Kapitel 75 - Zurück in Malfoy Manor

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Als wir dieses Mal vor dem großen Anwesen apparierten strahlte die Sonne von einem wunderschönen blauen Himmel, als hätte der Krieg den Nebel mit sich genommen. Der Schnee lag unberührt und glitzernd auf dem Rasen und der hohen Hecke, die links und rechts die Zufahrt säumte. Die beiden weißen Pfauen waren in dieser Umgebung so gut wie unsichtbar.

Dennoch war es beklemmend, zurückzukehren. All die Erinnerungen an das Grauen, das ich hinter diesen Mauern erlebt hatte, kamen in mir hoch. Ich spürte mein Mal überdeutlich unter meiner Haut und musste das Bedürfnis unterdrücken, es mir von der Haut kratzen zu wollen.

"Es tut mir leid, dass du so fühlst, wenn du hier bist"

Ich sah zu Draco auf, der ernst zu mir herunter sah und jetzt den Kopf schüttelte. "Ich benutze keine Legilimentik. Es ist offensichtlich. Aber wenn du es zulässt, können wir die alten Erinnerungen durch neue ersetzen."

Und er reichte mir seine Hand. Atemlos sah ich darauf. Er war so verändert. Ich konnte ihm einfach nicht ganz trauen, nach allem, was er mir die letzten Monate angetan hatte. Ich legte dennoch meine Hand in seine, doch mit einem Gefühl, als würde ich zum unzähligsten Mal ein Kartenhaus wideraufbauen, das er mit nur einem Wimpernschlag wieder zerstören würde.

"Gib mir wenigstens eine Chance", murmelte er leise.

Ich hatte mir immer gewünscht, dass er einst so mit mir sprechen, so fühlen würde. Nie hätte ich es für möglich gehalten, wie schwer es mir dann fallen könnte, von vorn zu beginnen. Doch ich nickte. Unsicher zwar, doch ich tat es. Und er forderte nicht mehr. Das machte es einfacher.

Schweigend gingen wir die Auffahrt hinunter. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen. Und meine Gedanken waren noch immer halb im Fuchsbau. Wie andersartig es hier war. Ich kam nicht umhin, zuzugeben, dass ich mehr hierher passte. Dass ich den Luxus wollte.

Als Narzissa die Tür öffnete und in einem langen schönen smaragdgrünem Kleid vor mir stand, war es, als würde ich kurz mein zukünftiges Ich in der Tür stehen sehen. Erschrocken blinzelte ich die Bilder fort und fragte mich beschämt, woher sie auf einmal kamen, wo ich doch so weit entfernt war, Draco zu vertrauen.

"Willkommen zurück!" Sanft küsste sie mich auf beide Wangen, ehe sie mich in einigem Abstand von sich hielt und in meine Augen sah. Wieder sah ich etwas von mir in ihr. Ging es ihr genauso? "Ich kann dir nicht genug danken, Kimberly Weasley."

"Du warst nicht unbeteiligt an der Sache", erwiderte ich und fühlte mich in ihrer Nähe sofort wohler.

"Kommt herein. Es ist eisig. Habt ihr Hunger? Ich kann Winky um ein paar Scones bitten."

"Wir haben schon gegessen", erwiderte Draco. Überrascht nahm ich wahr, dass er mir den Mantel abnahm, ehe er zu meinem Entsetzen das unförmige Kuchenpaket aus seinem Mantel zog und es seiner Mutter überreichte. "Und Molly Weasley schickt dir ihre besten Grüße."

Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Stattdessen konnte ich nur hilflos zusehen, wie Narzissa reagierte.

Sie sah mich ernst an. "Es tut mir leid, dass meine Familie und ich dir das Gefühl gegeben haben, dass du dich für deine Familie schämen musst. Das Gegenteil ist der Fall. Sie haben einen vortrefflichen Kampf geliefert."

Ich starrte sie mit offenen Mund an. Zuerst Draco und jetzt Narzissa. Die Welt stand Kopf. Es schien, als wäre ich der einzige Mensch, der sich nicht verändert hatte. Oder der einzige, der es getan hatte. Es war, als wäre ich neu in eine Welt gekommen, die ich erst noch kennenlernen musste. Und vielleicht ging es uns ja allen so.

"Draco, zeig Kimberly doch bitte ihr Zimmer und dann sehen wir uns alle zum Dinner. Im kleinen Salon."

Als Draco und ich die breite Treppe in den ersten Stock hinauf gestiegen waren, wandte ich mich automatisch nach links und prallte heftig mit ihm zusammen.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt