Kapitel 57 - Das Ende

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Das Grauen ging als Schreie und schwere Seufzer durch unsere Reihen. Ich konnte förmlich spüren, wie allen der Mut sank. Es war, als wäre Harry der dringend benötigte Hoffnungsschimmer gewesen, den wir brauchten, um unsere Kräfte für den Kampf zu mobilisieren.

Die Schlange ringelte sich dicht zu Voldemorts Füßen, doch ich wusste, ich konnte keinen Versuch zu ihrer Tötung unternehmen. Ein falscher Schritt und hunderte von Todessern würden ihre Zauberstäbe auf mich richten. Und selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ich es nicht über mich gebracht.

Mit Grauen konnte ich nichts anderes tun, als auf Harrys leblosen Körper zu starren, während stumme Tränen meine Wangen benetzten. Ich sehnte mich danach, nichts mehr zu fühlen.

"Seht ihr jetzt, auf wen ihr all eure Hoffnungen gesetzt habt, ihr Narren? Auf einen kleinen Jungen, den ich tötete, als er feige davonlaufen wollte, während ihr euch aufgeopfert habt."

"Das ist eine Lüge!"

Ich realisierte erst, dass ich gesprochen hatte, als sich alle Köpfe zu mir unwandten. Voldemort riss die Augen auf und suchte die Menge ab, dann fand sein Blick mich und seine Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. "Ah Kimberly Weasley. Noch so ein Feigling. Du hast dich tot gestellt wie die Maus vor der Schlange, und was hat dir das am Ende genützt? Du hast dich für die falsche Seite entschieden. Tritt vor, damit alle sehen, was mit Verrätern geschieht."

Trotzig und ohne Angst zwängte ich mich durch die Menge. Ich hörte meine Eltern schreien, doch sie wagten nicht, sich einzumischen, offenbar hatten sie Angst, mir dabei noch mehr zu schaden.

Als ich vor Voldemort ankam, hatte ich das Gefühl, als wäre es die ganze Zeit genau darauf hinausgelaufen.

"Harry Potter war kein Feigling", sagte ich mit zitternder Stimme. "Er ging in den Wald, um zu sterben, um uns alle zu beschützen. Er starb wie er gelebt hatte - mutig, aufopfernd und voller Liebe."

Voldemort fletschte die Zähne, dann begannen er und die Todesser aus vollem Halse zu lachen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und fragte mich, ob ich es schaffen würde, meinen Zauberstab zu ziehen, ehe er es tat.

Voldemort gebot seinen Gefolgsleuten mit einem Handzeichen zu schweigen und sofort herrschte Ruhe, ehe er mich abschätzend ansah. "Denk nicht mal dran."

Offenbar war mein Geist weit offen. Ich hatte nicht mehr die Kraft, die Mauer hochzuziehen und vermutlich war es egal.

Fast gleichgültig beobachtete ich, wie Voldemort den Zauberstab gegen mich erhob und die Worte formte. Der Tod rief, ich hörte schon, wie seine Stimme an meinem Ohr flüsterte.

Dann geschah alles auf einmal. Harry sprang auf und entwaffnete Voldemort mit einem ungesagten Zauber aus dem Zauberstab des Schicksals. Die Reihen hinter uns schrien und brüllten hoffnungsvoll und stürzten sich wieder in die Schlacht, während die meisten Todesser flohen. Ich zog, als hätte ich nur darauf gewartet, das Schwert von Gryffindor aus meiner Tasche und stürmte damit auf Nagini zu.

Voldemort brüllte und streckte mich mit einem Faustschlag in mein Gesicht nieder. Ich knallte auf den Stein und spürte, wie mein linkes Auge rasch zuschwoll, während ich mit dem anderen beobachtete, wie die Klinge des Schwertes, das mir beim Sturz aus der Hand gerissen worden war, die Schlange enthauptete.

Mit wild klopfendem Herzen sah ich auf und da stand Narzissa Malfoy mit dem Schwert von Godric Gryffindor. Inzwischen hatte Voldemort seinen Zauberstab wieder, doch ich war schneller und warf einen Schildzauber zwischen ihn und Dracos Mutter, dann rannten wir davon und suchten im Inneren des Schlosses Schutz.

"Draco?", keuchte sie, als wir in der Eingangshalle waren.

Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. "Es tut mir so leid, Narzissa. Ich konnte nichts tun."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt