Kapitel 54

499 14 2
                                    

Mit großen Augen betrachtete ich mich im Spiegel. Niemals könnte ich mir so jemanden zeigen! Ich fühle mich ja nicht einmal allein wohl darin. Schnell ging ich zurück zu den Kisten.
Ich hatte eine Jacke im Schrank gesehen, von der ich nie gewusst hätte, wozu ich sie anziehen sollte, weil man leicht hindurchsehen konnte und sie auch auf keinen Fall warm halten würde.
Aber für dieses Teil schien sie perfekt.

Nachdem ich 2 Kisten durchwühlt hatte, hielt ich sie endlich in den Händen. "Ich hätte nie gedacht, dass du mir mal den Tag retten würdest", sprach ich leise vor mich hin.
Mit einem letzten Blick auf die Uhr, stopfte ich die Jacke in eine Tasche und zog mir meine Sachen von eben wieder über.

Dann mal los. Schon auf dem Weg zum Eingangsbereich, konnte ich die beiden hören.
"Na, fertig?", grinste Sebastian mich an wodurch ich etwas beschämt zum Boden blickte. Normalerweise war ich keins dieser Mädchen, die Stunden brauchte um sich fertig zu machen, aber nur mit diesem Ding bekleidet hätte ich mich niemals getraut mitzugehen.

"Haha, alles gut, Süße. Ich habe schon deutlich länger auf Frauen gewartet. Wollen wir?"
"Wo wollen wir eigentlich genau hin?", fragte ich neugierig.
Ich war nicht wirklich ein spontaner Mensch, deshalb war es schon eine Besonderheit, dass ich überhaupt mitkomme. Aber nicht zu wissen wo es hingeht? Damit konnte ich bei bestem Willen nicht umgehen.

"Hm, das ist etwas schwierig zu erklären. Es ist eine Art Schwimmbad nur ohne diese Masse an Menschen", erklärte er mir etwas unsicher.
Also ein privates Schwimmbad? Ob es so wird wie auf der Party? Ich hoffe nicht.

Ohne weiter nachzufragen, folgte ich ihm zu seinem Wagen.
"Möchtest du fahren?"
Ungläubig starrte ich ihn an. Mit dieser Frage hatte ich nun wirklich gar nicht gerechnet.
"Nein, fahr du ruhig, aber danke dass du fragst."

Wir fuhren eine gute halbe Stunde, bis wir bei einem Gebäude hielten, das eher nach einer Art Club aussah, da es keine Fenster hatte und eher dunkel gehalten war.
"Wollen wir?" Sebastian schien zu bemerken, dass ich etwas ängstlich war und lächelte mir zu, was mir tatsächlich ein besseres Gefühl gab.

Innen sah es aus wie die Lobby eines Hotels. Es gab mehrere Sitzmöglichkeiten und ein langer Tresen hinter der ein Mann in einem schicken Anzug bereits auf uns zu kam.
"Herr Danielis, wie kann ich Ihnen behilflich sein?", sprach er und ich war wieder verwundert darüber, dass wirklich viele in dieser Umgebung die Familie zu kennen scheinen. Wie kann es sein, dass ich vorher noch nie den Namen gehört habe?

"Wir hätten gerne noch zusätzlich einen Privatbereich, aber bitte ohne Service", antwortete er freundlich und blickte prüfend zu mir, als ob ich vllt etwas einzuwenden hätte. Aber ich hatte keine Ahnung was gleich auf mich zukommen würde also hatte ich auch nichts zu sagen.
"Natürlich, ich gebe es sofort weiter. Hier schon einmal die Schlüssel für die Kabine."
Gespannt betrachtete ich das Spektakel. Wir lebten wirklich in verschiedenen Welten. Er bedankte sich noch und führte mich zu einer der Türen die in einen langen Flur führte.

"So.. wir haben Kabine 5", sprach er mir zu, während er suchend auf die Nummern der Türen schaute.
"Wir?", entkam es mir etwas geschockt.
"Du hast dich doch schon umgezogen, oder? Das hat Alexander zumindest gesagt", antwortete er verwirrt.
Stimmt. Das habe ich total vergessen.
"Ja, das schon, aber was ist mit später?", versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, dass ich einfach kurz vergessen hatte, dass ich bereits umgezogen war. Naja, soweit man das Ding als Kleidung beschreiben konnte.

"Wenn du ein Problem mit dem Nacktsein hast, kannst du später gerne zuerst hinein gehen", traf er den Nagel auf den Kopf.
"Ist vielleicht auch besser, nicht dass ich den Abend wegen sowas nicht überlebe", fuhr er fort und versuchte wohl die Stimmung wieder etwas aufzuheitern.

Ohne weiter darüber zu reden öffnete er die Tür und ich fand eine wirklich geräumige Kabine vor in der bereits Handtücher lagen so dass man keine Angst haben musste, sich irgendwas einzufangen.
Sebastian schien zu bemerken, dass ich beeindruckt war, denn er hielt eine Art Kurzvortrag: "Du musst dir hier um gar nichts Gedanken machen. Du wirst hier nichts finden, das darauf schließt, dass jemand anderes hier war. Selbst nicht unter UV-Licht."

Beeindruckt ließ ich meinen Blick schweifen. Es war wirklich lupenrein und roch dabei total neutral. Generell roch es überhaupt nicht nach Schwimmbad.
Gerade als ich noch etwas sagen wollte, sah ich, dass er bereits dabei war sich auszuziehen. Überfordert drehte ich mich um und blickte an die Wand.

"Es ist ja nicht so, als ob du das hier gleich nicht sehen würdest", lachte er über mein Verhalten, doch ich konnte mich nicht wieder zurück drehen. Mit ihm in einer geschlossenen Kabine zu sein, kam mir nicht wichtig vor.
Um nicht komplett prüde rüberzukommen, begann ich damit, mich ebenfalls auszuziehen. Ich stopfte dann alles in meinen Rucksack und zog die Jacke über.

Als ich mich wieder umdrehte, stand er ebenfalls mit dem Rücken zu mir. Hatte er sich mir zu liebe umgedreht?
"Ich bin fertig", signalisierte ich ihm, dass er sich wieder umdrehen könnte.
"Hast du vor, so ins Wasser zu gehen?" Seine hochgezogene Augenbraue unterstrich seine Meinung über die Jacke, aber das war mir egal.
"Ich friere schnell", redete ich mich heraus.

Im Gegensatz zu mir hielt er seine Sachen gefaltet in der Hand und deutete auf den Schrank. Der Schrank beeindruckte mich nach all dem nicht mehr ganz so sehr, auch wenn er deutlich geräumiger war als alles, was ich aus öffentlichen Einrichtungen kannte. Aber die Tatsache, dass dort Badelatschen, Handtücher und sogar Duschgel und Schampoos lagen, ließ mich wirklich staunen.

"Wow und das machen die für jeden?", fragte ich ihn, während ich mir bereits die Latschen heraus nahm.
"Ich denke schon, ja."
Nachdem wir alles verstaut hatten, gingen wir durch die nächste Tür. Eigentlich hätte ich es mir denken können, aber es überraschte mich trotzdem, dass angrenzend an die Kabine ein privates Badezimmer mit Dusche vorzufinden war.

"Da wären wir." Als sich mit diesen Worten die Tür öffnete, hatte ich das Gefühl, eine komplett andere Welt zu betreten.
"Wahnsinn", kam es nur flüsternd von mir, bevor wir eintraten.

Schreibt gerne wie euch das Kapitel gefallen hat. Glaubt ihr, dass Layla Dinge tut, die sie später beichten muss?

Chained to the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt