Kapitel 55

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Das, was ich gerade bewunderte, erinnerte mich an diese riesigen Urlaubsparadiese, die ich nur aus der Werbung kannte. Es waren verschiedene Bäder mit Rutschen vorhanden, aber auch große Sandflächen mit Liegen, aber das Wichtigste: Es war nur eine Hand voll an Leuten hier und kein einziges Kind.

Dazu gab es viele Bars und anstatt von Bademeistern, liefen Servicekräfte in schicken Uniformen durch die Gegend, um sicherzustellen, dass alle zufrieden sind.

"Wie kann es sein, dass man sowas nicht auf TikTok sieht?", fragte ich und kam mir im selben Moment total lächerlich vor, die Frage überhaupt gestellt zu haben.

"Weil niemand hier das veröffentlichen würde. Der Charm besteht darin, dass nur wenige hiervon wissen", beantwortet er aber trotzdem meine Frage.

Er ging mit dem Korb voraus und ich fragte mich, ob wir nicht etwas komisch rüber kommen würden, wenn wir hier ein Picknick auspacken.

"Ist es in Ordnung, hier zu essen?", äußerte ich also meine Bedenken.

"Hier ist alles erlaubt." Mir entging nicht, dass sich irgendwas an der Stimmung verändert haben zu schien. Ob ich ihn nervte mit meiner ganzen Fragerei? Ich entschied mich dazu, ab jetzt keine unnötigen Fragen zu stellen und es einfach auf mich zukommen zu lassen.

"Also erst etwas schwimmen oder erst essen?", fragte er mich und wartete gespannt auf meine Antwort. Am liebsten würde ich gar nicht schwimmen gehen, aber da würde ich wohl nicht drum herum kommen.

"Ich hätte schon Hunger", gab ich ihm also zurück und folgte ihm, als er auf eine Tür zu lief. Man durfte hier also wohl doch nicht essen..

Er holte unseren Kabinen Schlüssel wieder heraus und hielt ihn vor die Tür, wodurch ein kleiner blauer Punkt aufleuchtete und man sie öffnen konnte.

"Hier sind wir ungestört", erklärte er, doch ich hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu. Hier war es etwas kälter und die Luft war ebenfalls deutlich unangenehmer. Durch das Licht wurden die Wasserbewegungen auch an die Wand geworfen und eine wundervolle Atmosphäre wurde geschaffen. Und als Highlight wurde ein Teil des Beckens von einer kleinen Höhle überdacht.

"Es ist wunderschön Sebastian", drückte ich meine Bewunderung hierfür aus.

"Genau wie du." Ich musste etwas schockiert ausgesehen haben, den er wendete seinen Blick leicht von mir ab.

"Danke", gab ich etwas leiser zurück.

Wir nahmen uns wohl beide vor, diese Situation zu ignorieren, denn im nächsten Moment fing er an, jede Menge Kleinigkeiten auf dem Boden zu verteilen.

Das Essen war wie immer wirklich köstlich und zum ersten Mal schien mir die Regel, nicht mit vollem Magen schwimmen zu gehen, sinnvoll. Es könnte im Bereich des Möglichen liegen, dass ich einfach untergegangen wäre, wenn ich so ins Wasser gegangen wäre.

Aber wir legten uns auf eine höhere Plattform im Wasser, wie es auch der Pool im Ferienhaus gehabt hat. Eine angenehme Wärme machte sich in meinem Körper breit und zum ersten Mal fühlte ich mich richtig entspannt trotz des Bikinis, den ich anhatte.

Immer wieder berührten wir uns leicht, wenn eine kleine Welle dafür sorgte, dass man nicht auf einem Fleck liegen bleiben konnte. Langsam wurde es wirklich gefährlich, denn die Spannung, die diese Situation in mir verursachte, stieg mit jeder Minute an.

Ok, Layla mach nichts Dummes. Er ist sein gottverdammter Bruder. Doch Willenskraft war noch nie meine Stärke gewesen. Anstatt wie vorher immer wieder etwas wegzudrücken, wenn wir uns zufällig berührten, blieb ich dort und genoss die Berührung unserer Haut.

"Süße, verrätst du mir, was du da machst?", kam es unerwartet von ihm und ließ mich instinktiv wieder von ihm wegrücken.

"Das war nicht meine Intention", sprach er deutlich, drehte sich etwas zu mir, um mich wieder an ihn heranzuziehen.

Nein. Nein. Nein. Mittlerweile konnte ich mir nicht mehr einreden, dass das hier nur etwas Kleines war, was zu keinem Problem führte. Mittlerweile war es etwas, das nicht hätte passieren können.

Ich setzte mich etwas auf, um mich zu räuspern.

"Das hier- das ist nicht-", versuchte ich die richtigen Worte zu finden.

"Warum soll etwas, was man will, falsch sein?", entgegnete er und setzte sich ebenfalls auf.

Meinte er das gerade ernst? Nur weil es Menschen gibt, denen das Morden Freude bereitet, können sie dem ja auch nicht einfach nachgehen.

Sebastian schien zu bemerken, dass ich diese Auffassung nicht teilte.

"Wenn du nicht willst, akzeptiere ich das, aber wenn du es dir verbietest, weil du eine Beziehung hast, dann solltest du dir Gedanken darüber machen, ob du mit dem richtigen zusammen bist."

War echt komplett durchgeknallt? Ich dachte, er wäre ein netter attraktiver Mann, aber bestimmt nicht, dass er versucht, vergebene Frauen zu verführen.

Ich musterte ihn in der Hoffnung, dass er noch etwas sagen würde, dass seine Aussage etwas abschwächen würde, aber da kam nichts.

"Ich liebe Alexander und nur weil ich mich nach etwas Körperlichkeit sehne in dieser Stressigen Zeit heißt das bestimmt nicht, dass ich ihn betrügen werde, um dieses Bedürfnis bei jemand anderem zu stillen!", brachte ich wütend hervor.

Ich schien ihn zu belustigen, denn er sah mich so an, als ob er mir absolut nicht abkaufen würde, was ich gerade gesagt habe.

"Ich denke, ich werde jetzt gehen, Sebastian."

Ich drehte mich um, um aus dem Becken zu steigen, doch dazu kam es nicht.

Ahh was mache ich hier nur. Ich weiß selbst noch nicht genau, wo das alles hinführt. Ob da doch etwas läuft und der gemeinsame Abend mit Alexander ins Wasser fällt?

Chained to the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt