Ich konnte die ganze Nacht an nichts anderes denken als an diese Worte, nach denen ich mich so lange gesehnt hatte. Ich lauschte Dracos gleichmäßigem Atem während er schlief und fragte mich, wie es sich angefühlt hätte, wenn er es mir eher gesagt hätte. Bevor ich beschlossen hatte, ihn zu hintergehen. Jetzt vergrößerten seine Worte sowohl den Verrat als auch den Schmerz, den ich dabei empfand.
Einige Augenblicke dachte ich wirklich darüber nach, es nicht zu tun. Schließlich war Harry der Auserwählte. Sollte er doch die Welt retten und ich genoss die Zeit, die mir mit Draco blieb. Doch da gab es ein riesiges Problem: auch mich betraf eine Prophezeiung. Ich war die Waage und entgegen allem, was Voldemort dachte, hatte ich immer nur in die helle Seite ausgeschlagen, auch wenn ich die Dunkelheit liebte.
Als ich sicher war, dass Draco vollkommen fest schlief, holte ich mit einem gezielten Griff meine Tasche unter der Matratze hervor und überprüfte den Inhalt. Dumbledores Zauberstab, etwas Gold, einige Vorräte. Das Buch über Parsel holte ich heraus und legte es beiseite, ersetzte es durch alle Bücher über Hogwarts und seine Gründer, die ich in der Bibliothek hatte finden können und vor unserem letzten Ausflug schon zusammengetragen hatte.
Die Bewegungen fielen mir noch immer schwer. Mein Körper war seit Bellas Attacke seltsam ungelenk, was ich im sanften Liebesspiel nicht bemerkt hatte. Der Gedanke daran stach so sehr, dass ich die Erinnerung sofort wieder verdrängte.
Leise schlich ich an Dracos Schrank und nahm mir nur aus Sentimentalität eines seiner Hemden heraus und ließ es ebenfalls in die Tasche gleiten. Es war ein Wunschtraum, mir auch noch meinen Zauberstab aneignen zu können, doch ich fragte mich, wie Voldemort mich unbewaffnet auf eine Mission schicken wollte. Es war müßig einzusehen, dass ich nicht mehr mitnehmen konnte, das mir von Nutzen sein könnte.
Schließlich setzte ich mich auf die Bettkante und sah Draco beim Schlafen zu. Ich dachte darüber nach, wie ich die letzten Jahre für ihn gefühlt hatte und wie ich jetzt empfand. Und wie unvorhersehbar das Leben sein konnte. Ich dachte daran, was ich für Harry gefühlt, was ich für ihn getan hatte und daran, was ich vor wenigen Stunden mit Draco getan hatte. Wenn wir Harry gefunden hatten würde Draco mich hassen. Verzweifelt fragte ich mich, wie ich damit leben sollte. Jetzt konnte ich mich darauf besinnen, die Welt zu retten. Doch der Preis dafür war, dass ich meine eigene Welt in Schutt und Asche legte.
Es kostete mich alle Kraft der Welt, mich beim Frühstück am nächsten Morgen normal zu verhalten. Es herrschte angespanntes Schweigen, alle schienen Angst vor dem zu haben, was uns drohte. Ich zwang mich dazu, etwas zu essen, während Narzissa gar nichts herunterbekam und angespannt verkündete, sie wolle uns noch etwas für unterwegs einpacken, als wären wir nur zu einem neuen Schultag auf dem Weg. Ich sah ihr traurig nach, als sie mit meiner kleinen Handtasche aus dem Raum schwebte. Nun lag es allein in meiner Hand, ihren Sohn zu beschützen und wir beide wussten es. Ich musste das Schauspiel perfekt spielen, damit es nicht misslang.
Wir hatten kaum unsere Becher geleert, da erschien sie wieder im Raum und drückte mir die Tasche in die Hand. Sie sah mich fest an. "Da drin ist alles, was ihr braucht. Kommt jetzt. Er wartet bereits."
Dass sie es war, die uns das im Hause von Lucius Eltern mitteilte machte seinen Stellenwert bei Voldemort noch deutlicher. Ich sah, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten, ehe er sich mit uns erhob.
Wieder erwartete Voldemort uns an der langen hölzernen Tafel im großen Salon. Alle Plätze bis auf den zu seiner Linken und denen der Malfoys waren belegt. Automatisch suchte ich mit den Augen den Raum nach Bellatrix ab und fand sie schockierenderweise auf meinem Platz. Sie sah mich an als würde sie am liebsten gleich dort weiter machen wo sie das letzte mal aufgehört hatte. Draco und seine Eltern nahmen stumm auf ihren Sitzen Platz während ich stocksteif mitten im Raum stehen blieb.
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Der Zauber um Draco Malfoy
FanficKimberly Weasley ist die lange verschollen geglaubte Zwillingsschwester von Ron und eine waschechte Slyterhin. Seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts fühlt sie sich gegen ihren Willen nicht nur zu den dunklen Künsten, sondern auch zu Draco Malfoy hingez...