Nicolai überließ mir beim Kochen Sachen wie das Schneiden von Gemüse oder das Umrühren der Suppe, was mir irgendwie etwas leid tat, weil er so quasi das ganze Essen allein gezaubert hatte. Allein bei dem Anblick bekam ich richtig Lust es zu essen und der Geruch übertraf es noch um Längen.
Und auch wenn ich nicht viel beigetragen hatte, war ich etwas stolz, an diesem Gericht teilgehabt zu haben. Immerhin musste er nichts noch einmal anders machen, sondern konnte alles von mir benutzen wie ich es ihm gab.
"Ich würde sagen, es kann ins Esszimmer gebracht werden. Oder was sagst du?" Mit einem gespielt prüfenden Blick betrachtete ich noch einmal alle Teller, Schüsseln und Platten und nickte ihm dann zustimmend zu. Er lächelte mich so herzlich an, dass ich kurz verlegen zu Boden schaute. Noch nie hatte ich mich bei einem "Fremden" so wohl gefühlt und selbst die Eltern von Karla, bei denen ich schon so oft war und immer gut behandelt wurde, hatte ich dieses Gefühl noch nie erlebt.
So als ob man uns belauschen würde, kamen plötzlich ein paar Angestellte herein und luden die Sachen auf Servierwagen. "Kommst du?", nahm ich Nicolais Frage wahr und bemerkte, dass er wohl schon etwas gesagt haben musste, weshalb ich den Abstand zwischen uns schnell aufholte und mit ihm zurück in den Flur ging.
"Wir haben jetzt schon so viel über meine Familie geredet, aber ich weiß noch gar nichts über dich, Layla", wandte sich Nicolai nach einigen Schritten an mich.
Ich schaute ihn überrascht an, als ob es das seltsamste der Welt wäre, dass sie etwas über die Frau erfahren wollten, die Zeit mit ihrem Sohn verbrachte. Ich überlegte kurz was ich ihm erzählen sollte, aber an sich führte ich ein normales Leben.
"Hm, also viel zu erzählen gibt es da nicht, muss ich sagen", gab ich verlegen zu. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Nach der Grundschule bin ich auf ein Gymnasium gegangen. Die einzigen Male wo ich wirklich außerhalb von Deutschland war und mich auch daran erinnern kann, waren meine Klassenfahrten. Ähm, ansonsten habe ich viel an Freizeitaktivitäten ausprobiert. Viel Sport und ehrenamtliche Tätigkeiten. Mit Anfang 17 habe ich dann ihren Sohn kennengelernt."
Nicolai schien kurz überrascht, wodurch ich wahrnahm, dass wir wohl stehen geblieben sind, was mir bei meinem Kurzvortrag gar nicht aufgefallen war. "Ich dachte ihr würdet euch noch nicht lange kennen..", gab Nicolai verwundert von sich. "Also wir haben uns kennengelernt, aber dann auch wieder aus den Augen verloren. Vor kurzem haben wir uns dann ganz zufällig getroffen und nun ja irgendwie kamen dann auch schon direkt Gefühle mit ins Spiel", versuchte ich mich zu erklären, ohne die Parts zu erwähnen, die nicht für die Ohren von Eltern bestimmt waren.
"Und was machst du zurzeit?" Er schaute mich sehr erwartungsvoll an, sodass ich das Gefühl hatte, ihn mit meiner Antwort zu enttäuschen. "Ich mache gerade mein Abitur und-" "Per l'amor di Dio!", unterbrach mich Nicolai und aufgrund seiner Augen nahm ich an, dass ihn das wohl überrascht hatte. "Ich hatte zwar 2 Mal wiederholt, bin aber auch immer ein Jahr jünger gewesen, wodurch das jetzt eigentlich nicht so ein Schock gewesen sein sollte.
"Ich weiß, dass man mit 19 schon sein Abi haben könnte, aber-" Ich sprach nicht weiter, denn Nicolai war mit schnellen Schritten auf dem Weg zum Esszimmer.
"Diciannove? Scuola? Figlio mio, per favore, spiegami questo", wandte er sich nun an Alexander und ich bekam das Gefühl, irgendwas falsch gemacht zu haben. Zudem verstand ich kein Wort und konnte nicht einmal ausmachen, welche Sprache es war. Aber da ich nichts verstand, war es schon einmal weder Französisch noch Spanisch. Ich konnte zwar auf beiden Sprachen nur das Nötigste, aber sie zu erkennen war mir möglich. Vielleicht Italienisch? Würde Sinn machen, nachdem was Nicolai mir in der Küche erzählt hatte.
"Papà, per favore, calmati. La mamma non era più grande quando vi siete conosciuti", antwortete Alexander nun.
"Würde mir bitte jemand erklären, was hier los ist? Vorzugsweise auf einer Sprache, die alle am Tisch hier verstehen?". mischte sich nun auch Amalie in die Diskussion ein.
Daraufhin setzte Nicolai sich hin. Alexanders Blick lag durchgehend auf mir und Victoria schien Amelie zu erklären was passierte, was mir allerdings herzlich wenig brachte.
"Darüber regst du dich auf? 19 Jahre, das ist doch alt genug." Amelie widmete sich nur Nicolai zu, der sie entgeistert anschaute. Ging es wirklich um mein Abitur? Sebastian schien meine Unwissenheit zu bemerken.
"Layla, sag mir... weißt du, wie alt Alexander ist?", widmete er sich nun mir zu, worauf plötzlich alles im Raum still wurde.
Was glaubt ihr, wie alt Alexander ist und weiß Layla das? Falls jemand hier italienisch kann, scheibt bitte in die Kommentare, falls etwas falsch ist
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Chained to the past
OverigWas passiert, wenn man beim swipen nicht mehr drauf achtet, wer auf den Profilen zu sehen ist? Layla hatte schon längst aufgegeben, das wieder zu finden, was sie vor 2 Jahren hatte. Eine Befriedigung all ihrer Bedürfnisse. Es war nicht so, dass ihr...