Kapitel 30 - Nähe und Distanz

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Mein Atem ging flach seit ich seinem Vorschlag zugestimmt hatte. Es war absurd, Schutz bei jemandem zu suchen, der mehr Gefahr ausstrahlte als alles andere. Meine Knie waren weich als ich ihn dabei beobachtete, wie er in seinem Kleiderschrank nach etwas suchte, das ich anziehen konnte.

"Das sollte passen" Er warf mir eins seiner weißen Hemden zu. Ich fing es auf und hatte sofort seinen Geruch in der Nase, der ohnehin überall im Raum hing. Frisches Eis über dem See.

Ich ließ den Stoff durch meine Hände gleiten und starrte ihn an. Er tat es mir gleich und in dem Moment war ich mir sicher, dass wir uns beide die gleiche Frage stellten. Wohin sollte das hier führen ?

Dann wandte er sich diskret um. Gehemmt starrte ich eine Weile auf seinen Rücken, dann begann ich langsam, mich im Schein des Feuers auszuziehen. Als ich sein Hemd über meine nackte Haut zog, erfasste mich eine unbekannte Erregung. Es reichte mir bis zu den Oberschenkeln. Ich zog die Nadeln aus meinem Haar und spürte, wie sie sich in sanften Wellen über meinem Rücken ergossen. Dann stand ich eine Weile da und starrte nur weiter auf seinen Rücken während mein Herz heftig klopfte. Ich fühlte mich nackt und verletzlich unter dem dünnen Stoff.

"Bist du fertig?", fragte er, doch ich konnte nicht antworten. Meine Gefühle beraubten mich der Sprache.

Er wandte sich zu mir um und ich sah, wie ihm der Atem stockte. Eine Weile starrten wir uns nur schweigend an, dann ging ich auf das Bett zu. Jeder Schritt raubte mir mehr den Atem.

Als ich die Bettdecke zurückschlug, beobachtete er mich und mir fuhr eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Dann schlüpfte ich unter die Decke und sein Geruch hüllte mich ganz ein. Ich beobachtete ihn im schwachen Licht, das vom Kamin herüber drang. Das Feuer brannte langsam herunter.

Draco Malfoy war niemand, der die Couch bevorzugte, wenn er eine Frau in seinem Bett hatte. Und das war mir klar gewesen, als ich eingewilligt hatte, die Nacht bei ihm zu verbringen. Doch auf einmal fragte ich mich, wie es weiter gehen würde. Was erwartete er von mir? Erwartete er überhaupt etwas von mir?

Aber dann war mein Kopf wie leer gefegt als er sich ungeniert das Hemd über den Kopf zog. Seine Brust war überraschend muskulös. Die Sectumsembranarben leuchteten weiß und seltsam schön auf seiner blassen Haut. Die Hose ließ er an, dann legte er sich zu mir, so wie einst vor eine Million Jahren in meinem Zimmer in Hogwarts. Wieder bettete ich meinen Kopf auf seiner Brust und fragte mich, wie ich so dumm sein konnte zu glauben, hier mehr Schlaf abzubekommen als in meinem eigenen Zimmer.

Ich spürte, dass sein Atem angestrengt klang, als versuche er, mit aller Macht, die Kontrolle zu behalten. Ich konnte nicht anders und fuhr mit meiner Hand über seine Brust. Sein Herz trommelte heftig dagegen, ehe er unsanft mein Handgelenk packte und mit rauer Stimme sagte: "Du solltest jetzt wirklich schlafen!"

Ich schloss die Augen und sog seinen Geruch tief in mir auf, während ich mir sicher war, in dieser Nacht keinen Schlaf zu finden, doch einen Herzschlag später hatte mich die Müdigkeit bereits übermannt.

Als ich aufwachte, befand ich mich zu meinem Bedauern allein in dem großen Bett. Helle Sonnenstrahlen erleuchteten das Zimmer. Draco war nirgends zu sehen.

Ich konnte kaum glauben, dass wir die ganze Nacht neben einander verbracht hatten, wenn man bedachte, welche Feindschaft ein Jahr zuvor zwischen uns gestanden hatte.

Ich setzte mich auf und nahm wieder diesen intensiven, kühlen Geruch wahr, der mich umgab und sich nun auch in meinem Haar verfangen hatte.

Mein Blick fiel auf ein neues schwarzes Kleid, das über dem Bettpfosten hing. Ich machte mich daran, mich umzuziehen. Statt einer Schnürung hatte das neue Gewand einen tiefen Reißverschluss am Rücken, was zwar wesentlich bequemer war, doch ich fragte mich, wie ich ihn allein zubekommen sollte. Ich kämpfte gerade damit, ihn zu fassen zu bekommen, da öffnete sich hinter mir die Tür und ich wusste, dass Dracos Blick geradezu auf meinen nackten Rücken fiel.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt