir das ein Graus war.

Um mich abzulenken schlug ich das Exemplar des Tagespropheten, das mir Finn heute per Eule geschickt hatte an der markierten Seite auf und begann zu lesen.

Als ich zur Schule ging, trug ich die Farben schwarz-gelb. Ich wusste, wo ich zu sitzen, zu schlafen und wen ich beim Quidditch anzufeuern hatte. Heute gehe ich durch die Tore eines neuen, freieren Hogwarts, dessen Flagge nicht mehr in vier Teile gespalten ist, sondern in einheitlichem Violett glänzt. Eine Farbe, die für mystische Schönheit steht. Ein Begriff, der in meinen Augen auch zu Kimberly Weasley passt. Die ernste zuverlässige Schulsprecherin hat am eigenen Leib zu spüren bekommen, was es bedeutet, in eine Schublade gesteckt zu werden.
Finn: Hast du dich immer schon mehr wie eine Gryffindor gefühlt?
Kimberly: Eigentlich nicht. Ich wollte immer lieber bei meinen Geschwistern sein. Letztendlich denke ich, dass ich in Slytherin ganz gut aufgehoben war.
Finn: Bereust Du es?
Kimberly: Nein, sonst wäre ich ja nie zu dieser Erkenntnis gekommen. Woanders ist das Gras immer grüner. Mir wäre ein Hogwarts am liebsten, wo es gar keine Häuser mehr gäbe, dann müsste man sich keine Gedanken darüber machen, welche Seite im Herzen überwog. Dann wären einfach alle eins.
Finn: Denkst du der Krieg wäre.. sagen wir... anders verlaufen, wenn es nie die Häuser gegeben hätte?
Kimberly: Das ist eine sehr weit zurück greifende Frage. Ich denke, Voldemort hätte andere Wege für Hass und Spaltung gefunden, aber ja - sicher wären noch mehr Krieger ganz klar in unseren Reihen gewesen.
Finn: Du warst in Slytherin. Ist es so, wie man es sich vorstellt?
Kimberly: Das muss es ja, oder? Man ist immer irgendwie das, was andere in einem sehen. Vorurteile sind der Grund für allen Hass und alle Trennung. Das passiert alles in unserem Köpfen, lange bevor der Krieg beginnt.
Finn: Wirklich ein guter Schlussgedanke und Denkanstoß. Danke dir, Kim.
Kaum zu glauben, dass diese junge Frau erst achtzehn Jahre alt ist. Dabei hat sie uns so einiges voraus. Kimberly weasley hat erkannt, was uns alle zum umdenken bewegen sollte - wir alle tragen nicht eine herausragende Eigenschaft in uns, die uns kategorisiert, sondern viele wunderbare Möglichkeiten, die ausgeschöpft werden wollen. Vielleicht ist Hogwarts mit dieser Schulsprecherin auf dem besten Weg, beispielhaft in eine Zukunft ohne Trennung, ohne Vorurteile und ohne Grenzen zu gehen.
- Finn Scamander

"Wirklich schöne Worte", hauchte Luna neben mir. Ich zuckte zusammen, ich hatte sie gar nicht bemerkt.

Mit ihr hatten auch Ginny, Seamus und Dean den Raum betreten. Hinter ihm folgten Ron, Harry, Lawender, Parvati und -

"George!", rief ich erfreut.

"Hallo mystische Schönheit! Hast du unserem guten Finn den Kopf verdreht?" Er grinste von einem Ohr zum anderen.

Hinter ihm strömten weitere Schüler aller Häuser in den Raum. Ich war völlig überwältigt. Mit solch einem Andrang hatte ich im Leben nicht gerechnet.

"George, ich bekomme grad wirkliche Panik!", sagte ich, als sich der Raum füllte.

Er legte mir lachend eine Hand auf die Schulter. "Damit hättest du rechnen müssen. Du machst das schon. Bereit? Nein? Na es wird schon gehen."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt