Kapitel 16 - Alles von mir

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Draco blieb auch die folgenden Stunden dem Unterricht fern. Die Lehrer fragten nach ihm, doch keiner der Slytherins konnte ihnen eine Antwort geben, wo er war oder warum er fehlte. Nur Zabini sagte wenig hilfreich zu Flitwick: "Ich denke, er hat Liebeskummer, Sir."

Nach dem Unterricht wollte ich mich sofort abschotten, doch Pansy heftete sich an meine Fersen. "Glaub ja nicht, dass du ihn mir wegnehmen kannst, Weasley."

"Wovon redest du?", fragte ich kühl.

"Draco! Das weißt du genau! Du hast ihn gehört, er würde dich nicht einmal anfassen, wenn du das letzte Mädchen auf der Welt wärst. Du bist eine Weasley. Und Potters Freundin!"

Ich warf ihr einen verächtlichen Blick zu. "Gut kombiniert. Keine Angst, Pansy. Ich werde Draco zu nichts zwingen, das er nicht will. Bist du jetzt beruhigt?"

"Beruhigt!", spie sie wütend. "Als wärst du eine Konkurrenz für mich!"

Damit zog sie mit wehendem Haar an mir vorbei Richtung Gemeinschaftsraum, offensichtlich in der Hoffnung, Draco dort anzutreffen.

Doch natürlich war er dort nicht. Ich ging an der aufgebrachten Pansy vorbei Richtung Mädchenschlafsäle und freute mich auf das Alleinsein. Ich hatte einige Dinge in meinem Kopf zu sortieren. Ich musste mich bereithalten. Ich wusste, Harry hatte einen Plan, wie er mit meiner Hilfe an Slughorns Erinnerung kommen würde. Und ich wusste, dass dieser Plan mit unserem kleinen Liebespaarschauspiel zu tun hatte. Und war es in der Zwischenzeit nicht wirklich nur noch das? Ich musste klar sein für die Rolle meines Lebens.

Mit diesen Gedanken betrat ich mein Zimmer. Ich zuckte heftig zusammen, als ich Draco entdeckte, der auf dem Rücken ausgestreckt mit unter dem Kopf verschränkten Armen auf meinem Bett lag und zur Decke starrte. "Du kommst spät."

Ich schlug mit wild schlagendem Herzen die Tür hinter mir zu, weil ich Pansys Schritte auf der Treppe hörte. "Was hast du hier zu suchen?"

Er setzte sich schwungvoll auf und sah mich kühl an. "Glaubst du, nur du kannst in mein Zimmer einbrechen?"

"Wo warst du den ganzen Tag? Du hast ein halbes dutzend mal Nachsitzen bekommen!"

Er zuckte die Achseln. "Mir egal. Dieser Unterricht ist ohnehin nur eine Farce."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, weil ich mich plötzlich verletzlich fühlte. Nur  zu gut wusste ich, was das letzte Mal passiert ist als wir allein waren. "Was willst du hier?"

Er stand auf und schien den ganzen Raum einzunehmen. "Warum ein Drache?"

Ich sah zu Boden. Nach Snapes Worten war es lächerlich, ihn anzulügen, daher murmelte ich nur: "Das weißt du doch ganz genau."

"Sag es!", forderte er.

Ich presste meine Lippen fest aufeinander. Wütend riss er den Ärmel seines linken Unterarmes hoch. Da sah ich es zum ersten Mal. Es war mir unmöglich, wegzusehen. Das dunkle Mal verschandelte seinen ganzen Unterarm. Es war mehr als ein Zeichen. Es war wie ein Brandmal, als hätte es ein Eigenleben, mein Magen hob sich und er starrte mich wütend an. "Ist es das, was du willst?"

"Ich habe nichts davon gewollt", wiederholte ich leise seine eigenen Worte. "Ich hatte nie eine Wahl."

"Falls du es bis jetzt noch nicht verstanden hast, dann noch mal zum mitschreiben", zischte er, doch ich sah, wie seine Hände zitterten. Sah den Unwillen in seinen Augen. "Ich bin ein Todesser. Ich bin einer von denen. Und ich werde Dumbledore töten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit."

Ich ging zu ihm, stellte mich auf die Zehenspitzen, fuhr sanft mit meinen Händen durch sein Gesicht. Er schloss schmerzerfüllt die Augen. Ich küsste ihn. Kurz und mit aller Zärtlichkeit, die ich besaß. Dann sah ich ihn fest an. "Ich werde auf der anderen Seite stehen. Und dich daran hindern, Draco."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt