Kapitel 19 - Der Raum der Wünsche

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Im März schmolz das letzte Eis. Die Slyterhins sonnten sich noch immer im Ruhm der gewonnen Quidditchmeisterschaft. In diesen Tagen rückten wir näher zusammen. Sie schienen zu spüren, dass mich mit Ron nicht mehr viel mehr verband als der gemeinsame Name. Was nicht schwer war bei den verachtungsvollen Blicken, die er mir zuwarf. Er  hatte mir nicht eine Frage gestellt. Er kannte nur das, was Harry ihm erzählte. Und das schien ihm zu genügen.

Mit Ginny wechselte ich ab und an kurze Worte. Ich fragte mich, wie der Rest meiner Familie auf mich reagieren würde. Falls Ron ihnen schon von meinen Gefühlen zu Draco erzählt hatte, so ließ Mom es sich in ihren Briefen nicht anmerken. Jedoch vermied sie es nun tunlichst, Harry zu erwähnen und hielt sich setlsam allgemein.

Nach der Szene in der Umkleidekabine verhielt sich Draco zwar nicht gerade freundicher mir gegenüber, aber die Rangordnung war definitiv verändert. Als ich mich in derselben Woche zu ihm und Zabini setzte, weil kein anderer Platz mehr frei war, akzeptierten sie meine Nähe ohne Murren. Von da an hingen wir öfter zusammen herum, meistens schweigend. Ich wusste nicht, ob Draco seinen Freunden etwas von uns erzählt hatte - was auch immer "uns" bedeutete - aber ich hinterfragte die Situation nicht, sondern genoss das Gefühl, endlich irgendwo dazuzugehören.

Draco und ich wechselten nie direkt ein Wort miteinander, doch manchmal erwischte ich ihn dabei, wie er mich während des Unterrichts anstarrte. Dann hatte ich das Gefühl, das ganze Klassenzimmer stünde in Flammen, solche Hitze entfachte er durch einen einfachen Blick in mir. Einmal entglitt ihm im Gemeinschaftsraum sogar ein selbstvergessenes Lächeln, als sich unsere Blicke trafen.

Die Prüfungen rückten näher und ich verbrachte, wie die meisten meiner Mitschüler, meine freie Zeit in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum, um zu versuchen, den Stoff in mein Hirn zu hämmern. Was schwierig war, wenn meine Gedanken sich ständig um ein und denselben Jungen kreisten.

Draco sah ich nie beim Lernen. Er verschwand immer öfter und ich wünschte, ich hätte auch eine Karte des Rumtreibers oder einen Tarnumhang, um ihm unbemerkt folgen zu können.

Eines Abends Anfang April reichte es mir. Ich saß gerade mit Zabini, Goyle und einigen anderen Slytherins im Gemeinschaftsraum am Feuer, als er die Treppe zu den Jungenschlafsälen herunter stolziert kam und ohne uns eines Blickes zu würdigen den Gemeinschaftsraum verließ.

Es war kurz vor der Nachtruhe. Je mehr Zeit verstrich, desto weniger schien er sich um irgendwelche Regeln zu scheren, was mich alarmierte. Trotz des Zerwürfnisses zwischen  Harry und mir, bekam ich doch seine Worte nicht aus dem Kopf und musste zugeben, dass Dracos Verhalten nicht anders als verdächtig zu nennen war. Zudem hatte er sein Vorhaben, Dumbledore etwas antun zu wollen, mir gegenüber ja sogar zugegeben. Ich fragte mich, wie er es anstellen wollte, den größten Magier, den die Zauberergemeinschaft je gesehen hatte, übertrumpfen zu wollen und machte mir mehr Sorgen um ihn als ich sollte. Schließlich war er derjenige, der einen Mord plante. Ich hatte lange aufgehört, mich mit meinem Gewissen auseinanderzusetzen, seit ich erkannt hatte, dass ich Draco Malfoy liebte. Damit hatte ich meine Seele ohnehin dem Teufel verschrieben.

Ich wartete einige Herzschläge bis das Potrait wieder hinter Draco zugeschwungen war, ehe ich mich langsam erhob, um ihm zu folgen. Die anderen nahmen keine Notiz von mir. In den dunklen Korridoren angekommen, sah ich gerade noch, wie er zur Wendeltreppe einbog, die zur Eingangshalle folgte. So leise wie möglich heftete ich mich an seine Fersen.

Nur das Mondlicht, das durch die Fenster fiel erleuchtete die Große Treppe. Stufe um Stufe folgte ich ihm und hatte jede Sekunde Angst, dass er mich bemerken könnte. Er hätte sich nur einmal umwenden müssen, doch er schien in seiner eigenen dunklen Welt versunken. Wenn ich sein Profil zu Gesicht bekam, wirkte es angespannt und von Grauen und Entschlossenheit erfüllt. Am liebsten hätte ich mich zu erkennen gegeben, damit er wusste, dass er nicht allein war. Dass ich ihm folgte und ihm beistand, was auch immer er tat. Doch ich ahnte, dass er mich attackieren oder wegschicken würde.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt