Kapitel 35 - Sklaven der Dunkelheit

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Die kommenden Tage verbrachten Draco und ich in einer merkwürdig distanzierten Nähe. Wir verbrachten die Zeit meistens zusammen in meinem oder seinem Zimmer. Unausgesprochen hing die Erkenntnis zwischen uns in der Luft, dass wir uns jetzt wirklich glichen - beide Sklaven der Dunkelheit.

Doch es kam zu keinen weiteren Berührungen. Es war, als mache die Gegenwart Voldemorts es unmöglich, mehr miteinander zu teilen, als sehnsuchtsvolle Blicke. Zumeist starrten wir schweigend ins Feuer und hingen jeder unserer Gedanken nach. Oder wir sannen -wie heute- darüber nach, welcher Todesser mir den Weg zur Prophezeiung offenbart hatte.

"Es muss jemand aus dem inneren Kreis sein. Wenn ich schon nichts von dem geheimen Raum wusste, können es nicht viele andere tun."

Es war Dracos Wortwahl, die mir das Geheimnis offenbarte. Und eine Sekunde später fragte ich mich, wie ich so dumm hatte sein können. "Draco, es war deine Mutter!"

Er sah mich völlig verständnislos an. "Hast du nicht gesagt, es wäre ein Mann gewesen?"

"Das dachte ich bisher auch", erwiderte ich, völlig aufgeregt über die Entdeckung. Doch plötzlich ergab alles einen Sinn. "Die Stimme klang seltsam verzerrt. Bestimmt hat sie einen Zauber auf ihre Stimmbänder gewirkt, damit ich sie nicht erkenne. Sie hat mir, als wir allein waren, selbst von einem geheimen Raum erzählt, den sie im Anwesen geschaffen hat."

"Ich glaube nicht, dass Voldemort es gutheißen würde, dass die Prophezeiung dort unten ist."

"Ich glaube nicht, dass er davon weiß."

Eine Weile starrte er wieder schweigend ins Feuer. Die Erkenntnis, dass seine Mutter nicht auf der Seite Voldemorts stand, schien ihn für einen Moment völlig aus der Bahn zu werfen. "Warum hat sie sich nicht zu erkennen gegeben?"

"Ist das nicht offensichtlich? Sie weiß nichts von unserem Okklumentikunterricht. Bestimmt hatte sie Angst, dass Voldemort sie in meinem Geist sehen könnte."

Er nickte. "Aber warum hätte sie vor so langer Zeit diesen Raum schaffen sollen? Ich meine, das scheint lange vor der Prophezeiung gewesen zu sein."

Ich sah ihn an. "Um dich zu schützen. Da unten waren auch Gold und andere Schätze. Ich habe nicht darauf geachtet. Bestimmt hat sie etwas abgezweigt. Vielleicht hatte sie den Traum, mit dir zu fliehen."

Ich hielt den Mund. Er sah völlig erschüttert aus. Es war, als bräche sein ganzes Weltbild in sich zusammen. Bis zu diesem Augenblick hatte er geglaubt, seine Eltern wären sich immer darüber einig gewesen, Voldemort zu dienen, seine treuesten Anhänger zu sein. Jetzt sah es so aus, als hätte seine Mutter sich lediglich gefügt und auf etwas Besseres gehofft. Genau wie das Mädchen, das jetzt in seinem Zimmer saß.

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dazu kam es nicht mehr, denn da klopfte es hektisch an seiner Tür.

Ehe er etwas erwidern konnte, wurde sie aufgerissen und die düstere Präsenz von Bellatrix Lestrange erfüllte den Raum. Sie verengte die Augen als sie uns sah. "Draco, Liebling, der Dunkle Lord hat eine Aufgabe für euch."

Wir erhoben uns zeitgleich, als hätten wir nur auf diese Nachricht gewartet, was Bella mit einem misstrauischen Blick auf mich quittierte, ehe sie sich abwandte und uns nach unten führte. Sie hielt sich nicht damit auf, am Salon anzuklopfen, was die Exklusivrechte zeigte, die sie offenbar bei Voldemort hatte.

Der Raum war verändert. Die lange Tafel mit den vielen Stühlen war verschwunden. Nur der hohe Lehnstuhl, auf welchem Voldemort stets thronte, stand noch immer vor dem Kamin. Vor ihm hockte ein blonder Mann auf dem Boden, den ich von den Tagen zuvor erkannte, als er an der langen Tafel residiert hatte. Er wimmerte und sah nicht auf, als wir eintraten.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt