Kapitel 47 - Der vierte Horkrux

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Draco

Der Basiliskenzahn lag scharf und kühl in meiner Hand. Ich spürte, wie bei dem Gedanken an Potters und Kimberlys Gesichter dunkle Befriedigung in mir aufstieg. Nun hatten sie rein gar nichts mehr, um ihre sinnlose Mission zu beenden.

Ich wühlte in meiner Manteltasche nach dem zweiten Zahn und erspürte noch etwas anderes. Ich zog es heraus und erkannte meinen Schlangenring, den ich ihr vor so langer Zeit hinterlassen hatte, um ihr etwas zu sagen, wozu ich damals nicht in der Lage gewesen war.

Der Anblick des Rings und die Tatsache, dass sie ihn in meiner Tasche wie zum Hohn zurückgelassen hatte, ließen neuerlich Hass in mir aufsteigen. Mit einem kurzen Schlenker meines Zauberstabs ließ ich die Basiliskenzähne in Flammen aufgehen und wünschte, ich könnte mit den Erinnerungen an Kimberly Weasley dasselbe tun. Rache. Ich brauchte meine Rache. Danach würde ich zur Ruhe kommen und mein Leben weiter leben, als hätte es dieses teuflische Weib nie gegeben.

Ein Klopfen an meiner Tür ließ mich herum fahren. "Was?"

Zu meinem Leidwesen trat meine Mutter ein. Ihr Anblick machte mich noch wütender und ich ging sofort zum Angriff über. "Bist du jetzt zufrieden? Du hast ihr vertraut und das haben wir jetzt davon!"

Sie war nicht im geringsten aus der Fassung. "Ich meine, mich daran zu erinnern, dass auch du ihr vertraut hast. Was hat deine Meinung so schnell geändert?"

"Begreifst du nicht?", spuckte ich wütend aus. "Sie ist mit Potter abgehauen."

"Ich denke, ich begreife sehr viel mehr als du", erwiderte sie in ihrer kühlen Art, die mich stets wieder zu dem dummen kleinen Jungen machte. "Ist es allein die Eifersucht, die dich derart rasend macht, Draco?"

"Eifersucht!", sagte ich angewidert. "Ich will diese Blutsverräterin nie mehr anfassen!"

Narzissa schüttelte enttäuscht den Kopf. "Es ist wirklich enttäuschend für eine Mutter, wenn sie erkennt, dass sie einen Dummkopf herangezogen hat."

"Wie kannst du es wagen?", tobte ich, rasend.

Jetzt zeigte sie das erste mal so etwas wie Zorn, als sie zischte: "Nein! Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen, nach allem, was ich für dich getan habe, genauso engstirnig und kaltblütig wie dein Vater zu werden? Wie kannst du nur so dumm und blind sein, Draco?"

"Geh raus!", rief ich. "Ich will nichts mehr davon hören!"

Der Hass war unerträglich und noch mehr die Gewissheit, dass das meiste davon purer Selbsthass war. Sie waren alle Verräter. Sie hatten mich alle nur benutzt.

Mutter warf mir nur einen mitleidigen Blick zu, ehe sie den Raum verließ.

Als die Tür hinter ihr zugeschlagen war, zerstörte ich den Schlangenring, doch ich empfand nicht die geringste Genugtuung dabei.

Kimberly

Den restlichen Tag zog ich mich zurück und gab vor, in den Märchen von Beedle dem Barden nach geheimen Hinweisen von Dumbledore zu suchen, obwohl ich allmählich wie Draco glaubte, dass unser Schulleiter nur ein armer Verrückter gewesen ist, der einer Schülerin zum Spaß ein Kinderbuch hinterlassen hatte.

Harry war wütend. Er versuchte es zu verbergen, doch ich merkte es seiner Art des Schweigens und seinen einsilbigen Antworten an.

Seine Wut machte wiederum mich rasend. Glaubte er, mich damit zusätzlich bestrafen zu müssen? Wusste er nicht, dass ich selbst schon wütend genug auf mich und meine verdammte Gutgläubigkeit war. Und hinter meiner Wut lagerte auch schon der Schmerz.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt