Kapitel 27 - Malfoy Manor

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Ich erwachte in einer fremden Umgebung. Das Erste, was ich bewusst wahrnahm, war das Knistern des Kaminfeuers und die Tatsache, dass der Raum trotz Feuer seltsam kalt wirkte. Ich befand mich in einem ausladenden Himmelbett mit reich verzierten Mahagonipfosten. Die Laken waren aus purer Seide. Mit wild schlagendem Herzen setzte ich mich ruckartig auf. Der Raum war so groß wie der Slytheringemeinschaftsraum. Außer dem Bett fand sich um den Kamin eine Sitzgruppe aus erhabenen dunklen Ledersesseln. Davor lag ein echtes Bärenfell. Die Wände waren gesäumt mit vollgestopften Bücherregealen. Die Fenster waren fast bodenlang und mit schweren dunkelgrünen Vorhängen versehen, die mit glitzerndgoldenem Garn bestickt waren.

Der erste Eindruck des Raums vermittelte mir das Gefühl, mich in einem dunklen Schloss zu befinden. Als ich die Beine aus dem Bett schwang bemerkte ich, dass man mich umgezogen hatte. Entsetzt sah ich an mir herunter. Statt des roten Kleides, trug ich ein schwarzes, traditionelles Gewand mit Schnürung an der Brust. Es hatte einen weiten fallenden Rock und passte zu dem herrschaftlichen Raum.

Panik stieg in mir auf, als die Erinnerung an die letzten Ereignisse in mir hochkamen. Was war passiert? Draco war am Fuchsbau erschienen und hatte mich in eine Falle gelockt. Die Wahrheit war niederschmetternd. Instinktiv suchte ich das Zimmer nach meinem Zauberstab ab, doch natürlich konnte ich ihn nicht finden. Die Tasche war auch weg. Es durchfuhr mich eiskalt. Darin war der falsche Horkrux. Was, wenn Voldemort ihn gesehen hatte? Was würde er Draco antun, wenn er sich eins und eins zusammengereimt hatte?

Ich rannte zur Tür, doch sie war verschlossen. Verzweifelt rüttelte ich daran, doch natürlich war es sinnlos. Ich sank kraftlos zu Boden. Ich hatte mir längst zusammengereimt, wo ich mich befand. Das hier musste Malfoy Manor sein - Dracos Zuhause. Das hieß einerseits, dass er mir ganz nah war, vorausgesetzt er lebte noch. Aber auch Voldemort war hier.

Heiße Tränen stiegen mir in die Augen. Ich konnte nichts dagegen tun, dass sie über meine Wangen rannen. Meine Familie würde wahnsinnig sein vor Sorge. Waren sie alle heil aus dem Hinterhalt herausgekommen? Ein Hinterhalt, der nur durch meine Dummheit möglich gewesen war. Ich, als Tochter von Arthur Weasley, hätte es doch besser wissen müssen. Hatte sich ein Todesser mittels Vielsafttrank in Draco verwandelt? Ich revidierte den Gedanken sofort, als ich mich erinnerte. Nein, das hätte ich gemerkt. Und was hatte die Veränderung in seinem Gesicht zu bedeuten gehabt? Lauf, hatte er gerufen. Doch es war zu spät gewesen.

Ich stand auf und ging zu der Fensterfront hinüber. Mein Gesicht spiegelte sich in der dunklen Scheibe. In der schwarzen altertümlichen Robe sah ich wie eine völlig andere aus. Ich versuchte verzweifelt, meine Gedanken zu ordnen, doch nichts ergab einen Sinn. Warum war ich hier? Warum war ich noch am Leben? Warum trug ich diese setlsame Robe?

In einer letzten verzweifelten Geste des Widerstands rüttelte ich an den Fenstern, doch auch diese waren magisch versiegelt. Was sollte jetzt aus mir werden? Ich konnte nur darauf warten, dass sie mich holten. Voller Grauen starrte ich auf die Tür und machte mich auf mein Ende gefasst.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich der Knauf endlich drehte. Ich verharrte immer noch an Ort und Stelle und starrte angespannt auf die Tür gegenüber. Eine große blonde Schönheit trat in den Raum. An ihrem Aussehen, ihrem kühlen Blick und der anmutigen Art ihrer Bewegung wusste ich sofort, wen ich vor mir hatte.

"Gut, du bist wach."

"Wie geht es Draco?", fragte ich atemlos.

Sie sah mich scharf an. Im ersten Moment dachte ich, sie würde mich anfahren, doch dann erwiderte sie steif: "Er wird es überstehen."

Diese Worte sorgten nicht gerade dafür, meine Sorge abzumildern. "Was tue ich hier?"

"Es steht mir nicht zu, dir das zu sagen."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt