Kapitel 71 - Verzerrte Welt

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Irgendwann versiegten meine Tränen und der Regen spülte ihre letzten Spuren von meinem Gesicht. Langsam löste ich mich aus Dracos Armen, fast zeitgleich erhoben wir uns und standen einander wie Fremde gegenüber.

"Wie kannst du glauben, dass gerade du mir Trost geben kannst? Du bist derjenige, der mich soweit gebracht hat?", sagte ich mit einer neuen ruhigen, kalten Wut.

Er nickte. "Genau das ist auch der Grund, warum ich deine Gefühle so gut verstehen kann."

"Ist das wieder nur ein krankes Spiel für dich?", fuhr ich ihn an.

Er schüttelte mit dem Kopf. "Es war nie ein Spiel für mich. Eigentlich sollte ich froh sein, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich bin nicht gut für dich und dein Leben. Aber ich kann dich nicht in Ruhe lassen."

"Du wirst es einfach lernen müssen", sagte ich und fühlte mich unendlich leer. Ich hatte das Gefühl, nie mehr im Leben irgendjemanden vertrauen zu können. Und ihm schon gar nicht.

Ich wollte mich abwenden, doch da klang seine Stimme erneut durch das Geräusch des plätschernden Regens. "Weißt du, warum es mir gelungen ist, doch einen Patronus zu erschaffen ?"

Ich sagte nichts, hielt aber inne und wartete.

"Durch deine Liebe. Und dieser Drache zeigt mir, dass da doch etwas in mir ist. Dass ich dir etwas geben kann."

Ich schluckte und erwiderte zitternd: "Ich will es aber nicht mehr haben."

Dann ging ich schnellen Schrittes davon und er hielt mich nicht auf.

Es fühlte sich an, als wäre zwischen dem Gespräch mit Draco und der Stunde im Klassenzimmer von McGonagall ein ganzes Leben verstrichen. Ich war froh zu sehen, dass die Zeit um war und die Schüler den Raum verlassen hatten.

Nur George saß auf dem Lehrertisch und aß genussvoll einen Apfel. "Es ist ja nicht so, dass ich etwas gegen Spontanität einzuwenden hätte, Schwesterchen, aber ich glaube, das hier ist deine Herausforderung."

"Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin", sagte ich erschöpft und lehnte mich an den Tisch. "Ich musste einfach etwas für mich klären."

"Wessen Drache war das? Sieh mich nicht so an, als würdest du dir überlegen, mich anlügen zu wollen. Ich weiß genau, wie dein Drache aussah und das war er nicht. Außerdem wirkst du völlig durcheinander."

Ich hatte Angst. Angst, auch noch George zu verlieren, wenn er die Wahrheit kannte. Andererseits war es wohl keine schlechte Idee, es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit zu versuchen.

"Da ist etwas, das ich keinem von euch erzählt habe", begann ich. "Während der Schlacht wurde ich von hunderten von Dementoren angegriffen. Ich konnte keinen Patronus mehr erschaffen, nachdem ich dachte, dass Harry sterben würde. Und dann erschien dieser Drache und rettete mir das Leben. Es war genau der Drache, der vorhin hier im Klassenzimmer erschienen ist."

"Wessen Patronus ist es?"

Ich sah ihn nicht an, als ich murmelte: "Dracos"

Ich rechnete mit einer Explosion, doch es kam anders, als er seufzte: "Wieso überrascht mich das nicht. Kannst du mir mal verraten, warum er dich einerseits immer beschützt man denke allein an das letzte Quidditchspiel, und dich zeitgleich so quält?"

Ich erzählte ihm monoton alles, was Draco mir offenbart hatte. Er hörte schweigend zu und in seinen Augen spiegelten sich so etwas wie Respekt und Erstaunen.

"Das hätte ich unserem lieben Malfoy gar nicht zugetraut. Das sind fast schon edle Beweggründe", sagte er als ich geendet hatte.

Ich sah ihn fassungslos an. "Du verstehst ihn?"

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt