Kapitel 14 - Gift

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Die kommenden Tage verbrachte ich wieder damit, mich vor der restlichen Welt zu verschanzen. Wenn ich mein Zimmer zum Essen oder für den Unterricht verlassen musste, verfolgten mich schräge Blicke und leises Getuschel. Natürlich hatte es sich wie ein Lauffeuer in der Schule verbreitet, dass mein Irrwicht mich selbst mit dem dunklen Mal auf dem Arm dargestellt  hatte. Nicht selten kam es vor, dass ich jemanden dabei erwischte, wie er auf meinen linken Unterarm starrte, als hoffte er, er könne durch den Stoff meines Umhangs das Zeichen Voldemorts erkennen. Ich hasste sie alle. Dieses leichtgläubige, ignorante Pack. Als Slytherin war man in Hogwarts abgestempelt, von Anfang an. Es reichte ein Windhauch, damit der Sturm einen in die dunkle Ecke drängte.

Harry, Ron  und Ginny hatten indes ihre eigene Methode, mit der Situation umzugehen - sie taten, als wäre nichts geschehen und versuchten, mich so gut es ging abzulenken, wofür ich ihnen von Herzen dankbar war. Gleichzeitig wusste ich, dass auch sie sich fürchteten und mich nicht verstanden. Sich fragten, was mit mir los war.

Am Ende der Woche lernten wir in Zauberkunst, kleine wärmende Flammen zu erzeugen, die wir in den Händen transportieren konnten, ohne uns daran zu verbrennen, was angesichts der noch immer von Eis und Schnee überzogenen Ländereien äußerst praktisch war.

Am Samstag passten mich Harry und Ron nach dem Frühstück ab. "Hey Kim. Hast du Lust, mit uns runter zu Hagrid zu kommen? Wir wollten danach von dort aus gleich nach Hogsmead."

Ich zuckte die Schultern. "Warum nicht?"

Als wir das Eingangsportal passiert hatten, schlug uns ein eisiger Wind entgegen, der unangenehm auf der Haut brannte. Sofort erschuf ich einige der tragbaren Flammen, um uns einen Weg durch den Schnee zu bahnen.  Ron, der den Dreh des Zaubers noch nicht raus hatte, murmelte verstimmt: "Angeberin."

Der Schnee war fast meterhoch, sodass es schwer war, sich hindurch zu kämpfen. Harry befreite den Weg vor uns mittels eines Schmelzzaubers. Dennoch waren unsere Kleider komplett durchnässt, als wir endlich bei Hagrids Hütte ankamen.

Der Halbriese öffnete beim ersten Klopfen und begrüßte Harry und Ron erfreut, während er mir ein kurzes Nicken schenkte. Genau wie Dumbledore traute Hagrid mir nicht über den Weg. Ob es an meiner Persönlichkeit oder meinem Status als Slytherin lag, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich sagte mir, dass es mir egal war. Doch natürlich waren es all diese kleinen Dinge, die mich immer mehr in die Dunkelheit drängten. Wo ich nicht angeschaut wurde. Wo ich tat, was von mir erwartet wurde. Wo es zumindest einen Menschen gab, der mich wirklich verstand.

"Keks, Kimberly?"

Ich schreckte hoch und begegnete Hagrids forschendem Blick, während er mir einen Teller selbstgebackener Kekse hinschob. Ich schüttelte stumm mit dem Kopf und überließ den anderen die Unterhaltung, in der Hoffnung, bald nach Hogsmead aufbrechen zu können.

Doch typisch Harry versuchte er alles, mich ins Gespräch mit einzubinden. Bald schon war er bei der schicksalhaften Nacht des Dementorenangriffs am Fuchsbau angekommen. "Und dann hat Kim uns alle mit einem riesigen Patronus in Form eines Drachens gerettet."

Offenbar hatte er die Absicht, mich vor Hagrid besser da stehen zu lassen. Was augenblicklich gelang. Anscheinend reichte es ihm, wenn jemand Harry Potter beschützte, um in seinem Ansehen zu steigen. Ich warf Harry einen  genervten Blick zu. Was interessierte mich, was der Wildhüter von mir dachte. Anders als die Gryffindors, hatte ich keinen Bezug zu Hagrid und verstand die Sympathien meiner Freunde dem Halbriesen gegenüber nicht, der sich ständig ein gefährliches magisches Wesen nach dem anderen als Haustier zulegte.

"'N Drache! Hätt' ich zu gern gesehn! Und dann hast unserm Harry noch das Leben gerettet. Bist wirklich in Ordnung, Kim."

Da ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte, zuckte ich wieder nur die Schultern, doch Hagrid hatte sich schon erhoben und kramte in seinen Schränken herum, ehe er eine edel wirkende Whiskeyflasche zutage förderte und sich zu uns umwandte.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt