Kapitel 56 - Der silberne Drache

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Harry holte den Elderstab und den Schnatz aus meiner Tasche und reichte sie mir zurück. Ich wusste, was sich in ihrem Inneren befand - das Schwert von Godric Gryffindor. War ich als Slytherin überhaupt in der Lage dazu, damit die Schlange zu töten? Mit dem Basiliskenzahn hatte ich mich deutlich sicherer gefühlt.

"Komm nicht mit in den Wald", sagte er.

Ich sah ihn fassungslos an und wollte protestieren, doch er kam mir zuvor. "Du bringst gar keinen Nutzen dort. Voldemort wird von Todessern umzingelt sein. Es wird sich dir keine Gelegenheit bieten, an die Schlange heranzukommen. Sieh es dir nicht an, ich bitte dich, Kim."

In seinen Augen schwammen Tränen und ich musste ebenfalls weinen. "Wie kannst du jetzt nur von mir verlangen, dich allein gehen zu lassen."

"Ich muss!", sagte er grimmig. "Nicht zuletzt, weil ich sonst fürchten muss, dass du nur mitkommst, um dich töten zu lassen."

Ertappt sah ich zu Boden.

"Ich wusste es!", sagte er wütend und betroffen. "Kim, sie brauchen dich hier. Deine ganze Familie wartet auf dich und du bist diejenige, die die Schlange erledigen kann. Und danach Voldemort."

Schockiert sah ich ihn an. "Nein, das schaffe ich nicht ohne dich, Harry."

Er sah mich fest an. "Du musst!"

"Und was ist mit den Heiligtümern des Todes?"

Er schüttelte betrübt den Kopf. "Ich glaube nicht, dass eine Kindergeschichte mir das Leben retten kann."

Seine Resignation brachte mir kurzzeitig meine Entschlossenheit zurück. Ich zog mir den Umhang vom Kopf und gab ihn Harry zurück. "Ich muss daran glauben. Was ist mit dem Schnatz?"

Er sah mich irritiert an. "Was soll damit sein?"

Ich nahm seine Hand in meine und drehte sie nach oben. Der Schnatz glänzte im Licht der untergehenden Sonne, als wir gleichzeitig die Worte lasen: "Ich öffne mich zum Schluss."

Harry schluckte und fügte leise hinzu: "Ich bin bereit zu sterben."

Da geschah es. Der Ball zerfiel in zwei Teile und offenbarte einen winzigen schwarzen Stein, achteckig und makellos. Wir starrten einander ungläubig an, dann hob Harry ihn nach oben und drehte ihn drei Mal in der Luft, wie wir es aus dem Märchen mit den drei Brüdern kannten.

Gleißendes Licht erfüllte den Rand des Waldes, dann erschienen drei geisterhafte Leute. Ich stieß einen erstickten Schrei aus, doch Harry hatte nur Augen für seine Mutter. Sie stand ihm gegenüber und sah ihn voller Liebe an. Ihr langes rotes Haar wallte offen um ein freundliches schönes Gesicht, in dem grüne Augen geheimnisvoll leuchteten.

Daneben stand unverkennbar Harrys Vater und daneben sein Pate Sirius. Als ich Harry ansah hatte ich plötzlich das Gefühl, an etwas äußerst Intimen teilzunehmen, auf das ich kein Anrecht hatte.

Ich wandte mich ab und ließ ihn mit den Schatten der Menschen allein, die er am meisten liebte auf dieser Welt, damit sie ihn in den Tod begleiten konnte.

Den Tod... die Gedanken drängten nach oben. Ich presste die Hände auf meinen Kopf, doch sie waren stärker. Konnte der Stein mir Draco zurück bringen?

Der Gedanke jagte wie ein Stromstoß durch meinen Körper. Draco ist tot. Mein Gott, wie kann ich überhaupt noch leben?

Mit der Erkenntnis floss alle Kraft aus meinem Körper und ich sackte auf die Knie ins Gras hinter Hagrids Hütte, die mir Schutz vor den Blicken der Feinde bot. Einen Schutz, den ich nicht wollte; nicht verdient hatte. Ich war es gewesen, die Draco dazu gebracht hatte, für die gute Seite zu kämpfen, nur meinetwegen war er tot.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt