Kapitel 34

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Das weitere Essen verlief ohne weitere Zwischenfälle. Es war aber mit Sicherheit auch kein Essen, das ich als Familienzeit beschreiben würde. Die meiste Zeit über wurde geschwiegen und das meiste, was gesagt wurde, war: "Kannst du mir bitte ... reichen?" Angenehm war wirklich etwas anderes.

Nach dem Essen gingen Nicolai, Sebastian und Alex noch in einen anderen Raum, um etwas Wichtiges zu besprechen. Und wie in einem schlechten Film blieben die Frauen zurück. Da ich mir allerdings nicht noch mehr zumuten wollte an dem Abend, zog ich mit der Ausrede zurück, dass ich müde sei. Ganz gelogen war es nicht, denn die ganze Aufregung war mehr als nur Energie raubend.

Als ich den Raum verlassen hatte, war wie durch Zauberhand auch schon Leon an meiner Seite, um mich zu meinem Zimmer zu bringen. "Sag mal, wird das Haus hier irgendwie abgehört?", rutschte mir plötzlich die Frage raus, die ich schon seit dem plötzlichen Hereinkommen der Angestellten in der Küche hatte. "Wie kommst du denn darauf?", fragte Leon mich, während er mich beäugte, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. "Naja, irgendwie kommen alle immer zum perfekten Zeitpunkt", erklärte ich.

"Nun ja, wir haben hier halt geschultes Personal und wahllos ausgesucht wurde es auch nicht. Sie sind die besten in ihrem Job. Abgehört wird hier keiner, aber du kannst dir sicher sein, dass zumindest in allen öffentlichen Räumen mitgehört wird."

Es erklärte sich mir zwar immer noch nicht, wie man so gut belauschen konnte, gerade da sie nie mit im gleichen Raum waren. Aber es beruhigte mich schon einmal, dass hier keine Abhörtechnik eingesetzt wird. Für den Fall, dass das keine Lüge ist.

"So, da wären wir. Ich wünsche eine gute Nacht." Damit machte Leon sich auch schon wieder auf den Rückweg und ich fühlte, wie eine riesige Last von meinen Schultern fiel. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Abend so nervenaufreibend werden würde.

Ich entschied mich, eine warme Dusche zu nehmen. Und als das warme Wasser auf meinen Körper prasselte, dachte ich noch etwas über den Abend nach. 29 Jahre also... Wie konnte ich ihn nur nie fragen, wie alt er ist? Plötzlich schoss mir die Begegnung im Restaurant wieder in den Kopf.

Ich drehte das Wasser ab, warf mir ein Handtuch über und legte mich auf das Bett, um dort alle Apps zu öffnen, auf denen ich mich so rumtrieb. Aber ich fand ihn nicht. Wahrscheinlich hatte er das Match schon aufgelöst und damit den Chat gelöscht. Ach verdammt. Ich hätte zu gern gewusst, wie genau sein Profil und der Chat aussahen. Es deprimierte mich, aber zeitgleich machte es mich auch an, dass er mich auf diese Art und weise zu sich "gelockt" hatte.

Ich schloss meine Augen und dachte an unsere Zeit im Ferienhaus. Ich begann damit, mir über seine Seiten zu streichen. Schnell legte ich das Handtuch beiseite, um meine Hände auf meiner Haut zu spüren. Ich war aber so in Gedanken gefangen, dass es nicht meine Hände waren, die ich spürte.

Ich fuhr über meinen Bauch zur Mitte genauso quälend langsam, wie er es tut, wenn er mich um den Verstand bringen wollte. Mit meinen Fingern fuhr ich über meine intimste Stelle, wodurch sich mein Körper von ganz allein reckte. Ich gab meinem Körper das, wonach er lechzte, aber es reichte nicht. Die Gedanken an ihn reichten nicht. Ich wimmerte und versuchte es weiter, bis ich schlussendlich aufgab.

"Brauchst du Hilfe?" Geschockt starrte ich ihn an. Wie lange stand er wohl schon dort? Lang genug, der Beule in seinem Schritt nach zu urteilen. Aber die Antworten auf diese Fragen waren egal. Ich setzte mich auf und krabbelte etwas unbeholfen zu der Bettkante, an der der Mann stand, der mir helfen konnte. "Bitte", hauchte ich ihm entgegen, bevor ich völlig erhitzt seine Hand nahm und sie zu meiner Mitte hinzog. 

Chained to the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt