Kapitel 6 - Ein Kuss an Halloween

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Es war das erste mal nach sechs Jahren, dass ich das Büro von Professor McGonagall betrat, was viel mehr einer altehrwürdigen Bibliothek glich. Die Wände waren gesäumt mit hohen Bücherregalen, in denen sich alte Schätze tummelten, deren Einbände allein darüber Auskunft gaben, wie wertvoll sie waren. Der Raum wurde von einem Dutzend großer Fackeln beleuchtet, die an schweren eisernen Halterungen an den Wänden hingen. Zeitgleich sorgte das allgegenwärtige Feuer für eine angenehme Wärme. Alles in allem wirkte der Raum- genau wie die Verwandlungslehrerin, die ihn bewohnte - mächtig und erhaben.

Harry und ich standen vor dem hohen Schreibtisch, hinter dem die Lehrerin saß. Während Harry erzählte, sah sie uns über ihre Brille hinweg unbewegt an.

"Das war nun das zweite mal in so kurzer Zeit, dass Malfoy Kim angegriffen hat. Das beweist, dass er keine Skrupel hätte, Katie das verfluchte Halsband zu geben", schloss Harry grimmig.

"Ich verstehe Ihre Einwände, Potter", sagte McGonagall freundlich und Harrys Gesicht erhellte sich. "Sie können sicher sein, dass wir Lehrer Mr. Malfoy genauesten im Auge behalten seit der Sache mit dem Liebestrank. Tatsächlich verbüßt er genau heute Abend seine Strafarbeit dafür bei mir."

Eine Weile herrschte Schweigen, dann wandte sie sich mir zu. "Was den heutigen Angriff angeht, Ms. Weasley - Sie sagten, der Zauber traf Sie, als Sie um die Ecke gebogen sind. Hat Mr Malfoy zu dem Zeitpunkt seines Fluches überhaupt gewusst, mit wem er es zu tun hat?"

Ich sah sie an und spürte Harrys Blick auf mir. Ich wusste, was er von mir erwartete, aber es hätte einfach nicht der Wahrheit entsprochen, also schüttelte ich den Kopf. Harrys Ärger war förmlich greifbar.

"Ist es möglich, dass Mr. Malfoy sich nur verteidigen wollte, weil Sie wie eine Verrückte hinter ihm hergerannt sind?"

Ich erinnerte mich an den plötzlichen Impuls, die Verfolgungsjagd aufzunehmen, nachdem wir Katie gefunden hatten. McGonagall war ebenfalls anwesend gewesen. Sie musste alles mitangesehen haben. Tatsächlich hatte ich keinen Grund gehabt, so überstürzt zu reagieren. Zudem konnte ich nicht länger ignorieren, dass Malfoy kurz echte Sorge gezeigt hatte, als er zu mir gerannt war, auch wenn ich es vor keinem laut erwähnt hatte.

Ich nickte beschämt. "Wahrscheinlich."

"Aber er hat...", wandte Harry wütend ein.

"Schweigen Sie, Potter", sagte McGonagall bestimmt. "Ich bin mir Ihrer Feindschaft durchaus bewusst. Dennoch gilt auch in diesem Fall: Im Zweifel für den Angeklagten. Niemand hat Mr. Malfoy in Katies Nähe gesehen. Er hat sich wie jeder andere Schüler an diesem Nachmittag im Dorf aufgehalten. Zudem ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Siebzehnjähriger an einen schwarzmagischen Gegenstand wie diesen gelangt. Ms. Bell hat Glück, dass sie noch lebt. Es wird noch dauern, bis sie sich erholt hat. Sie wird ins St. Mungo Krankenhaus für magische Verletzungen gebracht. Danach kann sie uns hoffentlich selbst sagen, wer ihr das Halsband übergeben hat. Ms. Weasley, soll Madame Pomfrey einen Blick auf Sie werfen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Es geht schon."

Sie nickte. "Sieht mir nach einer Platzwunde aus" Unvermittelt richtete sie den Zauberstab auf meinen Kopf. "Episkey."

Ich spürte ein kurzes Ziehen an der Stirn, dann Wärme und schließlich - Nichts. Ich griff mir an die blutige Stelle und spürte noch immer verkrustetes Blut, aber keine offene Wunde mehr. "Danke, Professor."

Sie nickte kurz. "Sie dürfen gehen."

Kaum war die Tür des Büros hinter uns ins Schloss gefallen, funktelte Harry mich wütend an. "Du hast ihn in Schutz genommen!"

"Das ist nicht wahr!", gab ich wütend zurück. "Ich habe ihm nur nichts angedichtet, was ich nicht beweisen kann."

"Das klang vorhin aber noch ganz anders. Was hat er zu dir gesagt - du sollst es beweisen? Meine Güte, er hat dir Liebestrank in den Frühstücksbecher gekippt! Was ist los mit dir?", rief Harry frustriert auf.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt