Kapitel 7 - Der nichtige Beweis

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In den kommenden Wochen machten Harry und ich ganz normal weiter. Wir waren immer noch Freunde, darüber waren wir uns von anfang an einig gewesen. Doch keiner von uns konnte genau benennen, was wir darüber hinaus noch waren.

Der November strich dahin und mehr als eine handvoll Küsse hatte es nicht gegeben. Weil Hogwarts einfach der falsche Ort dafür war, mit jemandem wie Harry Potter eine Liebschaft zu haben. Wenn Liebschaft das richtige Wort für Freunde war, die ab und an Küsse austauschten.

Es hatte sich nichts verändert. Und gleichzeitig alles. Wir schlenderten mit Ron und Ginny durch die Gänge, nahmen gemeinsam am Unterricht teil und gingen an den Wochenenden gemeinsam nach Hogsmead. Wir taten nichts anderes, außer uns - wenn wir uns unbeobachtet fühlten - ein verschwörerisches Lächeln zuzuwerfen. Ich hatte wirklich den Eindruck, das niemand etwas merkte.

Wie falsch ich damit lag, wurde mir erst Ende November klar, als Ginny Harry und mich nach dem Frühstück abpasste und beinahe im verlassenen Gang bei einem Kuss erwischte. Wir fuhren wie schuldbewusste Kinder auseinander, als wir sie kommen sahen. Harry, der seinen Besen geschultert hatte und die Quidditchrobe trug, nutzte die Gelegenheit, sich aus der Situation zu schleichen. "Ich muss zum Training. Ginny, wir sehen uns am Quidditchfeld, sei pünktlich."

"Ja ja", rief sie ihm unbeeindruckt nach und kaum hatte er sich abgewandt, drehte sie sich mit glühendem Gesicht zu mir um. "Sag mal, willst du mich für dumm verkaufen?"

Ich fuhr erschrocken zusammen. "Was?"

"Ich bitte dich, Kim! Ich weiß es schon lange", sagte sie genervt.

Ich hatte die Hoffnung, dass sie von etwas anderem sprach und stellte mich weiter dumm. "Ginny, was redest du denn da?"

"Ich meine dich und Harry!", zischte sie ungehalten.

Ich legte panisch den Finger an die Lippen. "Halt die Klappe! Willst du, dass es die ganze Schule erfährt?"

Sie grinste mich triumphierend an. "Also doch!"

"Ginny, da gibt es nichts zu wissen. Wir sind das, was wir immer schon waren."

Ihr Grinsen wurde breiter. "Nur eben mit einigen Körperlichkeiten mehr, verstehe."

"Wir haben uns ein paar mal geküsst", berichtigte ich sie. "Mehr ist da nicht und es wird nie mehr sein, darüber sind wir uns beide einig. Könntest du also die Güte haben, es nicht überall rumzuposaunen?"

"Das hatte ich nicht vor", erwiderte sie beleidigt. "Hätte ich es rumposaunen wollen, hätte ich das nach Halloween bereits tun können."

"So lange weißt du davon?"

Wieder ein genervtes Augenrollen ihrerseits. "Ich bin kein Kind mehr, Kim. Allein die Blicke, die ihr euch zuwerft sind eindeutig."

"Und Ron?", fragte ich beunruhigt.

Sie lachte kurz auf. "Ich denke, ihr habt eure Sache gut genug gemacht, dass es einem unerfahrenen Kerl wie unserem Bruder nicht aufgefallen ist. Die anderen wissen auch nichts, manche spekulieren nur. Das übliche Gerede."

Sie musterte mich aufmerksam. "Was wäre denn, wenn Harry nicht der Auserwählte wäre?"

"Keine Ahnung, Ginny", erwiderte ich ungeduldig. "Er ist es nun mal und es hat kein Sinn, sich ewig mit der Frage, was wäre wenn zu beschäftigen."

"Und wohin soll das ganze führen, wenn es zu nichts führen soll?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ging - wie immer, wenn ich mich in die Enge getrieben fühlte - in Abwehrhaltung. "Wird das ein Verhör?"

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt